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Eschenbacher nervt sich über viele Blitzer in der Gemeinde

Die Polizei verdient im Linthgebiet viel Geld mit Bussen für Geschwindigkeitsübertretungen. Und Ruedi Faisst versteht die Welt nicht mehr: Gleich zwei Blitzer der Kantonspolizei stehen zurzeit auf Eschenbacher Boden. Überhaupt werde in der Gemeinde viel zu oft geblitzt. Die Polizei widerspricht.

17.10.18 - 07:32 Uhr
Wirtschaft
Ruedi Faisst ist überzeugt, dass die Polizei in Eschenbach viel mehr Blitzer aufstellt, als anderswo.
Ruedi Faisst ist überzeugt, dass die Polizei in Eschenbach viel mehr Blitzer aufstellt, als anderswo.
DANIEL GRAF

Jetzt ist es genug, findet Ruedi Faisst. Seit knapp zwei Wochen stehen auf dem Gebiet der Politischen Gemeinde Eschenbach zwei semistationäre Radaranlagen – im Volksmund Blitzer – der Kantonspolizei St. Gallen. «Im Kanton gibt es 77 Gemeinden, und die Polizei verfügt über neun solcher Anlagen. Seit neun Monaten werden wir in Eschenbach fast durchgehend von mindestens einer solchen Raubritterblechkiste beglückt», ärgert Faisst sich. «Nun dürfte ruhig einmal eine andere Gemeinde den Vorzug erhalten.»

Zehn Standorte seit Anfang Jahr

Er hat auf der Homepage der Kantonspolizei, wo die Standorte jeweils angegeben werden, recherchiert. Und ist zum Ergebnis gekommen, dass seit Anfang Jahr an zehn verschiedenen Stellen in Eschenbach und den dazugehörigen Ortsteilen ein Blitzer gestanden sei. An zwei Stellen sei er dort laut Faisst in besagtem Zeitraum gar zwei Mal montiert worden. «Damit stand insgesamt zwölf Mal ein Blitzer für jeweils vier bis sechs Wochen bei uns. Es scheint, dass ein politisches Machtwort angezeigt ist, damit sich die Situation ändert», findet Faisst. Die einseitige «Bevorzugtbehandlung» von Eschenbach mit Radaranlagen müsse jetzt endlich aufhören. Faisst wandte sich deshalb in einem Leserbrief an die «Linth-Zeitung».

Hinzu komme, dass die Anlagen oft an Stellen platziert seien, an denen man schnell einmal ein paar Kilometer pro Stunde zu viel auf dem Tacho habe. Beispielsweise, weil die Strasse abfällt oder weil die Fahrer an einem Ortseingang von 80 auf 50 abbremsen müssen. Fussgängerstreifen, Schulen oder sonstige Gefahrenquellen seien hingegen lediglich an drei der zehn Standorte der letzten zehn Monate anzutreffen. Faisst betont: «Ich habe grundsätzlich nichts gegen Radaranlagen und sehe ein, dass sie an gewissen Orten Sinn machen und den Verkehr beruhigen können.» Er verstehe lediglich nicht, weshalb die Blitzer so oft in Eschenbach stünden. Und bei der Wahl gewisser Standorte beschleiche ihn der Verdacht, dass es dem Fiskus lediglich darum gehe, durch Bussgelder an die nötigen Einnahmen zu kommen.

Wie viele Unfälle gab es im Jahr 2017, wie viele Fahrzeuge wurden seit Anfang Jahr kontrolliert und wie viel Bussgeld hat die Kapo eingenommen? Klicken Sie auf Ihre Gemeinde für die Zahlen: 

Viele Unfälle in Eschenbach

Gian-Andrea Rezzoli, Mediensprecher der Kantonspolizei, nimmt den Vorwurf gelassen, bestreitet aber nicht, dass seit Anfang Jahr fast durchgehend ein Blitzer in Eschenbach stand: «Wir orientieren uns beim Aufstellen der Anlagen an den Verkehrsachsen, nicht an der betroffenen Gemeinde», sagt er. Die Gründe für den Entscheid, wo eine Radaranlage hinkommt, seien vielfältig: «Dies können Reklamationen von Anwohnern oder Behörden sein oder aber wir stellen fest, dass Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht eingehalten werden.»

«Teil unseres Auftrags»

Auch die Unfallstatistik spreche dafür, in Eschenbach regelmässig Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen: «Letztes Jahr registrierten wir auf dem Gemeindegebiet 43 Unfälle, davon zwölf mit Personenschaden.» Zum Vergleich: In Lichtensteig waren es sieben Unfälle, in Kaltbrunn elf, in Uznach 18, in Wattwil 36, in Walenstadt 24 und in Rapperswil-Jona 82. «Eschenbach ist eine grosse Gemeinde mit wichtigen Verkehrsachsen», ergänzt Rezzoli.

Den Vorwurf der Geldmacherei bestreitet er: «Wer aufmerksam fährt und sich an die Regeln hält, kann 95 Prozent unserer Radaranlagen schon bei der Anfahrt sehen.» Wenn die erlaubte Höchstgeschwindigkeit geändert wird, lasse die Polizei einige Zeit verstreichen, bevor sie dort eine Anlage aufstellt. «Auch dort, wo von der 80er- in die 50er-Zone übergegangen wird, messen wir nicht. Die Signalisation muss klar gewesen sein und gemessen wird in der Regel erst nach 200 Metern.» Zu guter Letzt sagt Rezzoli: «Die Höchstgeschwindigkeiten gelten auf allen Strassenabschnitten und sind durch die Polizei zu überwachen. Das ist Teil unseres gesetzlichen Auftrags.»

Mehr als 2,5 Millionen mit Blitzern verdient
Seit es semistationäre Radaranlagen – sprich Blitzer – gibt, nerven sich Autofahrer ab ihnen. Und ebenso lange werfen gebüsste Fahrzeuglenker der Polizei vor, unverhältnismässig viele Blitzer aufzustellen, diese an fiesen Positionen zu platzieren und letztlich nur Geld damit verdienen zu wollen. Die Polizei wird nicht müde, zu widersprechen und auf die Verkehrssicherheit hinzuweisen. Fakt ist: Seit Anfang Jahr wurden in der Region mehr als 30 000 Lenker geblitzt, damit hat die Kantonspolizei gut 2,5 Millionen Franken eingenommen, wie folgende Tabelle zeigt.

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