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Camaro findet für 30 000 neuen Besitzer

In Ermenswil wurde am Freitag ein Chevrolet Camaro versteigert. Ein Glarner ging an seine Schmerzgrenze und bezahlte 30 000 Franken.

19.05.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Der Chevrolet Camaro lockte rund 70 Personen an.
Der Chevrolet Camaro lockte rund 70 Personen an.
MARKUS TIMO RÜEGG

Der Chevrolet Camaro ist ein Klassiker unter den amerikanischen Sammlermodellen. Bekannt aus Filmen wie «After the Sunset», «Fast & Furious» oder «Transformers» stösst der Camaro bei Autoliebhabern heute noch auf grosse Begeisterung.

Entsprechend gross war das Interesse an der gestrigen Versteigerung in Ermenswil: Das Betreibungsamt Eschenbach hatte zu einer öffentlichen zwangsrechtlichen Versteigerung geladen. Geboten werden konnte auf einen 1968er-Camaro mit V8-Motor, 300 PS und 3-Gang-Handschaltung. Das Auto war bei einer Zwangsliquidation in einer Tiefgarage gefunden worden, wo es rund zwei Jahre gestanden hatte. Wer der Vorbesitzer war, konnten die Verantwortlichen des Betreibungsamts nicht sagen. Auch der genaue Zustand des Autos war ungewiss. Als Beweis, dass es fahrtüchtig ist, wurde der Motor einmal kurz angelassen.

Bereits rund eine halbe Stunde vor Beginn der Versteigerung hatten sich gegen 70 Personen auf dem Kirchplatz eingefunden, um das Schmuckstück zu begutachten. Dabei wurde natürlich auch gefachsimpelt: Von den Rädern und Felgen über Motor und Kofferraum bis zum Interieur gab es kaum ein Teil, welches von den Anwesenden nicht genau unter die Lupe genommen wurde. Erste Schätzungen, für wie viel Geld das Auto einen neuen Besitzer finden würde, bewegten sich zwischen «auf keinen Fall mehr als 21 000» und «30 000 mindestens». Letzteres war auch der Betrag, welchen das Betreibungsamt als Schätzwert angegeben hatte.

Preis in die Höhe getrieben

Bevor es mit der eigentlichen Versteigerung losging, erläuterte Roman Kuster, Leiter des Eschenbacher Betreibungsamts, die Spielregeln: «Versteigert wird das Auto, so wie es hier auf dem Platz steht. Wir übernehmen keine Garantie für irgendetwas.» Er pries allerdings an, dass der Käufer «einsteigen und losfahren» könne. «Sofern Sie ein Nummernschild dabei haben», fügte Kuster an.

Angefangen wurde bei einem Franken, doch schon nach sechs Geboten war die 10 000er-Marke geknackt. Danach kristallisierte sich ein Dreikampf heraus und wenig später überboten sich nur noch zwei Herren: ein Vater aus Mettmenstetten, der das Auto kaufen wollte, damit sein Sohn daran rumschrauben kann, und ein Garagist aus dem Glarnerland.

Wurde der Preis zu Beginn noch schnell in die Höhe getrieben, beschränkten sich die zwei Herren gegen Ende auf 100er- oder 200er-Schritte. Und je näher die 30 000er-Marke kam, desto mehr trieb ihnen der Preis Schweissperlen auf die Stirn.

Angestachelt wurden sie immer wieder von Betreibungsamtsleiter Kuster. «Sie wollen doch heute mit diesem Auto nach Hause fahren. So geben Sie sich doch nicht geschlagen!», ist nur ein Beispiel für seine Versuche, die Herren noch etwas tiefer in die Tasche greifen zu lassen.

«Mehr, als ich bezahlen wollte»

Am Ende war bei 30 000 Franken dann die Schmerzgrenze des Herren aus Mettmenstetten erreicht. Damit machte sich beim 38-jährigen Glarner Garagisten die Erleichterung breit. «Ich bin ehrlich gesagt schon über das Budget, welches ich mir vorgenommen hatte, hinausgegangen», sagte er im Anschluss an die Versteigerung. Doch damit hatte er scheinbar gerechnet, musste er die 30 000 Franken doch vor Ort in bar bezahlen – was er mit vor Aufregung zitternden Fingern auch tat.

Nun freue er sich darauf, den Klassiker auf Vordermann zu bringen. «Ich bin schon lange auf der Suche nach einem Auto wie diesem. Dass ich per Zufall auf diese Versteigerung gestossen bin und es jetzt geklappt hat, ist ein Glücksfall.» Ihm sei allerdings bewusst, dass er zumindest in der Anfangsphase wohl deutlich mehr Stunden am Auto arbeiten müsse, als er damit fahren könne. Doch das sei ihm sein neustes «Baby» wert: «Es ist mein erster Amerikaner.»

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