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«Wir bringen die Geschichten, welche sonst nirgendwo zu lesen sind»

Seit über 18 Jahren ist Urs Zweifel als Journalist für die «Südostschweiz», Gaster & See, tätig. Nun übernimmt er am 1. Oktober die Führung der neuen «Linth-Zeitung». Er freut sich auf die Aufgabe und will alles daran setzen, die rund 10000 Abonnenten zu halten. Dies mit gut recherchierten, spannend erzählten und schön illustrierten Geschichten.

Südostschweiz
04.09.18 - 07:16 Uhr
Wirtschaft
Der neue Leiter der «Linth-Zeitung», Urs Zweifel, im Gespräch mit Regula Späni.
Der neue Leiter der «Linth-Zeitung», Urs Zweifel, im Gespräch mit Regula Späni.
MARKUS TIMO RÜEGG

Mit Urs Zweifel sprach Regula Späni

Der künftige Leiter der neuen «Linth-Zeitung» und sein Team haben viel vor. Glaubwürdig und politisch unabhängig soll die neue «Linth-Zeitung» ab Anfang Oktober über lokale und regionale Geschehnisse berichten. Und dabei die Ereignisse einordnen, analysieren und Hintergrund-Wissen liefern, damit sich die Leserinnen und Leser ihre eigene Meinung bilden können.

Urs Zweifel, herzliche Gratulation zur neuen Zeitung, der «Linth-Zeitung». Was bedeutet Ihnen dieser Schritt?

Herzlichen Dank für die Glückwünsche. Es ist für mein Team und mich natürlich eine grosse Freude. Ich wusste ja schon länger von diesen Plänen, die übrigens schon vor ein paar Jahren aufs Tapet gekommen waren, aber wir wussten nie, klappt es oder klappt es nicht. Nun ist es eine grosse Genugtuung, dass wir am 1. Oktober mit der neuen «Linth-Zeitung» starten können. Zudem freut mich, dass wir einen Ausbau vermelden können, in einer Zeit, in der in der Medienbranche ja eher abgebaut wird. Für mich ist es ein starkes Signal, dass Printmedien eine Zukunft haben. Ich bin sicher, wir werden eine interessante, lesenswerte Zeitung für diese Region herausbringen.

Welche Ausrichtung soll die neue Zeitung haben?
Es soll eine Zeitung werden, auf die sich die Leserinnen und Leser morgens ebenso freuen, wie auf den ersten Kaffee. Sowohl die «Südostschweiz» (SO) als auch die «Zürichsee-Zeitung» (ZSZ) hatten den Anspruch, je die führende Tageszeitung in der Region zu sein. Daran wird sich nichts ändern, aber es wird einfacher, da wir die Kräfte bündeln können. Wir wollen schnell und aktuell berichten über Lokales, Regionales, Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Sport, einfach über alles, was die Leute in der Region von Rapperswil-Jona bis Amden, vom Zürichsee bis St. Gallen interessiert und bewegt.

Sie haben gesagt, Sie wollen, dass sich die Leute morgens auf die Zeitung freuen, wie auf den ersten Kaffee. Wie wollen Sie das bewerkstelligen?
Wir haben ein starkes Team mit einem grossen Teil an sehr erfahrenen Journalistinnen und Journalisten. Wir haben viele Kanäle, die wir durchforsten. Das sind zahlreiche andere Zeitungen,  aber auch auf den sozialen Netzwerken werden wir uns auf die Suche nach spannenden Geschichten begeben. Es sollen Geschichten sein, die nahe am Leser sind, die bewegen, über welche die Menschen sprechen. Natürlich ist uns auch der ‘Pflichtstoff’ zum Beispiel aus der Politik wichtig. Unser Ziel ist es, jeden Leser und jede Leserinnen dort abzuholen, wo die Interessen liegen. Es soll aber nicht so sein, dass die Abonnenten der bisherigen Zeitungen «Südostschweiz» und «Zürichsee-Zeitung» etwas komplett Neues, Unbekanntes erhalten. Aber wir können aufgrund der Bündelung der Kräfte ausbauen, mehr und andere Geschichten generieren und vertiefen. Geschichten, die sonst nirgendwo zu lesen sind.

