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«Was isch eigentlich a Virus, Papa?»

Oliver
Fischer
08.05.20 - 04:30 Uhr

Beginnt das Chaos jeden Tag von vorn, sagen wir: Herzlich Willkommen im Familienleben. Unser Alltag reiht verrückte, bunte, profane und ab und zu unfassbar perfekte Momente aneinander. Das Leben als Mama oder Papa ist eine aufregende Reise, auf die wir Euch nun mitnehmen. Ganz nach dem Motto: Unser Alltag ist ihre Kindheit.

Habt Ihr auch die Nase gestrichen voll von all den Corona-Meldungen rund um die Uhr? Keine News-Plattform, die nicht voll davon ist, keine TV-Nachrichten-Sendung, in der nicht mindestens zwei Drittel der Inhalte von Corona-Virus-Themen handeln. Und doch kommt es mir merkwürdig deplatziert vor, einen Blog über Familien-Themen zu schreiben, in dem es NICHT um das Virus und die Auswirkungen auf unser Leben und unseren Alltag geht. Und die sind ja auch tatsächlich oft nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Was man aber bei all dieser Berichterstattung kaum je sieht, ist die Perspektive der Kinder - ausser vielleicht von Schulkindern, wenn es um Homeschooling und die baldige Schulöffnung geht. Dabei unterhalte ich mich täglich mit meinem Kind in irgendeiner Form über das Virus, was wir alles im Alltag nicht mehr machen dürfen oder jetzt machen müssen. Immer wieder staune ich über die Fragen und Gedankengänge eines 5-jährigen Kindes.

Zum Beispiel dies: Wir sitzen gemütlich auf der Couch, ich lese nichts böses ahnend eine kindgerechte Kurzbiographie einer Forscherin vor. Da fragt das Kind «Papa, was isch eigentlich a Virus?» - «Das sind munzigkliini Organisma. Vu dena gits ganz viil verschidani, und eba au ds Corona-Virus. Und wema dia im Körper het, denn könd dia eim je noch dem krank macha.» - «Okay. Hauptsach Corona macht mini Auga nit kaput.» - «...ähm?»

Oder das: «Papa, du törfsch miar jetzt kai Guatnachkuss meh geh.» - «Warum denn nit?» - «Wegam Corona-Virus tenk.» Das macht ja irgendwie sogar noch Sinn. «I tuan jetzt au nüma aatischa.» - «Woll, das isch dis Ämtli.» - «Aber weisch. Wegam Corona-Virus. I törf dini Gabla nit aalanga, sus kriagis au.» Einerseits bin ich ob der (teil-)stringenten Argumentation beeindruckt, andererseits lass ich natürlich eine so billige Ausrede nicht gelten. Angetischt wird auch in Zeiten von Corona - ausserdem sind wir alle gesund ...

Während des anschliessenden Znachts läuft im Hintergrund Schweiz Aktuell und anschliessend die Tagesschau. Einziges Thema - natürlich das Virus. Da tönt es vom Tischkopf plötzlich kopfschüttelnd und in doch leicht genervtem Ton des weisen Fünfjährigen: «Ach dia wieder. Corona, Corona, Corona», und beisst in eine Essiggurke.

Szenenwechsel: Wir sind unterwegs zum Einkaufen, da sieht Kind einen Mann mit Schutzmaske im Auto. «Papa, warum het de Maa a Maska aah?» - «Jo wegam Corona-Virus, zum Schutz.» - «Isch denn ds Virus au im Auto dinna? I gsehns gar nitta.» - «Weisch Vira sind winzigwinzigwinzig klii, dia gseht ma nit vu Aug.» - «Okay. Denn holi jetzt mol a Luupa.» - «Erstens: miar sind ufam Weg zum Poschta und zweitens würschs au mitara Luupa nit gseh und drittens hemmer nit amol kaini.» - «Aber dr Tat z Paschpels.» - «Und dia witsch du jetzt go hola? Z Fuass?» - «Jo nai. Aber du könntsch jo.»

Mit Hände-wasch-Diskussionen, Scheiben-nicht-küss-Debatten und 1-Fränkler-nicht-in-den-Mund-nehmen-Streitereien verschone ich Euch jetzt. Ihr könnt es Euch sicher bildlich vorstellen. Aber sich dann an der Ampel belehren lassen müssen: «Papa, hesch du grad dr Knopf truckt? Das isch doch verbota. Wega Corona. Dr Bundesrot hets gseit.» - Ja, danke dann, Alain Berset.

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