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Geister der Vergangenheit

Single
Böckin
18.11.20 - 16:30 Uhr
PIXABAY

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

Ich habe Neuigkeiten! Ob positive oder negative sei mal dahingestellt. Wahrscheinlich eher Letzteres. Obwohl … Da bei mir aber in Sachen Liebe seit geraumer Zeit einfach genau gar nichts passiert ist, bin ich doch froh, hat sich in der verstaubten Gegend meines Herzens etwas geregt.

Erinnert Ihr Euch noch an den Typen, der bei mir in den ersten Monaten dieses verwunschenen Jahres für Kopf- und auch ein bisschen Herzschmerz gesorgt hat? Der Grund wieso Ihr diesbezüglich nichts mehr von mir gehört habt, ist simpel: Er hat mit Beginn der Pandemie das Land verlassen. Für mich war dann die Sache gegessen und in meinem Kopf kehrte die willkommene Ruhe ein.

Diese Ruhe hält nun allerdings ein bisschen zu lange an und so war ich beinahe erfreut, als mir sein Social-Media-Profil Grund zur Annahme bot, dass er demnächst zurückkehren würde (Nein, ich bin ihm nicht entfolgt, aber darüber reden wir ein anderes Mal). Man könnte meinen, in der Zwischenzeit habe sich jemand anderes in meinem Kopf eingenistet und unter normalen Umständen wäre das wohl auch so. Wir leben allerdings fern von der Normalität und deswegen ist dieses Vorhaben aus bekannten Gründen leider gescheitert.

Selbstverständlich ist es nicht schlau, seiner Rückkehr entgegenzufiebern. Es gibt ja einen Grund, wieso damals nichts aus uns geworden ist. Zwar hatten wir nie eine wirkliche Chance, aber wenn ich daran zurückdenke, war das wohl das Beste, das uns passiere konnte. Wieso ich es also wieder zulasse, dass er in meinen Gedanken herumgeistert? Ganz einfach. Die Pandemie ist auch an mir nicht spurlos vorbeigezogen, respektive zieht immer noch. Und meine Selbstdisziplin und -achtung haben in diesen Monaten einen tiefen Fall hinter sich. Eventuell bin ich auch bloss so erfreut über den Fakt, dass mein Herz noch nicht ganz eingefroren ist, dass ich mich an jedes kleine Fünkchen Hoffnung klammere.

Ich denke nicht, dass wir langfristiges Potential haben, aber für den Fall einer zehntägigen Quarantäne würde es wohl reichen. Mir ist zudem bewusst, dass wir ein Ablaufdatum hätten. Denn kehren die wärmeren Monate zurück, wird er wahrscheinlich wieder über die Landesgrenze verschwinden. Ob wir uns guttun sei dahingestellt, aber unterhalten und auf Trab halten würde er mich definitiv. Er wäre auch eine willkommene Abwechslung, die meine Gedanken ein wenig beanspruchen würde.

Anders als vor einigen Monaten bin ich mittlerweile nicht mehr krampfhaft auf der Suche nach einer Beziehung. Eher das Gegenteil. Gerade fühle ich mich ziemlich wohl ohne und wäre auch nicht bereit dazu, tatsächlich etwas Langfristiges einzugehen. Gegen ein wenig Ablenkung und Gesellschaft hätte ich allerdings auch nichts einzuwenden. Wahrscheinlich ist genau das der Grund, wieso ich seine Rückkehr nicht fürchte. Ich befinde mich in einer anderen Ausgangslage als zu Beginn des Jahres und die Chance, dass er mein Herz malträtiert ist um ein Vielfaches geringer.

Eine klare Antwort darauf, was ich tun werde, wenn er effektiv zurück ist, habe ich nicht, aber ich sehe dem Event neutral entgegen. Ohne übermässige Freude und auch Angst oder Wut sind keine in Sicht. Es kommt so wie es kommt und wenn nichts kommt, dann ist das ebenso okay. Eines weiss ich aber sicher: Ich halte Euch auf dem Laufenden und Ihr werdet von mir hören! Das ist ein Versprechen.

Passt auf Euch und Eure Mitmenschen auf,

Eure Singleböckin

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