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Es ist nicht immer der Wolf

In Ennenda kommen in der letzten Woche zwei Wildtiere zu Tode. Aber nur in einem Fall ist der Wolf dafür verantwortlich, wie der kantonale Jagdaufseher Christoph Jäggi weiss.

Paul
Hösli
23.03.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Der Eindruck täuscht: Nicht immer verläuft die Begegnung zwischen Hund und Wildtier so harmonisch wie hier.
Der Eindruck täuscht: Nicht immer verläuft die Begegnung zwischen Hund und Wildtier so harmonisch wie hier.
PHIL NOBLE/KEYSTONE

Am letzten Freitagmorgen finden Anwohner im Tschächli in Ennetbühls einen Rehkadaver. Das tote Tier ist entstellt. Ein Bild zeigt, dass ihm die Hinterläufe komplett abgerissen wurden. Sofort fällt der Verdacht auf den Wolf. Die Wogen in den sozialen Medien gehen hoch, wie so oft beim Thema Wolf. Denn nur einen Tag zuvor ist im Rain, ebenfalls in Ennenda, bereits ein Wildtier zu Tode gekommen. Nicht in beiden Fällen ist jedoch der Wolf für den Tod der Tiere verantwortlich.

«Das Reh vom Freitag ist definitiv ein Wolfsriss», bestätigt der kantonale Jagdverwalter Christoph Jäggi. Der Hirsch, welcher am Donnerstag in Ennenda zu Tode kam, wurde jedoch nicht von einem Wolf gerissen. «Er starb, als er von einem frei laufenden Hund zu Tode gehetzt wurde», so Christoph Jäggi. Die genaue Todesursache sei jedoch nicht bekannt.

Hundehalter wird gebüsst

Es komme laut Jäggi immer wieder zu Fällen, dass ein Hund Wildtiere reisse oder zu Tode hetze. Und er ergänzt: «Nicht jedes tote Wildtier, welches jetzt gefunden wird, wurde von einem Wolf gerissen.» Wildtiere würden auch durch Lawinen, an Erschöpfung oder durch Autounfälle sterben. «Und da auch Füchse und Vögel tote Tiere nutzen, sehen diese oftmals wie ein Riss aus», ergänzt Christoph Jäggi.

Der fehlbare Halter des Hundes konnte dank Zeugenaussagen ausfindig gemacht werden, so Jäggi. «Er wurde bereits gebüsst.» Zudem muss der Hundehalter dem Kanton Glarus für den toten Hirsch einen Wertersatz bezahlen.

Angriffe extrem selten

Der Wolfsriss in Ennenda sorgt auf Facebook für Wirbel und bei einigen auch für Angst. Zudem kam es am Donnerstag in Elm zu einem weiteren Riss, wie eine Augenzeugin den «Glarner Nachrichten» schildert (Interview unten). Christoph Jäggi zeigt Verständnis für die Sorgen der Leute. «Der Wolf hat seinen Ruf, ist nun mal ein Raubtier und kann daher bei den Menschen Ängste auslösen.»

Die Angst vor dem Wolf ist jedoch in vielen Fällen unbegründet, Angriffe von Wölfen auf Menschen sind extrem selten. «Die Leute haben ein falsches Bild vom Wolf. Aggressives Verhalten gegenüber Menschen ist nicht bekannt», sagt Christoph Jäggi. Natürlich könne man Angriffe nicht komplett ausschliessen. «Oft führen aber Fehler von Menschen dazu. Trifft man einen Wolf, sollte man ihn einfach in Ruhe lassen, ihn keinesfalls einkesseln oder Ähnliches. Sonst wehrt er sich, wie jedes Wildtier», erklärt Jäggi.

Falls man in freier Wildbahn auf einen Wolf treffen sollte, dürfe man ihn laut Christoph Jäggi guten Gewissens auch anschnauzen. Der kantonale Jagdaufseher sagt weiter, das Beste bei einer Begegnung mit dem Wolf sei schlicht: «Dem Tier aus dem Weg gehen und es machen lassen.»

Paul Hösli ist Redaktor bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Wenn er keine Artikel über das regionale Geschehen verfasst, produziert er die Zeitung. Zudem ist er der Stellvertreter von Ruedi Gubser für das Ressort Sport. Er ist seit 1997 bei der «Südostschweiz», im Jahr 2013 wechselte er intern von der Druckvorstufe in die Redaktion. Zuerst in einem 40-Prozent-Pensum und seit 2016 zu 100 Prozent. Mehr Infos

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