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Bund verbietet künstliches Hochwasser im Spöl

Damit das PCB im Spöl nicht unnötig in Bewegung gerät, muss sich die Engadiner Kraftwerke AG an neue Auflagen halten. Langfristig könnte dies der Fauna im Spöl jedoch schaden.

Südostschweiz
13.05.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Spoel Spöl
2013 kam es im Spöl zu einer Umweltkatastrophe. Jetzt muss der Schaden begrenzt werden
Olivia Aebli-Item

Klar ist: eine Sanierung und somit eine Befreiung des Spöls vom Gift PCB ist unerlässlich. Was alles saniert werden muss und vor allem, wer dafür finanziell aufkommen muss, ist unklar. Bis diese Fragen geklärt sind, bedarf es der Schadensbegrenzung. 

 

Deshalb hat das Bundesamt für Energie (BFE) am Dienstag eine Verfügung veröffentlicht, welche die Engadiner Kraftwerke AG (EKW) dazu anhält, auf eine vorübergehende ganzjährige Winterdotierung zu setzen und gleichzeitig auf das künstliche Hochwasser im Spöl zu verzichten.

Was ist eine «Winterdotierung»?

Reicht bei einer Stauanlage die Mindestwassermenge, die funktions- oder bauartbedingt über das Wehr fließen muss («Überwasser»), nicht aus, um die erforderliche Mindestwassermenge des Gewässers aufrechtzuerhalten, so muss die Wassermenge durch eine zusätzliche, künstliche Wasserzugabe («Dotierung» oder «Dotation» genannt) gestützt werden. Die Dotierung erfolgt durch das Öffnen einer regulierbaren Absperrung.

 «Die Wasserführung des Spöls sollte möglichst konstant bleiben, damit sich das PCB nicht mobilisiert», erklärt Michael Roth, Direktor EKW im Gespräch mit Radio Südostschweiz. Der Bund erlässt als Konzessionsgeber jeweils gewisse Auflagen, welche die EKW zu erfüllen haben. «Seit dem PCB-Unfall hatten wir immer die Auflage, im Sommer gleichviel Wasser im Spöl zu führen wie im Winter», so Roth. Die neuen Auflagen unterscheiden sich deshalb vor allem hinsichtlich des Hochwassers, nicht in Bezug auf die Winterdotierung. Das Hochwasserverbot habe keine Auswirkungen auf die Stromproduktion, versichert Roth. «Wenn wir es ganz genau betrachten, ist es sogar so, dass wir mehr Strom produzieren können, wenn wir weniger Restwasser abgeben», so der EKW-Direktor. Davon profitieren würden die EKW aber nicht. «Der Bund verlangt, dass wir das in einem solchen Fall wieder ausgleichen müssen.» Roth spricht jedoch auch die Auswirkungen auf die Natur an «Langfristig hat das fehlende Hochwasser aber definitiv negative ökologische Konsequenzen.»

Ruedi Haller, Direktor des Schweizerischen Nationalparks, kann mit der Auflage, auf das künstliche Hochwasser zu verzichten, leben, wie er im Gespräch mit Radio Südostschweiz zu verstehen gibt: «Der Verzicht auf das Hochwasser wird von uns grundsätzlich unterstützt. Das ist wichtig, damit sich die PCB-Stoffe nicht noch mehr verbreiten können.»

Trotzdem habe diese Massnahme für die Natur Auswirkungen. Fehle das Hochwasser, fehle eine gewisse Dynamik im Fluss, so Haller. Deshalb sei das eine grosse Einschränkung, welche das Nationalparkteam in seinem Monitoring auch feststelle. Trotzdem stehe diese Einschränkung in keinem Verhältnis zum Schaden, welchen das PCB anrichten würde, sagt Haller. Die Winterdotierung hingegen habe jedoch kaum einen Einfluss auf die Fauna. «Dies wurde ursprünglich aus ästhetischen Gründen gemacht, weil im Winter kaum jemand durch die Spölschlucht spaziert. Im Sommer sieht es halt besser aus, wenn ein bisschen mehr Wasser fliesst. Aber auf die Tiere hat das Hochwasser einen deutlich grösseren Einfluss als die Winterdotierung.» (mas)

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