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Schöne, aber gähnende, Leere

Single
Böckin
08.06.20 - 16:43 Uhr
Doch gerade sitze ich vor meinem Laptop und starre uninspiriert einen leeren Bildschirm an. PIXABAY
Doch gerade sitze ich vor meinem Laptop und starre uninspiriert einen leeren Bildschirm an. PIXABAY

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

Vor einigen Wochen habe ich in einem Blogeintrag geschrieben, dass mit dem Einzug des Lockdowns auch in meinem Kopf Ruhe eingekehrt ist. Mittlerweile hat sich aus dieser schönen Leere allerdings eine gähnende Leere entwickelt und so ganz positiv ist das nicht.

Ich würde euch liebend gerne über mein durchwachsenes Liebesleben berichten, wirklich. Doch gerade sitze ich vor meinem Laptop und starre uninspiriert einen leeren Bildschirm an. Es ist keine Schreibblockade, die mich zurückhält, sondern der Fakt, dass es nichts gibt, über das ich schreiben könnte.

Natürlich existieren Themen, die ich aufwärmen könnte:

Ich könnte euch über die Bedeutung von Liebessongs berichten, die sich intensiviert, sobald man frisch verliebt ist oder dass ich so Single bin, dass im Duden bei der Bezeichnung zu «Dauersingle» mein Name stehen könnte. Ich könnte mich darüber auslassen, dass Tinder den Datingprozess für mich zerstört hat oder, dass wir in Sachen Liebe absolut keine Entscheidungsgewalt haben. Ich könnte darüber schreiben, wie unfair es ist, dass ich immer mehr liebe als geliebt zu werden und wie grosse Angst ich davor habe, erneut eine Beziehung einzugehen, da mir die Kraft fehlt, die Einzelteile meines Herzens wieder zusammenzusetzen.

Alles Themen, die bestimmt für berechtigte Blogeinträge gesorgt hätten, aber eben nur berechtigt. Der Inhalt hätte bei allen aus Ereignissen der Vergangenheit bestanden und mit eben dieser versuche ich abzuschliessen. Ich versuche, meinen Kopf von diesen Gedanken zu befreien, da sie mir nur Steine in den Weg legen, wenn es darum geht, mich für Kommendes zu öffnen.

Doch da ist nichts. Nicht nur zeigt niemand Interesse an mir, auch bei mir regt sich momentan nichts. Mittlerweile wage ich mich auch wieder vermehrt aus meinen eigenen vier Wänden und versuche mich im Prozess der Resozialisierung, was ganz gut klappt. Zumindest habe ich das Interagieren mit meinen Freunden und Freundinnen nicht verlernt.

Was allerdings das Flirten mit all seinem Drumherum angeht, scheinen sich meine eh schon bescheidenen Fähigkeiten noch ein wenig verschlechtert zu haben. Ich habe nicht erwartet, dass mir die Herzen zufliegen, sobald die Lockerungen eintreten, aber von mir selbst habe ich mir schon etwas mehr erhofft. Immerhin habe ich jetzt gelernt, was es bedeutet, wirklich allein zu sein und auch wenn ich noch immer ein kleiner Schisser bin, was Liebe angeht, wäre ich (ganz) langsam ready für etwas Neues. Bloss wenn das so weiter geht, kann das noch dauern…

Aber hey, vielleicht sind wir nach der Quarantäne alle noch ein wenig scheu. Ich bin es definitiv. Dieses Wochenende werde ich mich nochmal, dem Wetter sei Dank, in meine Wohnung verziehen und mir dann einen Schlachtplan zurechtlegen. Wer weiss, vielleicht berichte ich euch schon bald über Ereignisse der Zukunft, statt der Vergangenheit!

Und bis dahin, liebt euch in diesen wilden Zeiten nicht nur selbst, sondern auch gegenseitig ein bisschen. Ihr werdet von mir hören!

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