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«Es war der Horror»

Vor genau einem Jahr ist ein Lastwagen auf der Promenade des Anglais in Nizza in eine Menschenmenge gefahren. 87 Menschen wurden getötet, 400 verletzt und viele blieben traumatisiert. So auch eine Puschlaverin, die mit ihrer Familie vor Ort war.

14.07.17 - 20:13 Uhr
Leben & Freizeit
Feuerwerke auf der Promenade des Anglais vor der Terrorattacke.
Feuerwerke auf der Promenade des Anglais vor der Terrorattacke.
ZVG

Mit der Familie das Feuerwerk auf der Promenade verfolgen und dann die Ferien wieder auf dem Campingplatz geniessen. So hatte eine Puschlaverin vor einem Jahr ihre Ferien mit ihrer Familie in der Nähe von Nizza geplant. Der 14. Juli bleibt aber in ihrer Erinnerung als eine schockierende Nacht. Sie war mit ihrer Familie auf der Promenade des Anglais, wo durch eine Terrorattacke 87 Personen ums Leben kamen.

Alle am Boden

«Wir blieben alle am Boden im Restaurant für zehn vielleicht 15 Minuten. Es war der Horror», erzählt die Puschlaverin, die anonym bleiben will. Dieses Restaurant sei für sie und ihre Familie die Rettung gewesen. Wenige Minuten früher hätten sie auf der Terrasse des Restaurants das Feuerwerk verfolgt, als die Leute auf der Promenade plötzlich weggerannt seien. «Die Leute im Restaurant sagten uns, wir sollten dableiben und uns auf den Boden legen», erzählt sie weiter. Im Restaurant sei von einem Unfall die Rede gewesen.

Als sie 15 Minuten später das Restaurant verlassen konnten, vermuteten sie allerdings, dass mehr als ein Unfall passiert war.

Puschlaverin erzählt, was sie nach der Attacke sah.

Wenn sie mit ihrer Familie nicht im Restaurant geblieben, sondern auf die Strassen gelaufen wäre, hätte sie vielleicht die Kinder verloren oder wäre von der Menschenmasse zerdrückt worden, schildert die Bündnerin.

100 Meter vom Restaurant entfernt

Kilometer ausserhalb der Stadt flogen überall Helikopter. Ambulanzen und Feuerwehrautos fuhren alle in Richtung Nizza. «Erst um Mitternacht, als wir zurück am Campingplatz waren, erfuhren wir im Radio, dass es eine Terrorattacke war», so die Puschlaverin weiter. Sie habe in dieser Nacht keinen Schlaf gefunden.

Am Tag nachher kursierten in allen Medien Bilder des Terroranschlags auf der Promenade des Anglais. «Als wir die Bilder des Lastwagens sahen, merkten wir, dass unser Restaurant nur 100 Meter entfernt lag», erzählt die Mutter noch etwas bewegt. Glücklicherweise konnte sie zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen, damals drei und sieben Jahre alt, im Restaurant Schutz finden.

«Wir informierten unsere Eltern und Geschwister in der Schweiz und sagten ihnen, dass es uns ausser dem tiefen Schock gut ging.»

Veranstaltungen auf der Promenade abgesagt

Nach Nizza wurden in Europa weitere Terrorattacken verübt. So etwa in Berlin, wo ein Tunesier mit einem Lastwagen am Weihnachtsmarkt zwölf Personen tötete. Jüngster Anschlag war jener in Manchester. Bei einer Explosion starben dort 22 Menschen.

«Als ich von den anderen Anschlägen erfuhr, kamen jeweils die Erinnerungen von Nizza wieder hoch», erzählt die Puschlaverin.

In diesem Jahr habe sie bewusst keine Veranstaltungen, wie Konzerte oder Strassenfeste mit Feuerwerken, besucht. «Wir müssen aber für unsere Kinder weiterschauen. Sie haben noch ihr Leben vor sich.» Eines Tages will sie sogar wieder nach Nizza, «aber sicher nicht am 14. Juli.»

Nach dem Attentat hat Nizza alle Veranstaltungen auf der Promenade abgesagt. Heute Abend findet jedoch eine Gedenkfeier mit Präsident Emmanuel Macron statt.

 

 

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