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Flavio Cotti und die italienische Sprache in der Schweiz

Luigi
Menghini
18.01.21 - 04:30 Uhr
SYMBOLBILD/ARCHIV
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Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Mitte Dezember erreichte uns die Nachricht des Hinschieds von Flavio Cotti, von 1987 bis 1999 Mitglied des Bundesrats. Es ist nicht meine Absicht, zu einem Lobgesang anzusetzen, auch weil bedeutendere Stimmen es in den letzten Wochen schon getan haben. Es ist mir hingegen wichtig zu unterstreichen, welche Bedeutung es für die Minderheit italienischer Sprache in der Schweiz gehabt hat, einen eigenen Vertreter in der höchsten Behörde der Institutionen zu wissen, und wie grundlegend es ist, Persönlichkeiten aus den verschieden Ecken der Schweiz zu haben, um Aspekte zu konkretisieren, die sonst auf Papier geschrieben bleiben (Verfassung, Gesetze, Verordnungen…), aber die nachher nicht umgesetzt werden.

Aber erst mal der Reihe nach. Ich halte mich dabei auch an eine besonders interessante Lektüre, die vor einigen Jahren veröffentlicht wurde, «Auch auf Italienisch! 100 Jahre italienische Sprache in der politischen Kultur der Schweiz» von Verio Pini, in dem die Rolle von Bundesrat Cotti bei verschiedenen Wahlen zugunsten der helvetischen Mehrsprachigkeit klar hervorsticht.

Der im Titel des Buches enthaltene Ausrufesatz fordert und verlangt gleichzeitig eine Kritik und eine Einladung, die die italienischsprachigen Schweizer, einschliesslich diejenigen Graubündens, an jene richten, die sich in der Politik und in der öffentlichen Verwaltung darauf beschränken, sich in der dominierenden Sprache auszudrücken. Viel öfter, um die Wahrheit zu sagen, annulliert sich die Forderung von selbst, bevor sie ausgedrückt wird, sodass ein Schnauben oder ein Augenverdrehen als Ausdruck der Unannehmlichkeit vermieden wird.

Und in den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, also in den Jahren, in denen Flavio Cotti Bundesrat ist, bildet sich endlich eine solide und dauerhafte administrative Struktur zur Unterstützung der institutionellen Mehrsprachigkeit der Schweiz. Mit dem Beschluss des Bundesrats vom 4. September 1991 erhält Cotti tatsächlich die vollständige Gleichstellung des Italienischen gegenüber den zwei anderen offiziellen Sprachen der Eidgenossenschaft, aus welcher im folgenden Monat die Schaffung eines Sekretariats italienischer Sprache bei der Kanzlei resultiert. Alle Dokumente, welche die Administration verlassen, werden nun auch ins Italienische übersetzt, und demzufolge verdoppelt sich der Übersetzungsdienst in jenen Jahren für diese Sprache.

Im gleichen Jahrzehnt verwandelt der einzigartige Qualitätssprung durch diese Impulse die Präsenz des Italienischen auf Bundesebene; mit der Schaffung des Zentrums für offizielle italienische Publikationen bekommt es eine konstante Visibilität – in funktionaler Symmetrie mit den anderen beiden offiziellen Sprachen – während der verschiedenen Phasen der Vorbereitung der Legislativtexte. Auch andere Initiativen sind von Flavio Cotti auf einen guten Punkt gebracht worden. Viele Jahre später lohnt sich die Erinnerung an die Wichtigkeit dieses Profils unter den Schweizer Politikern und an die auffällige Persönlichkeit der eidgenössischen Sprachpolitik. Von diesem Vermächtnis bewahren wir heute noch ein bedeutendes Erbe, das uns dazu auffordern sollte, über den Weg nachzudenken, den wir in der unmittelbaren Zukunft in der Sprachpolitik in unserem Kanton einschlagen sollten.

*Luigi Menghini hat nach dem Erwerb des Bündner Lehrerpatents sein Studium fortgesetzt und an der Universität Lausanne in Sprachen promoviert. Seit 2005 lehrt er an der Pädagogischen Hochschule Chur Italienisch.

 

Flavio Cotti e l’italiano in Svizzera

A metà dicembre è giunta la notizia della morte di Flavio Cotti, membro del Consiglio federale tra il 1987 e il 1999. Non è mia intenzione tesserne un panegirico, anche perché altre voci più autorevoli lo hanno fatto nelle scorse settimane. Mi preme invece sottolineare quale importanza abbia avuto per la minoranza di lingua italiana in Svizzera avere un proprio rappresentante in seno all’organo più alto delle istituzioni e quanto sia fondamentale avere personalità che provengano dalle diverse parti della Svizzera per poter concretizzare aspetti che altrimenti rimangono scritti sulle carte (Costituzione, leggi, ordinanze…), ma non vengono poi messe in pratica.

Ma andiamo con ordine. Lo farò appoggiandomi anche su una lettura particolarmente interessante, pubblicata qualche anno fa, «Anche in italiano! 100 anni di lingua italiana nella cultura politica svizzera» di Verio Pini, in cui il ruolo del consigliere federale Cotti in diverse scelte a favore del plurilinguismo elvetico emerge con chiarezza.

L’esclamazione presente nel titolo del libro rivendica e sollecita al contempo ciò – una critica e un invito – che gli italofoni svizzeri, compresi quelli del Grigioni, spesso rivolgono a chi, nella politica e nell’amministrazione pubblica, si limita ad esprimersi nella lingua dominante. Molto più spesso, a dire il vero, la sollecitazione si annulla prima di essere espressa, in moda da evitare sbuffate o alzate d’occhi al cielo in segno di fastidio.

È negli anni ’90 del secolo scorso, quindi negli anni in cui Flavio Cotti siede in Consiglio federale, che si crea finalmente una struttura amministrativa solida e duratura a sostegno del plurilinguismo istituzionale svizzero. Con la decisione del Consiglio federale del 4 settembre 1991 Cotti ottiene infatti la parificazione completa dell’italiano alle altre due lingue ufficiali della Confederazione, da cui segue nel mese successivo la creazione di un segretariato di lingua italiana presso la Cancelleria. Tutti i documenti trasmessi allesterno dell’amministrazione saranno tradotti anche in italiano, e così in quegli anni il servizio di traduzione in questa lingua raddoppierà le proprie forze.

In quello stesso decennio lo straordinario salto qualitativo dato da questi impulsi trasforma la presenza dell’italiano a livello federale; con la creazione del Centro delle pubblicazioni ufficiali l’italiano riceve visibilità costante – in simmetria funzionale con le altre due lingue ufficiali – durante le molteplici fasi di preparazione dei testi legislativi. Anche altre iniziative sono state portate da Flavio Cotti a buon punto. A molti anni di distanza vale la pena richiamarne l’importanza e porre in risalto questo notevole profilo tra i politici svizzeri e questa incisiva personalità nella politica linguistica federale. Di questo retaggio conserviamo ancora oggi un’eredità ragguardevole, che ci dovrebbe far riflettere sulla strada da imboccare nella politica linguistica del nostro Cantone in un prossimo futuro.

*Luigi Menghini, dopo la patente magistrale grigione, si è laureato in Lettere a Losanna. Ha insegnato per quattro anni nella scuola secondaria; dal 2005 è docente di lingua italiana presso l’Alta Scuola Pedagogica di Coira.

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