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Im cleversten Geschäft der Stadt gibt es Infos statt Ware

Wie sollte ein Konsument einkaufen, um die Umwelt zu schonen? Genau diese Frage beantwortet die Ausstellung «Clever» beim Schulhaus Hanfländer in Rapperswil-Jona. In einem speziellen Lebensmittelgeschäft können Kinder und Erwachsene ihr Einkaufsverhalten überprüfen.

Jérôme
Stern
07.06.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Biologisch und clever: Regula Späni kauft Produkte für ihr Mittagessen vorbildlich ein.
Biologisch und clever: Regula Späni kauft Produkte für ihr Mittagessen vorbildlich ein.
MARKUS TIMO RÜEGG

Das neueste Lebensmittelgeschäft in Rapperswil- Jona ist zugleich das speziellste. Seit gestern steht es auf dem Pausenplatz des Schulhauses Hanfländer, doch wer dort einkauft, nimmt keine Lebensmittel, sondern Informationen mit nach Hause.

Das interaktive Geschäft ist das Herzstück der Wanderausstellung der Stiftung Biovision. Hier sollen Kinder, Jugendliche und Erwachsene spielerisch erfahren, wie sie ökologisch am sinnvollsten einkaufen. Deshalb ist die Auswahl einem normalen Geschäft nachempfunden: Rüebli, Kartoffeln, Fisch und Fleisch – sogar Kleider und Smartphones gibts.

Moderatorin gegen Sportler

An der gestrigen Eröffnung des «Einkaufsladen» kamen neben dem Schulchef Thomas Rüegg zwei prominente Gäste: die ehemalige Fernsehmoderatorin Regula Späni sowie der Geschäftsführer der Lakers, Markus Bütler. Die beiden traten in einem Wettbewerb gegeneinander an, um zu zeigen, wer am cleversten einkauft. Vorgabe: ein Mittagessen für zwei Personen inklusive Dessert und Getränk. Am Schluss respektive an der Kasse wurde jeder eingekaufte Artikel anhand von ökologischen Kriterien wie Ressourcenverbrauch oder artgerechte Tierhaltung beurteilt und mit Punkten bewertet.

«Was könnte ich kochen?», fragt sich Regula Späni vor dem Gemüseregal. Sie greift nach Biorüebli und Kartoffeln aus regionaler Produktion. Auch in ihren Einkaufskorb kommen Biopouletschenkel. Bei den Peperoni und Erdbeeren aus Italien zögert sie zunächst. «Die haben wir zwar gerne, aber …» Späni beendet den Satz nicht und greift zu. Schweizer Äpfel und Birnen landen auch noch im Korb. Damit mache sie einen Fruchtsalat als Dessert. Als Getränk wählt sie Leitungswasser. Auch Markus Bütler wählt mit Bedacht. Geräucherte Felchen aus der Region sowie Biopaprikachips befinden sich in seinem Korb. «Ich kaufe tendenziell immer Bioprodukte, besonders wenns um Tierhaltung geht», so Bütler. Zum Trinken gibts bei ihm Mineralwasser. Zum Dessert wählt er zwei Tafeln Schokolade – fair trade und biologisch.

Die Quittung zeigts

Schliesslich stehen die beiden vor der Kasse. Bezahlen müssen sie hier zwar nicht, eine Quittung bekommen sie aber gleichwohl. Und zwar in Form einer Auswertung nach den erwähnten Kriterien. Demnach gewinnt Bütler die Öko-Wertung mit 31 Punkten.

Bloss 29 Punkte erreicht Späni. Der Griff nach den Erdbeeren und Peperoni habe ihre Ökobilanz definitiv vermiest, erklärt Marcel Anderegg, Projektleiter bei Biovision. Obwohl meistens seine Frau den Einkauf besorge, habe er beim Wettbewerb einen Vorteil gehabt, verrät Bütler: «Die Familie meines Götti-Meitli betreibt einen Biobauernhof. Daher weiss ich einiges über saisonale Produkte.»

Stadt unterstützt das Projekt

Stadtrat Rüegg erklärt, wie es zum Laden auf dem Pausenplatz kam: Vor einigen Monaten sei die Stadt von der Stiftung Biovision angefragt worden. Weil die Aktion sinnvoll sei, werde sie von der Stadt unterstützt. Konkret haben sich gemäss Rüegg bislang 30 Schulklassen für einen Einkauf respektive eine Führung angemeldet. Die Kosten für die ersten 40 Schulklassenführungen übernehme die Stadt. Wobei er betont: «Die Aktion ist nicht nur für Kinder gedacht. Erwachsene sollen den kurzen Weg vom Einkaufszentrum Sonnenhof zum Schulhaus ebenfalls unter die Füsse nehmen.»

Projektleiter Anderegg ist voll des Lobes für die Stadt. «Dank ihrer unkomplizierten Art konnten wir unsere Aktion innerhalb von drei Wochen fixieren.» Sein Kurztipp lautet: «saisonale und regionale Produkte einkaufen». Seit 20 Jahren setzt sich die Stiftung Biovision für ökologische Landwirtschaft ein – das Projekt «Clever» besuchten seit der Lancierung 2011 schon über 50 000 Personen an 18 Standorten.

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