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Im Rollstuhl-Taxi zum Mond und zurück

Das Glarner Rollstuhl-Taxi leistet seit 35 Jahren Dienst – und hat dabei viereinhalb Mal die Distanz von der Erde zum Mond zurückgelegt.

Südostschweiz
10.10.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Zum Üben: Unter den wachsamen Augen von Jack Schindler rollt Heinz Stäheli die Lernende Delia Käser ins Rollstuhl-Taxi.
Zum Üben: Unter den wachsamen Augen von Jack Schindler rollt Heinz Stäheli die Lernende Delia Käser ins Rollstuhl-Taxi.
PRESSEBILD

Für Fahrlehrer Jack Schindler ist der Fahrdienst für das Glarner Rollstuhltaxi Ehrensache: «Ich möchte mich in den Dienst von behinderten und kranken Menschen stellen.» Deshalb fährt er seit einem Jahr jeden zweiten Mittwoch für den Verein durch das Glarnerland und darüber hinaus. Seine Begeisterung wird auch am Nachmittag sichtbar, an dem er mit Kollege Heinz Stäheli den 18 Schülerinnen, die sich im zweiten Lehrjahr zur Fachfrau Gesundheit (Fage) ausbilden lassen, den Verein und seine Aufgabe näherbringt.

Auf die Theorie folgt Praxis

Nach einem kurzen Theorieteil im Bildungszentrum Gesundheit und Soziales (BZGS) geht es auf den Vorplatz des Hauses Stampf in Glarus. Dort übernehmen die Lernenden je einmal die Rolle der Pflegerin und der Klientin. Denn sie werden in ihren Betrieben für die Bestellung eines Taxis zuständig sein und auch Klienten auf einer Fahrt begleiten. Etwa in die Onkologie zum Bestrahlen oder zum Röntgen ins Triemlispital Zürich. Eine Fahrt, die Rollstuhlgängige ohne Taxidienst nur schwer bewältigen könnten.

1,7 Millionen Kilometer

Seit 35 Jahren fahren die ehrenamtlichen Helfer des Vereins Glarner Rollstuhl-Taxi und haben dabei schon 1,7 Millionen Kilometer zurückgelegt. Derzeit sind es zwölf Fahrer, die den Service mit ihren zwei Autos an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr auf Bestellung gewährleisten. Damit bieten sie beeinträchtigten Menschen eine kostengünstige Transportmöglichkeit. Die Fahrt von Linthal nach Glarus kostet beispielsweise 23,50 Franken.

Manchmal können sich die Schülerinnen ein Schmunzeln nicht verkneifen. «Vor zwei Monaten musste ich einem Klienten sagen, dass er vor dem Spital, aber sicher nicht im Rollstuhl-Taxi rauchen könne», erzählt Schindler. Oder dass er auch schon geschlagene fünf Stunden bei der Universitätsklinik Balgrist in Zürich auf einen Klienten warten musste. (eing)

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Das ist wirklich toll, dass es Menschen gibt die so viel Initiative zeigen, um anderen zu helfen. Leider kann das nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden.. Die Tochter einer Freundin sitzt auch im Rollstuhl und, weil meine Freundin keinen Führerschein hat, sind sie oft auf ein Rollstuhltaxi angewiesen. Da muss man wirklich auf Personal hoffen, dass kompetent und freundlich ist!
https://www.fahrdienst-rumpf.de/leistungen/rollstuhltaxi

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