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Post in Linthal zieht in den Volg um

Die Post betreibt ihre Filiale in Linthal nur noch rund zweieinhalb Monate. Danach – laut Mitteilung «voraussichtlich ab 3. Oktober» – werden die Postgeschäfte im Volg an der Hauptstrasse 43 abgewickelt.

Marco
Häusler
14.07.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Jetzt und später: Die Post in Linthal wird aufgehoben, ihre Dienste ersetzt eine «Partnerlösung» im Volg.
Jetzt und später: Die Post in Linthal wird aufgehoben, ihre Dienste ersetzt eine «Partnerlösung» im Volg.
MARCO HÄUSLER

Das Paket gleich neben dem Brotgestell aufgeben, oder zur Einzahlung noch 200 Gramm Emmentaler kaufen: «Filialen mit Partnern sind ein bewährtes Format und existieren in der Schweiz schon seit zwölf Jahren», steht in der gestrigen Medienmitteilung der Post. Kommuniziert wird in dieser das «neue Postangebot im Volg in Linthal».

Womit das alte verschwindet. Denn die Post habe entschieden, «ihre Filiale in Linthal durch eine Partnerlösung im Volg zu ersetzen». Bis zum Start des neuen Angebots bleibe die heutige Filiale an der Poststrasse 4 aber unverändert in Betrieb. Danach – «voraussichtlich ab dem 3. Oktober» – wird der Weg für die Kundinnen und Kunden der Post dann um rund 180 Meter länger oder kürzer, je nachdem, woher sie kommen.

«Im März 2017 hat die Post die Öffentlichkeit erstmals darüber informiert, dass sie eine neue Lösung für das Postangebot in Linthal sucht», steht in der Mitteilung weiter. Gleichzeitig wurde bekannt, dass auch das Schicksal der Post in Braunwald als eigenständige Filiale wohl so gut wie besiegelt sei.

«Die Post prüft alternative Lösungen für die Postversorgung in Braunwald», bekräftigte gestern auf Anfrage Carmen Lama, die bei der Post für die regionale Kommunikation Ost verantwortlich ist. Dazu würden Gespräche mit der Gemeindebehörde geführt, aber: «Es ist noch kein Entscheid gefallen.»

Widerstand dringt bis nach Bern

Entschieden hatte man sich bei der Post aber längst, im ganzen Kanton Glarus nur noch fünf eigenständige Filialen – jene in Niederurnen, Näfels, Netstal, Glarus und Schwanden – weiterzuführen und das vorerst auch nur bis 2020.

Das wollten nicht alle widerstandslos hinnehmen. Gegen Ende Mai 2017 gelangte die Glarner BDP mit einer Interpellation an den Regierungsrat, in der sie ihn unter anderem fragte, was er zu unternehmen gedenke, damit nach 2020 nicht weitere Poststellen geschlossen würden.

An dieser nur dreijährigen Garantiefrist habe man nichts ändern können, hatte Regierungsrätin Marianne Lienhard jedoch schon zuvor gegenüber TV Südostschweiz erklärt. «Aber wir und die anderen Kantone erwarten von der Post, dass sie ihre Zukunft weiter als bis 2020 planen kann.» Dass die Post den Bedürfnissen der Randregionen Rechnung tragen müsse, sei mittlerweile aber auch bis in die Landesregierung vorgedrungen.

Tatsächlich ist der Umbau des Poststellennetzes im eidgenössischen Parlament ein Dauerthema, seit die Post im Herbst 2016 angekündigt hatte, bis 2020 landesweit 600 Poststellen zu schliessen. Erst Ende Juni hatte der Bundesrat zur Revision der Postverordnung erklärt, die Post- und Zahlungsstellen sollten künftig für 90 Prozent der Bevölkerung innerhalb von 20 Minuten zu Fuss oder mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar sein.

Eine Petition, zwei Info-Abende

Gegen die Schliessung einzelner Filialen wurde auch im Glarnerland immer wieder protestiert. So sammelten Mitglieder der Postgewerkschaft Syndicom allein bei einer Aktion im Mai 2017 in Linthal 154 Unterschriften für die Forderung, den «Kahlschlag» zu stoppen. Die Petition «Unsere Post muss bleiben!» übergab Syndicom-Gewerkschafter Martin Bühler dem Glarus Süd-Präsidenten Mathias Vögeli Ende Juni 2017 schliesslich mit 916 Unterschriften aus Linthal und Braunwald. Vögeli reichte das Paket zwei Wochen später an die Postverantwortlichen weiter.

Im Oktober darauf baten diese zu Info-Veranstaltung in Linthal und Braunwald. «Im Fokus stand dabei das Modell der Filiale mit Partner», wird in der jetzigen Mitteilung auch darauf eingegangen. Mit dem Volg sei jetzt «ein etablierter Partner» gefunden worden, «der in Linthal ein zentral gelegenes Geschäft mit kundenfreundlichen Öffnungszeiten betreibt». Zudem sei geplant, auch weiterhin Postfächer anzubieten.

Agenturen – zum Teil auch in Volg- Filialen – betreibt die Post in Glarus Süd zurzeit vier; je eine in Elm, Haslen, Luchsingen-Hätzingen und Mitlödi. In sieben weiteren Ortschaften der Gemeinde arbeitet die Post mit einem Hausservice.

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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