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Die gute Rettungsaktion, aber …

26.07.19 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Kommentar

Zum ersten Mal hörte ich ungefähr vor einem halben Jahr von «Too good to go»: Eine App, mit der man als Gast zurückgebliebenes Essen in Restaurants zu günstigen Preisen «retten» kann. Tönt doch gut, oder? Das ist es auch. Ein paar Lücken gibt es aber definitiv.

Ich gebe zu, ich habe noch lange nicht alle Restaurants, Bäckereien und Fastfood-Anbieter der Region durchgetestet. Mein erster Eindruck ist aber durchaus positiv. Einmal bekommt man (halb)frische Gipfeli und Schöggibrötli für 5.90 Franken, ein anderes Mal eine Portion Nudeln und Tomatensauce für den gleichen Preis. Der Überraschungseffekt ist definitiv da. Und gut fürs Portemonnaie ist es noch dazu.

Was aber heraussticht, sind die Verpackungen der Produkte. Warum das Essen retten, wenn die Produkte in einer Kartonverpackung, mit Plastikbesteck und einer Tüte rundherum bereitstehen, wenn ich auf Rettungsmission bin? Auch Linus Caduff vom Café «Zschaler» in Chur spricht diese Thematik an. «Es macht für mich keinen Sinn, das Essen vor dem Abfall zu retten, aber das Menü in Wegwerfschalen zu verkaufen. Es ist wichtig, dass die Leute sensibilisiert werden, ihr eigenes Geschirr mitzubringen.»

Auf der App gibt es zwar die Funktion, dass der Gastronom das Mitbringen von eigenem Geschirr wünschen kann. In Realität wird es wohl noch ein bisschen dauern, bis komplett alle Anbieter auf diesen Wunsch umsteigen.

Natürlich ist es eine Sache der Abwägung. Der Gedanke, Lebensmittel zu entsorgen, ist noch unschöner als Karton wegzuwerfen. Aber überhaupt Abfall zu produzieren mit der App, widerspricht eigentlich der Grundidee. Denn nicht nur das liegen gebliebene Essen ist «too good to go», unnötige Verpackungen sind es doch eigentlich auch.

Anna Nüesch ist freie Mitarbeiterin und arbeitet neben ihrem Multimedia-Production-Studium bei der Südostschweiz in den Redaktionen von Online/Zeitung und TV. Zuvor hatte sie ein Praktikum bei diesen Kanälen absolviert. Mehr Infos

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