Sie haben mit der neuen «Linth-Zeitung» dann aber eine Monopolstellung. Wie gehen Sie damit um?
Das stimmt, und dieser Ausdruck ist ja nicht nur positiv behaftet. Ich sags mal so: Man wird nicht um uns herumkommen. Bisher konnte man uns, also die SO und die ZSZ, gegeneinander ausspielen, zum Beispiel von Seiten der Behörden. Das wird künftig nicht mehr gehen. So gesehen, ist diese Monopolstellung eine Chance und ein Gewinn für die Leserinnen und Leser.

Ist da eine gewisse Verstimmung herauszuhören?
Bis anhin waren wir nur noch in Rapperswil-Jona und Schmerikon amtlich. Ich denke, diese beiden Gemeinden machen dies aus der Überzeugung heraus, dass Medien und insbesondere die regionalen, wichtig sind und unterstützt werden müssen. Denn letztendlich ist es auch eine finanzielle Frage, ob eine Zeitung amtliche Inserate hat oder nicht. Dadurch, dass sich die anderen acht anderen Gemeinden in der Region von den Zeitungen als amtliches Publikationsorgan verabschiedet haben, ist jedoch eine grosse Summe Geld verloren gegangen. Nun hoffen wir, dass Rapperswil-Jona und Schmerikon uns treu bleiben und sich bei den anderen acht Gemeinden ein Gesinnungswandel einstellt. Schliesslich wird die neue «Linth-Zeitung» mit rund 10 000 Abonnenten die doppelte Abdeckung haben wie die SO und die LZ als Einzelblätter bisher und somit viele Menschen auf einmal erreichen.

Warum gehen diese beiden Zeitungen überhaupt zusammen?
Der Hauptgrund ist, dass auf so kleinem Raum zwei Zeitungen schlicht nicht mehr überleben können. Zwei Redaktionen für je gut 5000 Leser aufrechtzuerhalten, macht wirtschaftlich schlicht keinen Sinn. Wir haben uns gegenseitig das Leben schwer gemacht. Die beiden Verlagshäuser Somedia und Tamedia bündeln deshalb die Kräfte und wollen vor allem der Region See-Gaster ein starke, regional verankerte und politisch unabhängige Zeitung sichern. Die beiden Redaktionsstandorte Uznach und Rappers-wil-Jona sind auch eine klares Bekenntnis, dass man die gesamte Region publizistisch unterhalten und bedienen möchte – also Stadt und Land gleichermassen. Oft hatten die SO und die ZSZ auch dieselben Geschichten, waren an denselben Pressekonferenzen. Mit künftig nur noch einer Tageszeitung wird sich quantitativ und qualitativ nichts ändern, im Gegenteil, wir hoffen, dass wir sogar noch stärker werden, indem wir zum Beispiel vertieftere Recherchen durchführen können. Bis anhin hat uns des gegenseitige Konkurrenzverhalten daran gehindert, weil jeder der Schnellere sein wollte.

«Wir wollen für Gesprächsstoff im Treppenhaus, am Arbeitsplatz, beim Mittagessen und am Stammtisch sorgen.»

Wie wird sich die neue Redaktion zusammensetzen?
Dazu laufen in den nächsten Tagen und Wochen Gespräche mit den bisherigen Journalisten von SO und ZSZ. Es ist das Ziel, auf beiden Seiten möglichst alle Mitarbeiter zu behalten und in die neue LZ zu integrieren. Die neue Redaktion wird rund zehn Vollzeitstellen aufweisen.

