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Millionenprojekt in Bilten sorgt für spezielle Ausbildung

Die Kläranlage Glarnerland wird für 49 Millionen Franken saniert, erweitert und modernisiert – eine der grössten Baustellen der letzten Jahre im Kanton Glarus. Der angehende Klärwart Louis Schmid ist mittendrin.

Südostschweiz
17.07.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft

Von Birgitt Hunziker Kempf*

Louis Schmid ist von seiner Arbeit auf der Kläranlage in Bilten begeistert. «Ja, mein Job ist cool und total vielseitig.» Er ist gelernter Montageelektriker und musste sich nach der Ausbildung wegen eines Unfalls nach einer anderen Tätigkeit umsehen. Genau zum richtigen Zeitpunkt entdeckte er das Stelleninserat der ARA. «Zuvor habe ich über die Abwasserreinigungs-Thematik noch nicht viel gewusst», erzählt er. Er habe, wie jede andere Person, ohne gross zu überlegen die Toilettenspülung gedrückt.

Jährlich werden 8 Millionen Kubikmeter Wasser gereinigt

Nun gehört der junge Mann aus Uznach seit über einem Jahr zum Betriebsteam der Kläranlage und kennt die Reinigungsprozesse, die das schmutzige Wasser durchlaufen muss, damit es danach gesäubert in die Linth fliessen darf. Das ankommende Abwasser wird zuerst in einer Rechenanlage von den gröbsten Bestandteilen befreit. Danach fliesst es in den belüfteten Sand- und Fettfang, von dort kommt das Wasser in die Vorklärbecken und später in die biologische Abwasserreinigung. In Bilten werden jährlich rund 8 Millionen Kubikmeter verschmutztes Wasser von beinahe der gesamten Bevölkerung des Kantons Glarus und von drei St. Galler Gemeinden gereinigt.

«Sich um die grosse Schlammtrockner-Anlage zu kümmern, ist schon etwas sehr Spezielles.»

Die Anlage wurde 1976 in Betrieb genommen und ist nun in die Jahre gekommen. Der Arbeitsort von Louis Schmid wird seit rund einem Jahr saniert und für die Zukunft ausgebaut. Das heisst: Teile der Anlage werden ersetzt; die Kapazität wird vergrössert, und eine vierte Reinigungsstufe wird erstellt, welche die vom Bund geforderte Elimination von Mikroverunreinigung erfüllt. «Die Veränderungen hier in Bilten sind total spannend», so der 22-Jährige. Er erhält dank der Bauarbeiten die einzigartige Chance, das Entstehen von komplexen Installationen und Becken aus der Nähe zu beobachten.

Bald ist die erste Bauetappe des Projekts 2025/2040 zu Ende. Unter anderem können zwei der vier Biologiebecken – die Herzstücke der Anlage – frisch saniert wieder in Betrieb genommen werden. Während der ganzen Bauzeit muss die Anlage 365 Tage im Jahr tadellos funktionieren. Eine Herausforderung, die das zwölfköpfige ARA-Team gut meistert. «Wir haben regelmässige Teamsitzungen und sprechen unsere Arbeiten ab», erklärt der Uzner.

Ein vielseitiger und eigenverantwortlicher Beruf

Gemäss einem Einsatzplan kümmert er sich um elektrische und mechanische Installationen in verschiedenen Bereichen der Anlagen. «Ja, mein Beruf ist vielseitig, und vor allem kann ich auch selbstständig arbeiten.» Hat er eine Lieblingsapparatur? «Ich bin fasziniert von der grossen Schlammtrockner-Anlage. Sich um eine solche Apparatur zu kümmern, ist schon etwas Spezielles», erklärt Schmid.

*Brigitt Hunziker Kempf ist freischaffende Kommunikations-Beraterin.

Erste von vier Etappen beendet

Die Abwasserreinigungsanlage (ARA) in Bilten wird für 49 Millionen Franken saniert. Die Arbeiten sind in vier Bauetappen eingeteilt. Der Spatenstich fand im Juli 2017 statt. Die erste Etappe ist praktisch abgeschlossen, und die Teil-Bereiche werden im August in Betrieb genommen (zwei Biologiebecken, Gebläsestation, Gebäude Biologie, Vorklärung, Sandfang und Aufstockung Betriebsgebäude). Die vierte und letzte Etappe soll 2022 beendet sein. An die Anlage angeschlossen sind alle drei Glarner Gemeinden sowie die Gemeinden Weesen, Amden und Schänis.

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