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St. Gallen will die Swiss Skills austragen

Erst zweimal Bern, nun zweimal St. Gallen: Gewerbeverband, Kanton und Stadt wollen die Schweizer Berufsmeisterschaften Swiss Skills nach St. Gallen holen.

Südostschweiz
18.07.18 - 06:11 Uhr
Wirtschaft
Berufsbildung hat hohen Stellenwert: Im Kanton St.Gallen gibt es nahezu 20 000 Lehrlinge.
Berufsbildung hat hohen Stellenwert: Im Kanton St.Gallen gibt es nahezu 20 000 Lehrlinge.
KEYSTONE

Von Regula Weik

Die Regierung, der Stadtrat und der kantonale Gewerbeverband machen gemeinsame Sache: Die Schweizer Meisterschaften der Berufsleute sollen 2022 in St. Gallen ausgetragen werden. Stadt und Kanton haben eine finanzielle Unterstützung von drei Millionen Franken in Aussicht gestellt. St. Gallen signalisiert darüber hinaus Interesse an einem Doppelpack; die Stadt würde auch gerne den Wettbewerb 2026 übernehmen.

Die Stadt St. Gallen betritt mit ihrer Kandidatur kein Neuland. Sie war bereits mehrfach Gastgeberin von Berufsmeisterschaften. Das kommt nicht von ungefähr. Die duale Berufsbildung habe mit nahezu 20 000 Lernenden einen hohen Stellenwert im Kanton, heisst es in einer Medienmitteilung. Und weiter: Jugendliche aus dem Kanton St. Gallen beteiligten sich seit vielen Jahren erfolgreich an nationalen und internationalen Wettbewerben.

Berner Tradition durchbrechen

Die Swiss Skills sind in ihrem heutigen Austragungsmodus noch jung. 2014 wurden sie erstmals für alle Berufe an einem Standort ausgetragen – in Bern; zuvor waren sie dezentral organisiert worden. Der nächste Wettbewerb wird im September durchgeführt – wiederum in der Bundeshauptstadt. Diese «Berner Tradition» will die Ostschweiz mit ihrer Kandidatur durchbrechen. Kanton, Stadt und Gewerbeverband St. Gallen sind sich einig: Die Swiss Skills wären eine wichtige Plattform – für die Ostschweiz, die Berufsbildung generell und die Lernenden. Ihre Hauptmotivation sei, «jungen Berufsleuten ein Podium zu bieten, auf dem sie sich national messen und zeigen können, wie gut sie sind», sagt Andreas Hartmann, Präsident des kantonalen Gewerbeverbandes. Die Sorge, die Swiss Skills könnten Ausstellungen und Wettbewerbe von örtlichem Gewerbe konkurrenzieren, teilt Hartmann nicht. Es brauche «solche Plattformen auf verschiedenen Ebenen, um junge Menschen abzuholen und für eine Berufslehre zu motivieren». Im Kanton St. Gallen gibt es 7000 Lehrbetriebe.

Auf die Frage, wie hoch er die Chancen der St. Galler Kandidatur einschätze, antwortet Bruno Müller zurückhaltend: «Sie sind intakt.» Der Leiter des kantonalen Amtes für Berufsbildung fügt aber sogleich an: «Ein solcher Wettbewerb lässt sich nicht aus dem Ärmel schütteln.» Der Aufwand sei beträchtlich. Weshalb dennoch gleich das doppelte Interesse St. Gallens? Der Vorbereitungsaufwand für die zweite Meisterschaft wäre wesentlich geringer, sagt Müller, und «die Stolpersteine» wären auch bekannt.

Mit Entscheid wird 2019 gerechnet

Zweimal schon haben die Weltmeisterschaften der Berufsleute, die World Skills, in der Gallusstadt stattgefunden – 1997 und 2003. «Von diesen Erfahrungen profitieren wir», sagt Hartmann. Und Stadtpräsident Thomas Scheitlin ergänzt: «Das Know-how, das wir durch die World Skills gewonnen haben, war Anstoss für unsere aktuelle Kandidatur.» Ob es damit klappt, steht derzeit noch in den Sternen. Der ganze Bewerbungsprozess nimmt erst Fahrt auf. Kanton, Stadt und Gewerbeverband sind entschlossen, die Bewerbung voranzutreiben. Ebenso klar ist für Scheitlin: «Wir brauchen 2019 einen Entscheid, ob wir den Zuschlag erhalten – oder eben nicht.»

Die Stadt St. Gallen ist bereit, für den Anlass 600 000 Franken in die Hand zu nehmen; 2,4 Millionen der Kanton. So denn die beiden Parlamente zustimmen. Die beiden Unterstützungskredite reichen freilich nicht, um die Berufsmeisterschaft zu finanzieren. Der Bund und die Stiftung Swiss Skills werden sich ebenfalls beteiligen. 16 Millionen hatte Bern 2014 für den Wettbewerb budgetiert – zusätzlich kamen über 20 Millionen von Berufsverbänden und Sponsoren.

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