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Menschen müssen Input bekommen, sonst gehen sie zu Grunde

In dieser Woche sind alle eingeladen, einen Linseneintopf mit Gemüse auszuprobieren und ein Foto vom gemeinsamen «Zmittenand» zu machen.

Davoser
Zeitung
17.03.21 - 11:49 Uhr
Leben & Freizeit
Die Menüs schmecken – hier Martin Grüsser mit zwei seiner Kinder.
Die Menüs schmecken – hier Martin Grüsser mit zwei seiner Kinder.
zvg

Wir müssen ständig atmen (circa 12 bis 18 Mal in der Minute), trinken (am besten mindestens zwei Liter am Tag), Essen (je nach körperlicher Betätigung mehr oder weniger), Beziehungen erleben, und so weiter Deshalb ist unser Leben davon geprägt, immer zu bekommen. Beim Atem ist es so, dass wir ihn nicht auf Vorrat haben können. Bei Getränken und Essen können wir in unseren Kammern und Schränken einen Vorrat für einige Wochen anlegen; doch auch hier müssen wir regelmässig Frischprodukte einkaufen, weil diese nicht so lange halten. Bei «nicht-festen Sachen» wie Anerkennung, positiven Erlebnissen und so weiter ist es so, dass wir diese am besten auch regelmässig, sogar täglich, in genügend grosser Menge bekommen, damit es uns seelisch gut geht. Wir können sie nicht als Vorrat anlegen (oder es fällt uns schwer).
Auf jeden Fall birgt daher unser Leben die Gefahr, dass wir immer mehr und immer schneller etwas wollen weil wir eine tiefe Angst in uns haben, plötzlich zu wenig zu haben. Wir hamstern, sobald wir Angst haben, dass die Läden nicht mehr über Wochen mehr als genug haben (da kann man sogar WC-Papier hamstern). Wir handeln in einer Weise, damit wir möglichst viel Anerkennung bekommen, weil wir Angst haben, dass diese plötzlich ausbleibt.
Dieser Umstand kann in der Bibel auf einen Vers aus der Schöpfungsgeschichte zurückgeführt werden: «Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase.» (1. Mose 2,7) Das Wort für Nase kann auch als Schlund übersetzt werden. Der hebräische Ausdruck ist einerseits ganz reich und positiv: Da (durch Nase und Mund) geht alles, was wir zum Leben brauchen, hinein: Der Atem, die Flüssigkeit, das Essen. Wir können leben. Jeden Tag neu werden wir durch diesen «Schlund» mit dem versorgt, was wir zum Leben brauchen. Doch der Ausdruck kann auch einen negativen Bereich aufzeigen: Gier, Verlangen. Wir wollen immer mehr, immer schneller etwas, wir sind «nimmersatt». Ich will mich freuen, dass ich so geschaffen bin, dass ich durch Mund und Nase alles bekomme, was ich zum Leben brauche. Und das in genügendem Masse. Ich will jedoch auch vorsichtig sein, dass ich nicht gierig werde, ein zu grosses Verlangen entwickle, das nie genug bekommen kann. Denn das zerstört mein eigenes Leben, zerstört Beziehungen, zerstört die Schöpfung.

Tischgebet
Du gibst uns, Herr,
durch Speis und Trank
Gesundheit, Kraft und Leben.
So nehmen wir mit Lob und Dank,
das, was Du jetzt gegeben.
Amen.

Die Kampagne von Brot für alle und Fastenopfer macht uns darauf aufmerksam, dass wir in der Gefahr stehen, unsere eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören, wenn wir zu gierig werden. Als Menschen sind wir so geschaffen, dass wir selber nachdenken können, dass wir reflektieren können, dass wir in bewusster Beziehung zu uns selber und unseren Bedürfnissen stehen, in Beziehung zu den nächsten Mitmenschen um uns herum aber auch durch Medien zu den Menschen am anderen Ende der Erde – und dass wir auch unsere Beziehung zur Schöpfung – und zum Schöpfer! – reflektieren können. Die Wochen vor Karfreitag und Ostern laden uns ganz bewusst ein, dies zu tun. Ich will lernen, aus dem «Genug» zu leben, und nicht aus der Gier. Es gibt nämlich mehr als genug für die Menschen auf dieser Erde, wenn wir bereit sind, es gerechter zu verteilen.

Für die ökumenische Arbeitsgruppe Davos: Stefan Pfister, Pfarrer der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK)

Einladung zum «Zmittenand»
In dieser Woche sind alle eingeladen, das folgende Rezept auszuprobieren und ein Foto vom gemeinsamen «Zmittenand» an, stefan.pfister@emk-schweiz.ch zu senden.
Linseneintopf mit Gemüse
(für 4 Personen)
Zubereiten: 30 Minuten; Kochen/ Backen: 25 Minuten. Auf dem Tisch in 55 Minuten.

Zutaten
1 Zwiebel, fein gehackt
1 Lorbeerblatt
2 Nelken
1 roter Peperoncino, in Ringen, nach Belieben entkernt
1 - 2 EL Curry
Butter zum Dämpfen
200 g Rüebli, klein gewürfelt
200 g Sellerie, klein gewürfelt
200 g Fenchel, klein gewürfelt
250 g grüne Linsen
8 dl Gemüsebouillon
150 g Dörrpflaumen, entsteint
1 Bund Schnittlauch, fein geschnitten
 Salz, Pfeffer
100 g Crème fraîche

Zubereitung
1. Zwiebel, Lorbeer, Nelken, Peperoncino und Curry in der Butter andämpfen. Gemüse mitdämpfen. Linsen beifügen, mit der Bouillon ablöschen, aufkochen. Zugedeckt 25 bis 30 Minuten knapp weichkochen. Die letzten 5 bis 10 Minuten die Pflaumen mitgaren.
2. Die Hälfte des Schnittlauchs daruntermischen. Linsen-Eintopf in vorgewärmte Teller verteilen, mit Crème fraîche und restlichem Schnittlauch garnieren.

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