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Die Aerodynamik des Kopter-Helis soll noch besser werden

Bei der Kopter Group AG zeigt man sich zufrieden mit dem Verlauf der Tests, die mit dem 3. Prototyp des Helikopters SH09 auf Sizilien laufen. Reif für die Serienproduktion wird er dieses Jahr aber nicht mehr.

Marco
Häusler
20.06.19 - 04:30 Uhr
Wirtschaft

Es klang schon Anfang Oktober 2018 eher etwas utopisch, als Kopter-Kommunikations-Chefin Cecile Vion-Lanctuit auf Anfrage erklärte: «An unserem zeitlichen Zertifizierungsziel 2019 halten wir fest.» Diese Typenzertifizierung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (Easa) braucht es, um die Serienproduktion starten zu können.

Vor gut acht Monaten wurde der 3. Prototyp (P3) des Helikoptermodells SH09 aber erst mit Bodentests auf seinen Erstflug vorbereitet. Und das «Zertifizierungsziel 2019» lautete eigentlich – nach schon damals mehreren Verspätungen – sogar «im ersten Halbjahr 2019».

Es läuft Ende Monat ab. «2020 bleibt das Ziel für die Easa-Zertifizierung», heisst es jetzt in der jüngsten Medienmitteilung. In dieser wird vor allem über die Testkampagne berichtet, die am 11. März mit P3 auf der italienischen Insel Sizilien am südlichen Zipfel im Küstenstädtchen Pozzallo begonnen hat. Mit «sehr begrenzten Einschränkungen» zum Flugverkehr und «durchwegs günstigen Wetterbedingungen» habe das 20-köpfige Team aus Flugtestingenieuren, Piloten und Mechanikern «perfekte Voraussetzungen für die Durchführung des SH09-Intensivfluges» vorgefunden.

PS 4 und PS 5 sollen 2020 folgen

Noch nicht ganz perfekt scheint die Aerodynamik des P3 zu sein. Aber: «In der nächsten Phase der Flugtestkampagne wird P3 nach einigen aerodynamischen Verbesserungen höher, schneller und weiter steigen. Diese Korrekturen sollen mit einer Nachrüstung des Hauptgetriebegehäuses die Flugeigenschaften optimieren.

Danach sollen die «verbleibenden Daten gesammelt werden, die für die Fertigstellung der Konfiguration der Vorserienflugzeuge 4 und 5 erforderlich sind». Die beiden «Pre-Series»-Typen PS 4 und PS 5 sollen dann «im nächsten Jahr zu den Zertifizierungsflügen beitragen».

Das Projekt wird immer teurer

Bei der Entwicklung eines von Grund auf neuen Flugzeugs oder Helikopters sind Verzögerungen normal. Aber sie kosten viel Geld.

Wie viel und ob der russische Milliardär Alexander Mamut als bisheriger Investor immer noch bereit sei, mehr und mehr in das Projekt zu stecken, blieb gestern auf Anfrage unbeantwortet. Die Kommunikations-Chefin weilte an der internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung Paris Air Show, und der Chief Executive Officer (CEO) der Kopter Group, Andreas Löwenstein, war für die «Südostschweiz/Glarner Nachrichten» ebenfalls nicht erreichbar.

Laut Schätzungen aus Fachkreisen hat die bisherige Entwicklung des SH09 seit 2007 jedoch gegen 270 Millionen Franken verschlungen. Und im Streit um Schneeeräumungsarbeiten auf dem Molliser Flugplatz wurde Anfang Januar zudem bekannt, dass nur ein Tag Verspätung Kopter jeweils rund 300 000 Franken koste.

Weiter wuchs der Personalbestand auf mittlerweile rund 300 Mitarbeitende an, die insgesamt in den Unternehmens- und Konstruktionsbüros in Wetzikon und den Produktions- und Montagewerken in Mollis und Näfels tätig sind. Und Anfang März gab das Unternehmen bekannt, dass es am Flughafen Lafayette in Louisiana eine Produktionsstätte übernommen habe. Der Betrieb soll dort Mitte 2020 aufgenommen werden, um 2021 die ersten in den USA montierten SH09 auszuliefern und die Fertigung bis 2025 mit 120 Mitarbeitenden auf eine Jahresproduktion von rund 100 Helikoptern hochzuschrauben.

«Besser als die Konkurrenz»

Auch die Frage, ob an den Plänen und Terminen in den USA festgehalten werde, bleibt zumindest vorerst unbeantwortet. Immerhin macht laut Mitteilung die Entwicklung des SH09 Fortschritte. «Während aller Flüge lief P3 wie erwartet und erzeugte eine grosse Menge wertvoller Daten, die zur Fertigstellung des Designs der Serienproduktion verwendet wurden.» Das Management und das Team von Kopter setze alles daran, «die SH09 mit einem Höchstmass an Sicherheit, Leistung, Flugeigenschaften und Wettbewerbsfähigkeit auszustatten». Der einmotorige, turbinengetriebene Helikopter übertreffe seine Konkurrenten «durch eine verbesserte Modularität, moderne elektronische Systeme sowie eine grössere Kabine und einen grösseren Laderaum» – und das bei niedrigen Betriebskosten und einer Reichweite von über 800 Kilometern.

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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