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Jungdesignerin will mit Homeoffice-Kapsel punkten

Ulla Staub aus Rapperswil-Jona ist Finalistin bei einem internationalen Designwettbewerb. Ihre Idee passt bestens in die aktuelle Zeit.

Pascal
Büsser
08.09.21 - 23:02 Uhr
Leben & Freizeit
Begrünte Stube: Mit dieser bepflanzten Bürokapsel hat es Ulla Staub in den Final eines internationalen Designwettbewerbs geschafft.
Begrünte Stube: Mit dieser bepflanzten Bürokapsel hat es Ulla Staub in den Final eines internationalen Designwettbewerbs geschafft.
VISUALISIERUNG ZVG

Wenig Platz, städtisches Umfeld und trotzdem im Grünen arbeiten: Diese Gegensätze versucht Ulla Staub zusammenzubringen. Die 28-Jährige aus Rapperswil-Jona hat es mit ihrer Idee in den Final eines internationalen Design-Wettbewerbs geschafft, der SBID-Awards. «Dass ich unter den Finalisten bin, ist für mich als Neueinsteigerin bereits eine grosse Ehre», sagt Staub.

Sie liebt es zu designen: Ulla Staub macht es nichts aus, auch nach «Feierabend» noch am Laptop zu sitzen.
Sie liebt es zu designen: Ulla Staub macht es nichts aus, auch nach «Feierabend» noch am Laptop zu sitzen.
BILD PASCAL BÜSSER

Die gelernte Hochbauzeichnerin hat erst letztes Jahr eine Ausbildung in Produktdesign an der Schule für Gestaltung in Zürich begonnen. Die Mutter eines zweijährigen Sohnes arbeitet zu 50 Prozent in einer Baufirma, die ihr Mann in zweiter Generation führt. Daneben baut sie ihre eigene Designfirma auf. Häufig würden sie und ihr Mann am Abend noch am Computer sitzen, wenn der Kleine im Bett sei. «Ich arbeite einfach gern», sagt Staub. «Und liebe es, zu designen.» Ihr Sohn habe dabei ihre kreative Seite neu beflügelt. So habe sie etwa ein 360-Grad-Auffangsystem gebaut, das Essensstücke zurückhält, die ihr Sohn gerne vom Tisch schmeisst.

Natur nach innen bringen

Mehr als eine Spielerei ist ihr Wettbewerbsprojekt. Es trägt den Namen Biophilic Microspace. Das Thema Mikro- oder Kleinräume sei an der Schule behandelt worden. Biophilic Design steht für die Nutzung von Naturelementen in Innenräumen. Eine natürliche oder der Natur nachempfundene Wohn- und Arbeitsumgebung soll sich positiv auf das Wohlbefinden und die Konzentrationsfähigkeit auswirken, so die Idee. Zum einen durch die optische Wirkung, zum anderen durch die Reinigung der Luft.

«Meine Idee war es, einen Raum zu schaffen, wohin man sich zum Arbeiten zurückziehen kann und der gleichzeitig als Dekoration in der Wohnung dient», sagt Staub. Daraus entstand eine Art bepflanzte Homeoffice-Kapsel. Sie besteht aus einem eiförmigen Eisengerüst, in das sich Pflanzen nach Wahl einsetzen lassen. Integriert im Gerüst sind Bewässerungsschläuche, im Boden befinden sich der Tank und eine Pumpe. «Das System soll sich selber am Leben erhalten», erklärt sie. Inspiriert haben Staub Wandbepflanzungssysteme, die schon verschiedentlich in der Inneneinrichtung eingesetzt werden.

Der Entwurf der begrünten Bürokapsel im Querschnitt: In den Stahlträgern sind Bewässerungsrohre eingearbeitet.
Der Entwurf der begrünten Bürokapsel im Querschnitt: In den Stahlträgern sind Bewässerungsrohre eingearbeitet.
VISUALISIERUNG ZVG

Den Sitz und die Arbeitsfläche in der Kapsel hat Staub ergonomisch gestaltet – so ist etwa genügend Abstand eingerechnet für ein angenehmes Arbeiten am Computerbildschirm. Als Material im Innern sieht sie Holzelemente vor.

Zweite Idee: Schulhaus in Mali

Bisher gibt es die Homeoffice-Kapsel erst als Skizze respektive als Visualisierung. Staub hat auch nicht vor, sie je selber zu produzieren. «Am liebsten würde ich das Design einer Firma verkaufen, welche es dann zur Produktionsreife bringt», sagt sie. Ein Sieg bei den SBID-Awards würde dabei natürlich helfen. Staub kann ihre Chancen nicht abschätzen. Sicher ist, dass ihre Eingabe auffällt. Die übrigen acht Konkurrenten in ihrer Kategorie präsentieren eher klassische Möbelstücke. 30 Prozent der Bewertung machen ein Publikumsvoting aus, das noch bis 10. September läuft.

Im Oktober wird Staub dann für die Preisverleihung zwei Tage nach London reisen. Wenn nicht mit einem Preis, hofft sie, mit neuen Kontakten von dort zurückzukehren. «Ohne Beziehungen kommt man kaum an Aufträge», sagt sie.

Staub bleibt dabei breit gefächert. Diesen Herbst will sie auch an einem Wettbewerb für ein Schulhausprojekt in Mali teilnehmen. «In Mali gehen 95 Prozent der Mädchen nicht zur Schule.» Zu helfen, diese Situation zu verbessern, interessiere sie am Projekt. «Für mich wäre es das Schönste, wenn ich meine technischen Kenntnisse als Hochbauzeichnerin künftig mit dem Wissen aus dem Bereich Produktdesign für Aufträge verknüpfen könnte», erklärt sie. Sicher ist: Langweilig wird es der Jungdesignerin in den nächsten Monaten nicht.

Das Publikumsvoting für die SBID-Awards läuft bis 10. September. Hier gehts zur Abstimmung.

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