×

Huawei-Smartphones unter Druck - Kein Verkaufsstopp in der Schweiz

Nach den Sanktionen der USA gegen Huawei setzen weltweit immer mehr Mobilfunkfirmen die Markteinführung neuer Smartphones des chinesischen Handykonzerns aus. Nicht so in der Schweiz: Swisscom, Salt und Sunrise planen noch keinen Verkaufsstopp.

Agentur
sda
22.05.19 - 14:57 Uhr
Wirtschaft
Weltweit stoppen immer mehr Telekomanbieter den Verkauf von Huawei-Handys (Archivbild).
Weltweit stoppen immer mehr Telekomanbieter den Verkauf von Huawei-Handys (Archivbild).
KEYSTONE/EPA/RUNGROJ YONGRIT

Der britische Mobilfunker EE will die ersten 5G-Netzwerke kommende Woche in sechs Städten einführen, darunter London. Auf 5G-fähige Mobiltelefone von Huawei soll aber zunächst verzichtet werden, sagte EE-Chef Mark Allera am Mittwoch. Zunächst müsse sichergestellt werden, dass die Geräte während ihrer gesamten Lebensdauer unterstützt würden.

Auch bei der Mobilfunktochter Ymobile des japanischen Softbank-Konzerns heisst es, man wolle sich vor der Markteinführung eines neuen Huawei Smartphones erst vergewissern, ob der Verkauf nach Einführung der Geschäftsrestriktionen gegen Huawei durch die USA noch möglich sei.

Ins gleiche Horn stiess am Mittwoch der japanische Internethändler Rakuten, der ebenfalls ankündigte, den Marktstart des Huawei P30 Lite zunächst zu stoppen. Die Huawei-Sanktionen führten ausserdem bereits zu grossen Verunsicherungen bei Chip-Konzernen.

Kein Verkaufsstopp in der Schweiz

Im Gegensatz zur japanischen Firma Rakuten hat der Schweizer Mobilfunkkonzern Swisscom das Huawei P30 Lite bereits eingeführt. Man verfolge die weiteren Entwicklungen am Markt eng, sagte eine Sprecherin des Konzerns zur Nachrichtenagentur AWP.

Ähnlich klingt es auch bei Salt und Sunrise. «Wir setzen unsere Verkaufsaktivitäten mit Huawei wie bisher üblich fort, inklusive den bisherigen Verkaufsformen», sagte ein Sprecher von Sunrise.

Denn bereits verkaufte Huawei-Produkte sowie aktuell in den Geschäften erhältliche seien vom Android-Stopp nicht betroffen. Salt erklärt mit derselben Begründung: «Basierend auf diesen Information werden wir keine sofortigen Anpassungen im Verkauf vornehmen.»

Der chinesische Huawei setzt bei seinen Mobiltelefonen auf das Betriebssystem Android des US-Internetriesen Google. Weil die USA aber im Handelskrieg mit China Huawei auf eine Schwarze Liste gesetzt haben, haben es amerikanische Firmen schwer, mit den Chinesen weiter Geschäfte zu machen.

Als Reaktion auf die Beschränkungen will Google die technische Unterstützung für Android bei Huawei aufkündigen. Damit bekommen Nutzer von Huawei-Smartphones keine Android-Updates mehr.

Kein Zugriff mehr auf Apps

Künftige Handy-Modelle könnten auch nicht mehr auf beliebte Apps wie den Musik- und Filmdienst Google Play Store, YouTube, den Browser Google Chrome und das E-Mail-Programm Gmail zugreifen. Um die Auswirkungen für die Konsumenten etwas abzumildern, räumte die US-Regierung Huawei eine dreimonatige Galgenfrist ein.

Der chinesische Konzern selbst will unter dem massiven Druck der Sanktionen sein eigenes Betriebssystem spätestens zum nächsten Frühjahr einsatzbereit haben. Es solle auf Smartphones, Computern, Tablets, Fernsehern, in Autos und tragbaren Geräten laufen und mit Android-Apps kompatibel sein, kündigte der Chef der Huawei-Verbrauchersparte, Yu Chengdong, laut «Phoenix News» vom Mittwoch an.

Huawei gehört zusammen mit Apple und Samsung zu den grössten Smartphone-Produzenten der Welt. Zudem ist Huawei der weltgrösste Netzwerkausrüster und spielt weltweit eine wichtige Rolle beim Ausbau des neuen Mobilfunkstandards 5G - auch in der Schweiz, wo Sunrise mit Huawei zusammenarbeitet.

US-Präsident Donald Trump wirft dem Konzern vor, dass mit dessen Produkten Spionage für China betrieben werden kann. Huawei weist dies zurück.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Wirtschaft MEHR