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Glück ist nicht gleich Beziehung

Single
Böckin
26.08.20 - 16:30 Uhr
PIXABAY
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Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

So quasi jeder Song, jeder Roman und bei Filmen noch viel extremer. Die Liebe ist ein omnipräsentes Thema und wir kommen nicht drum herum. Wir sind besessen von der Idee, uns zu verlieben und eine glückliche Beziehung ist meistens das grösste Ziel im Leben.

Ich bin da nicht viel anders. Zwar habe ich die aktive Suche nach der ewigen Liebe mittlerweile aufgegeben und mich mit dem Fakt angefreundet, dass ich mich damit wohl einfach schwerer als andere tue, aber hin und wieder verfalle ich in alte Muster.

Beziehungen und ewige Liebe sind nicht die ultimativen Lebensziele. Liebe findet man auch nicht einfach so, nur weil man danach sucht. An der Lebensweisheit, dass man sich verliebt, wenn man es am wenigsten erwartet, mag vielleicht doch etwas dran sein. Es mag abgedroschen klingen und bei manchen auch nicht der Wahrheit entsprechen, aber bei den wenigen Erfahrungen, die ich gesammelt habe, trifft es eben doch ziemlich zu.

Liebe nicht zu wollen, ist aber alles andere als ein einfacher Task. Schliesslich wird man täglich mehrmals damit konfrontiert und das Gefühl von Verliebtheit gehört zu den Schönsten der Welt. Wie also dem Wunsch danach abschwören?

Ganz wird das vermutlich nicht gelingen, aber ein erster Schritt wäre, sich einzugestehen, dass einem in diesem Bereich schlichtweg die Kontrolle fehlt. Du entscheidest nicht, wann, in wen, wie und wo du dich verliebst. Es passiert oder passiert eben nicht und sich deswegen einen Kopf zu machen ist bloss unnötig verschwendete Energie.

Als zweites sollte man sich von der Vorstellung loslösen, dass Glück Hand in Hand mit einer Beziehung geht. Partnerschaften können einem auch mehr Leid zufügen, als das alleine sein. Bloss, weil es von einem «erwartet» wird, sich zu verlieben, heisst das noch lange nicht, dass sich dann alles zum Besseren wendet.

Fokussieren wir uns auf die anderen Teile des Lebens, die einen mit Glückshormonen versorgen. Tage am See, Wanderungen in den Bergen, das kalte Bier in den Reihen der Liebsten, Konzerte (demnächst wieder), ein gutes Buch, das man nicht weglegen will, fantastisches Essen – alles Dinge, die sich auch prima ohne Partner erleben lassen. Ein Freundeskreis aus grossartigen Menschen kann sogar besser geeignet sein, da man hierbei nicht an eine Person gekoppelt ist.

Das wohl wichtigste und auch schwierigste ist jedoch, «sich selbst zu lieben». Sich aber wirklich selbst zu lieben ist gar nicht so einfach und schneller gesagt als getan. Man sieht öfters das Negative an sich, anstatt sich auf das Positive zu konzentrieren. Dabei ist das so wichtig und hat auch nichts mit Einbildung zu tun.

Bei mir klappts in der Liebe im Moment nicht so, also konzentriere ich mich auf mich selbst. Ich kaufe mir selbst kleine Geschenke, lade mich selbst auf «Dates» ein und versuche die Zeit mit mir selbst zu geniessen. Das mag sich einsam anhören, ist in Wirklichkeit erstaunlich erfüllend. Die Beziehung mit mir selbst ist schliesslich die wichtigste in meinem Leben und die braucht mindestens, wenn nicht mehr, Aufmerksamkeit als jede andere.

Ich versuche jetzt also Glück und Liebe zu trennen und sie als zwei verschiedene Bereiche anzusehen, die auch gut ohne einander funktionieren. Vor allem aber fokussiere ich mich auf mich selbst, denn die einzige Person, die ich ein Leben lang glücklich machen kann, bin immer noch ich. Also, einmal mehr: Liebt euch selbst ein bisschen!

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