×

Mit Scheitern zum Erfolg

Single
Böckin
07.04.21 - 16:30 Uhr
PIXABAY
PIXABAY

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

Würde man mich fragen, was ich von einer Beziehung erwarte, hätte ich wohl keine schlaue Antwort parat. Allerdings weiss ich ziemlich genau, was ich nicht will und das ist schon mal etwas.

In den letzten gescheiterten Beziehungsversuchen gab es durchaus auch Lichtblicke, sonst wäre es ja wirklich eine Tragödie. Das aufregende Kribbeln in der Magengegend und dass einem der blosse Gedanke an die andere Person ein Lächeln aufs Gesicht zaubert zum Beispiel. Oder der Fakt, dass das Thema romantische Liebe für mich doch nicht so abwegig war wie gedacht: Ich war im Stande, solche Gefühle zu entwickeln. Nächtelange Gespräche, manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Sinn. Die freudige Erwartung, die andere Person wiederzusehen, auch wenn es nur für ein paar wenige Minuten war. Das gegenseitige Verstehen ohne Worte, denn manchmal reichte ein blosser Blick und es war schon alles gesagt. Ja, doch, es gab die schönen Momente.

Überwiegend und vor allem ein bisschen präsenter sind allerdings die eher nicht so rosigen Eindrücke. Wären diese nicht in der Überzahl, würde es wohl noch halten und ich würde jetzt nicht hier den Singleblog schreiben. Ich möchte jetzt auch gar nicht darauf eingehen, was alles nicht gestimmt hat, denn das würde den Rahmen sprengen. Es war jedenfalls eine Menge und vermutlich lehrreicher, als wenn es umgekehrt gewesen wäre.

Ich bin eine Person, die einen Fehler zwei-, dreimal begehen muss, bis der Groschen gefallen ist, aber dann kann ich auch meine Lehren draus ziehen. Durch die gescheiterten Versuche einer Beziehung ist mir klar geworden, wo meine Präferenzen liegen und was ich von einem Partner brauche. Umgekehrte Psychologie sozusagen. Die Rückschläge waren zwar nicht schön zu ertragen und es dauerte auch seine Zeit, bis ich die positiven Seiten darin sehen konnte. Aber nun mit etwas Distanz helfen mir diese weiter.

Die rosarote Brille ist schnell aufgesetzt und das freudige Kribbeln im Magen, die stundenlangen Gespräche und das Lächeln auf dem Gesicht sind keine Seltenheit. Hingegen die ganz persönlichen «No-Gos», die kommen nicht automatisch. Salopp gesagt muss man zuerst scheitern, um Klarheit zu erhalten. Das mag zwar nicht schön sein und die romantischen Ideale zerstören, aber ist irgendwie Realität. Heute kann ich sagen, dass ich froh bin, das erlebt zu haben, was war, denn es hat mir die Augen geöffnet. Ich habe das gebraucht, um die naive Vorstellung von einer perfekten Beziehung abzulegen und einen etwas realistischeren Blick auf das Ganze zu erhalten.

Ich mag zwar nicht wissen, wie die perfekte Beziehung für mich aussieht, oder was ein Partner mitbringen muss, dass es funktioniert, aber ich kenne das Gegenteil. Die sogenannten «Red Flags», also die Warnsignale, nach denen ich Ausschau halten muss. Sollte ein solches auftreten, suche ich das Weite. Ein viertes Mal begehe ich denselben Fehler nämlich nicht.

Eure Singleböckin

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.