Mit der neuen Zeitung verdoppelt sich auf einen Schlag die Leserzahl auf 10'000. Was bedeutet das?
Davor haben wir den natürlich Respekt. Die grosse Herausforderung wird sein, diese zu halten. Zu Beginn rechnen wir mit ein paar Abgängen. Aber es ist an uns, unsere Kundschaft mit gutem Journalismus zu begeistern, mit Geschichten, die nahe an den Menschen sind. Da wollen wir täglich unser Bestes geben. Ich kann den bisherigen Lesern der beiden Zeitungen versichern, dass sie kaum etwas davon vermissen werden, was sie bis anhin bekommen haben. Auch, was die Berichterstattung aus Rapperswil-Jona betrifft.

Was meinen Sie mit «Berichterstattung aus Rapperswil-Jona» konkret?
Traditionell hatte die ZSZ in der Stadt mehr Abonnenten und Reichweite als die SO. Zurückzuführen ist dies auf die Fusion der damaligen «Linth» mit dem «St. Galler Volksblatt». Von Seiten der SO versprechen wir, dass die Gewichtung der Stadt in der neuen «Linth-Zeitung» weitergeführt und sogar noch ausgebaut wird. Wir hatten bis anhin ja neben Uznach auch eine Redaktion in Rapperswil-Jona und werden diese wahrscheinlich personell aufstocken. Dies auch als Signal an die bisherigen Leser der ZSZ, dass wir Themen, die die Stadt betreffen, auch künftig stark gewichten werden.

Braucht es denn diese zwei Standorte wirklich? Würde eine Redaktion zum Beispiel in der Stadt nicht reichen?
Aus finanziellen Gründen haben wir uns das zunächst auch überlegt. Schliesslich zahlen wird doppelt Miete, Unterhalt usw. Uns geht es aber um ein klares Bekenntnis sowohl zum Land als auch zur Stadt. Wir wollen, dass die Landgemeinden weiterhin gleichermassen betreut werden wie die Stadt. Wir wollen über und für die jeweilige Bevölkerung berichten, vom kleinen Benken bis zum grossen Rapperswil-Jona.

Was heisst, wir wollen gute Geschichten liefern …
Letztendlich muss es etwas sein, worüber die Leute im Treppenhaus, am Arbeitsplatz, beim Mittagessen, am Stammtisch reden. Dazu wollen wir auch wieder mehr rausgehen, uns umschauen, mit den Leuten reden.

Wie können euch denn die Menschen helfen, diese guten Geschichten zu publizieren?
Das ist mir ein grosses Anliegen, dass wir mehr Feedback bekommen. Vonseiten der Leser kommt eher wenig zurück. Dabei sind wir überzeugt, dass eben gerade die Menschen draussen am nächsten an den spannenden Geschichten sind. Ich möchte sie deshalb auch auffordern, uns mehr Inputs zu liefern. Wir sind immer offen und erreichbar. Per Telefon, per Mail, auf sämtlichen Kanälen. Wir freuen uns auf Inhalte, die wichtig sind, die wir aber in den Dörfern und den Gemeinden nicht immer mitbekommen.

Am 1. Oktober bereits erscheint die erste Ausgabe. Das ist sportlich. Was ist bis dahin noch zu tun?
Da kommt noch einiges auf uns zu. Die momentan wichtigste Aufgabe betrifft das Personal der beiden Zeitungen. Wer wird in Zukunft wie arbeiten. Weiter planen wir für diesen Monat eine Serie mit «Urgesteinen» beider Zeitungen, was sie von der neuen LZ halten und was sie sich von ihr wünschen. Und dann wollen wir sicher mit starken Ausgaben starten.«Wir bringen die Geschichten, welche ...»

* Regula Späni …
… arbeitet als selbstständige Moderatorin und Kommunikationsberaterin. Sie ist Inhaberin der Firma SpänMedia. Dazu hat sie ein Mandat an der HTW Chur als Lehrbeauftragte für Sport und Medien. Davor war sie über 20 Jahre lang als Moderatorin, Produzentin und Journalistin für SRF Sport im Einsatz. Sie ist verheiratet mit Stefan Bürer, Sportkommentator bei SRF; zusammen haben sie drei Kinder. Die Familie wohnt in Jona. (so)

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