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Der 10'000-Franken-Whisky ist eine Fälschung

Der Macallan Whisky aus dem Jahr 1878 ist nicht von 1878. Tests haben gezeigt, dass es kein Single Malt, sondern ein blended Whisky ist, der vermutlich erst um 1970 destilliert wurde.

02.11.17 - 11:13 Uhr
Leben & Freizeit

Die Geschichte vom chinesischen Kunden das Hotels Waldhaus am See in St. Moritz, der sich ein Glas Whisky 10'000 Franken kosten liess, ging Anfang August um die Welt. Der Macallan aus dem Jahr 1878 lagerte Jahrzehnte im Keller des Hotels und war eigentlich gar nicht für den Verkauf gedacht, wie die Hotel-Betreiber sagten. «Ich hätte die Flasche lieber als Sammlerstück behalten», sagte Hotelier Sandro Bernasconi damals gegenüber Radio Südostschweiz.

So schnell die Story die Runde machte, so rasch wurden auch kritische Stimmen laut, die Zweifel an der Echtheit des Macallan aufwarfen. Die Whisky-Experten begründeten ihren Verdacht auf der Plattform Whiskyexperts.net unter anderem mit der Alterung des Korkens und der Beschriftung der Etikette, die darauf hindeuten würden, dass die Flasche viel jünger sei als behauptet.

Sandro Bernasconi reagierte umgehend und erklärte, er werde Proben des Edel-Whiskys für Untersuchungen an spezialisierte Labors schicken, um die Echtheit zu verifizieren. Sollte allerdings herauskommen, dass es sich tatsächlich nicht um den fast 140-jährigen Whisky handeln, würde er dem Kunden selbstverständlich sein Geld zurückerstatten.

Jetzt also liegen die Testresultate vor und der St. Moritzer Hotelier muss einen bittere Pille schlucken. Wie er in einer Mitteilung schreibt, hätten Tests des «University of Oxford's Research Laboratory for Archaeology and The History of Art» ergeben, dass der Whisky mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit erst 1970 destilliert wurde. Ein weiterer Test bei Tatlock and Thomson deutet zudem darauf hin, dass es sich um einen blended, also einen gemischten, Whisky aus 60 Prozent Malt und 40 Prozent Grain handelt.

Hoteldirektor Sandro Bernasconi reiste bereits persönlich nach Asien, um den Gast, der sich das Glas des Macallan 10'000 Franken kosten liess, zu informieren. «In China ist es üblich, dass man für seine Fehler geradesteht», erklärt der Hotelier. Der Gast sei dem Hotel aber nicht böse und schätze die Ehrlichkeit des Hoteliers. Wie es in der Mitteilung weiter heisst, prüft das Hotel nun rechtliche Schritte gegen den damaligen Verkäufer der nun doch nicht so exklusiven Flasche.

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