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Autonom fahrende Busse sollen ÖV effizienter machen

Im neuen Forschungsprogramm untersucht die Hochschule für Technik Rapperswil, wie selbstfahrende Busse am besten eingesetzt werden können. Das Projekt ist Teil einer Werbekampagne in eigener Sache.

Jérôme
Stern
19.07.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Das Erforschen der Vorteile von selbstfahrenden Bussen (wie der Trapizio) bildet einen Teil des neuen HSR-Programms – Dominik Siegrist (links) und Andreas Schneider wollen dafür das HSR-Kompetenzzentrum besser positionieren.
Das Erforschen der Vorteile von selbstfahrenden Bussen (wie der Trapizio) bildet einen Teil des neuen HSR-Programms – Dominik Siegrist (links) und Andreas Schneider wollen dafür das HSR-Kompetenzzentrum besser positionieren.
KEYSTONE/JEROME STERN

Selbstfahrende Busse sind momentan in aller Munde. Technologie-Firmen wie Google investieren Millionen in entsprechende Projekte. Auch an der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) beschäftigt man sich mit solchen Bussen. Die beiden Leiter des kürzlich gestarteten Forschungsprogramms «Chancen des Einsatzes selbstfahrender Busse in Agglomerationen», Claudio Büchel und Carsten Hagedorn, haben sich jedoch auf einen Aspekt fokussiert, der bislang vernachlässigt worden war. Sie untersuchten, wie das ÖV-Netz beim Einsatz von selbstfahrenden Bussen in kleineren und mittleren Gemeinden ausgebaut werden könnte.

Mehr Geld für dichteren Fahrplan

«Bei unserer Arbeit gehen wir davon aus, dass der Einsatz von autonom fahrenden Bussen unmittelbar bevorsteht», sagt Büchel, Professor für Verkehrsplanung an der HSR. Die technischen Probleme seien weitgehend gelöst. Bei ihrer Arbeit hätten sie sich auch nicht mit Technologie beschäftigt. «Vielmehr wollten wir aufzeigen, wie Verkehrsbetriebe in kleineren und mittleren Agglomerationen ihren Kostendeckungsgrad durch selbstfahrende Busse verbessern können.»

«Dank unserer Arbeit erkennen Verkehrsbetriebe, ob sich für sie die Anschaffung von konventionellen Bussen lohnt – oder ob sie auf selbstfahrende Busse setzen sollen.»

Die Grundidee des Projekts ist einfach: Durch den Einsatz von autonom fahrenden Bussen können Verkehrsbetriebe viel Geld sparen, da die Lohnkosten für das Fahrpersonal entfallen. Dieses Geld soll nach Meinung der HSR-Professoren eins zu eins in die Schaffung von neuen Angeboten fliessen. Und zwar indem selbstfahrende, kleinere Busse häufiger auf einer Linie fahren als dies heute der Fall ist.

Effizientere Busverbindungen

«Wenn Verkehrsbetriebe einen besseren Takt anbieten, werden sie mehr Einsteiger gewinnen und damit ihren Kostendeckungsgrad verbessern», argumentiert Büchel. Anzufügen ist, dass die Stadtbusse in Rapperswil-Jona einen knapp genügenden Kostendeckungsgrad von 30 Prozent erreichen.

Eine weitere Möglichkeit ist laut Büchel, das gesparte Geld für die Schaffung von gänzlich neuen Busverbindungen mit selbstfahrenden Fahrzeugen einzusetzen. «Auch wenn solche Angebote zunächst nicht viele neue Nutzer bringen, setzt man eine positive Spirale in Gang.»

Klar ist, dass sich Büchel mit dem öffentlichen Verkehr auskennt. So arbeitete er unter anderem bei den Verkehrsbetrieben Zürich. «Mit unserer Arbeit wollen wir Verkehrsbetrieben, die ihre alten Busse ersetzen müssen, eine Entscheidungsgrundlage geben. So können sie erkennen, ob sich die Anschaffung von konventionellen Bussen lohnt oder ob sie gleich auf selbstfahrende Busse setzen sollten.»

Werbeoffensive der Hochschule

Das Bus-Projekt ist nur eines von insgesamt vieren, welche die Hochschule im Rahmen ihres Kompetenzzentrums Infrastruktur und Lebensraum angeschoben hat. Hintergrund ist, dass Projekte der drei zuständigen HSR-Institute nur schwer an Fördergelder des Bundes herankommen, erklärt Andreas Schneider, Co-Leiter des Kompetenzzentrums. «Um solche Projekte zu unterstützen, verlangt der Bund jeweils Anwendungspartner.»

Deshalb habe sich die HSR dazu entschlossen, vielversprechende Projekte aus dem Bereich Raumplanung, Verkehr und Landschaftsarchitektur mit eigenen Mitteln zu fördern. Laut Schneider will die Hochschule der Forschung in diesen Bereichen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen und quasi Werbung in eigener Sache betreiben.

Jährlich rund 700 000 Franken lässt sich die Hochschule die Kampagne kosten. Schneider: «Indem wir eigene ausgewählte Projekt fördern, wollen wir uns für die Zusammenarbeit mit Wirtschaftspartnern besser positionieren.»

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