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Jahrgang 2018 kommt so früh in den Keller wie nie zuvor

Die Traubenlese könnte diesen Herbst so früh beginnen wie nie in den vergangenen acht Jahren. «Für die Arbeit der Winzer hat das nur bedingt einen Einfluss», sagt Luzi Boner aus Malans.

Philipp
Wyss
20.06.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Der Malanser Winzer Luzi Boner ist mit dem bisherigen Rebjahr zufrieden.
Der Malanser Winzer Luzi Boner ist mit dem bisherigen Rebjahr zufrieden.
PRESSEBILD

Die Sonne scheint auch in den Bündner Weingärten. Die Frostnächte der beiden vergangenen Jahre sind weit weg: Die diesjährige Blüte war sehr kurz und endete schon nach wenigen Tagen. So früh wie noch nie. Auch in den Jahren 2007, 2009 und 2011 blühten die Reben bereits im Mai, aber die Blüte endete damals in den ersten Junitagen, so der Bündner Rebbaukommissar Hans Jüstrich.

Nach Jüstrichs Berechnungen könnten sich heuer die ersten Beeren bereits im Juli verfärben. Eine erste Prognose für den Wimmelstart setzte Jüstrich auf den 25. September – und damit so früh wie nie in den vergangenen acht Jahren.

«Extrem wüchsig»

Auf kleinere Betriebe habe dies einen geringen Einfluss, sagt Luzi Boner. Er führt in Malans seit neun Jahren mit Lebenspartnerin Anna und Mitarbeiter Joschgi den Weinbau und die Brennerei zur Krone in fünfter Generation.

Die vergangenen Wochen seien «extrem wüchsig» gewesen, betont Boner. «Die Vegetation ist der Zeit voraus.» Aber derzeit seheeinfach alles sehr erfreulich und gut aus – auch bezogen auf die ausbleibenden Trauben-Krankheiten. Boner bewirtschaftet knapp drei Hektaren Rebland und produziert mehr als acht Weinsorten. Der zeitliche Vorsprung der Natur bedeutet für den Winzer, dass er mehr Arbeit innert kürzerer Zeit erledigen muss. Heuer sei einfach alles um zwei Wochen vorverschoben. «Aber es ist ja nicht alles auf einen Schlag, sondern einfach etwas schneller gekommen», so Boner.

Im Keller mache der Zeitvorsprung keinen Unterschied, erklärt der Winzer weiter. «Ich lasse es auf mich zukommen und schaue immer wieder, wo wir stehen.» Das Abfüllen des Jahrgangs 2017 hat er für August und damit nicht zu knapp eingeplant, sodass auch die Tanks rechtzeitig geleert und für den neuen Jahrgang bereit sein werden.

Auch für die derzeit früh angesetzte Ernte brauche es keine spezielle Vorbereitung. Aber, so Boner, vielleicht seien Selbstkelterer mit zwei, drei Helfern aus dem Dorf – so wie er selber – da auch flexibler. Für grössere Betriebe mit vielen Helfern könne vor allem die Personalplanung schwieriger werden, vermutet er.

Der Vegetationsvorsprung bedeuet auch Mehrarbeit in den Weingärten. PRESSEBILD
Der Vegetationsvorsprung bedeuet auch Mehrarbeit in den Weingärten. PRESSEBILD

Er hofft nun auf ruhige Ferien und einen schöner Spätsommer. Ob sich seine Ferienpläne verschieben, wisse er noch nicht. Dass er aber wie vor 15 Jahren spät wimmeln werde, glaubt Boner nicht. Damals waren die Trauben ebenfalls sehr früh sehr weit. Und weil viele Weinbauern nicht bereit waren, wurde zu spät gewimmelt. Boner aber begann zu früh – und musste eine Busse bezahlen.

Soweit dürfte es im laufenden Rebjahr kaum kommen. «Wir sind ja in den letzten Jahren immer früher dran mit Wimmeln», sagt Boner.

Philipp Wyss ist Chefredaktor der gemeinsamen Redaktion der Zeitung «Südostschweiz» und der Internetseite «suedostschweiz.ch». Damit zeichnet er für das Team und für den Inhalt dieser Produkte verantwortlich. Mehr Infos

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