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Dieses Huhn lebt bei einem Bio-Pionier

Urs Tönz hat etwas gewagt und kann nun auf ein tolles Lebenswerk zurückschauen. Wir haben einen der ersten Bio-Bauern von Graubünden auf seinem Hof besucht.

Südostschweiz
04.06.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft

Urs Tönz hat vor 34 Jahren als einer der ersten Bio-Bauer in Graubünden die Arbeit aufgenommen. Sein Hof «im Loch» liegt 1100 Meter über Meer in Valzeina. Tönz nennt sechs Milchkühe, eine Mutterkuh, etwas Jungvieh und fünf Schweine sein Eigen. Zudem verarbeitet er von November bis Juni Milch seiner Kühe in der eigenen Hofsennerei zu Bergkäse. Dies war aber nicht immer so.

Als der Bündner 1984 den Hof in Valzeina übernimmt, wartet viel Arbeit auf ihn. Es stehen Umbauarbeiten an und der Holzwurm sucht den Hof heim. Für sein Vorhaben als Bio-Bauer durchzustarten, wird er anfangs noch belächelt, wie er im Interview mit RSO-Moderator Simon Lechmann erklärt. «Die anderen Bauern und das Umfeld hatte zunächst nur ein müdes Lächeln für die Idee übrig.» Dennoch lässt sich Tönz nicht unterkriegen.

Ohne Hilfe wäre es nicht gegangen

Mit der finanziellen Unterstützung der Landwirtschaftlichen Kreditanstalt und vor allem mit der Hilfe der Selbsthilfeorganisation Bergheimat kann er seinen Hof starten. Zudem hätten auch viele Private beim Start geholfen - unter anderem mit Arbeitseinsätzen.

Einfach war das Leben als Bio-Bauer nicht. Tönz gibt zu, dass es am Küchentisch die eine oder andere Krise und Diskussion ausgetragen wurde. Es sei teils happig gewesen. Er denkt aber auch an die schönen Momente zurück. So sei man natürlich mächtig stolz gewesen, als man die ersten eigenen Kühe hatte. Anfangs tränkte man mit der Milch noch die Kälber. Mit der Zeit startete dann das Käsen in der Sennerei. Auch mehr als 30 Jahre später tue die Sennerei immer noch ihren Dienst und es wird noch mit Holz gefeuert. «Natürlich sind wir auch moderner geworden», betont Tönz. Beispielsweise wenn es um Kühlmethoden geht.

URS TÖNZ
URS TÖNZ

Winter sind schwer

Der Mitbegründer des Churer Bioladens «Regenwurm» und des Churer Wochenmarktes geht nun aber bald in Pension. Im Herbst ist Schluss. Der Hof an ein junges Paar verkauft. Bei der Frage, ob er mit dem heutigen Wissen nochmals einen Bio-Bauernhof aufziehen würde, zögert der baldige Rentner. «Grundsätzlich würde ich es wieder so machen.» Er hätte aber dennoch die eine oder andere Idee, was er ansonsten hätte machen können.

An den Moment der Pensionierung denkt Tönz noch nicht wirklich. Aber er freut sich darauf. Die Winter würden irgendwann zu einer Belastung. Schliesslich hat der Hof lediglich im Sommer eine Zufahrt. Sonst muss man zu Fuss den Weg vom Hof nach Valzeina in Angriff nehmen. Dennoch hört man dem 64-Jährigen an, dass er mächtig stolz auf sein Werk ist und bestimmt bis zum letzten Tag noch Vollgas geben wird. (koa)

Das ganze Interview zum Nachhören:

Urs Tönz im Interview mit Simon Lechmann.
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