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Oberster Rebbauer: «Es sieht super aus»

Der warme April hat in den Wingerten in Graubünden die Vegetation rasant vorangetrieben. «Es sieht super aus, perfekt», sagt der Bündner Rebbaukommissär Hans Jüstrich.

Philipp
Wyss
07.05.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Die Reben in der Bündner Herrschaft haben einen Vegetationsvorsprung.
Die Reben in der Bündner Herrschaft haben einen Vegetationsvorsprung.
ARCHIV MARCO HARTMANN

Der vergangene April war der zweitwärmste seit Messbeginn. Rekorde purzelten und man gewöhnte sich frühzeitig an die warmen Temperaturen und den bevorstehenden Sommer. Das haben auch die Bündner Winzer zu spüren bekommen: In den vergangenen Wochen trieben die Reben rassig aus, bestätigte Hans Jüstrich auf Anfrage. Der Rebbaukommissär spricht von guten Voraussetzungen für ein gutes Rebjahr: «Kein warmer März, aber auch kein Kälteeinbruch - und anschliessend ein rassiger Austrieb, das haben die Winzer gerne», so Jüstrich.

Trotz der relativen Trockenheit würden die Reben derzeit prächtig gedeihen. «Das zeigt einmal mehr, dass die Rebe eine genügsame Pflanze ist.» Aktuell habe die Vegetation in den Bündner Wingerten ein paar Tage Vorsprung auf das langjährige Mittel.

Test gegen den Frost

Das war in den vergangenen zwei Jahren anders: Frostnächte Ende April liessen die Weinbauern um ihre Ernte zittern. Mit Frostkerzen und andern Wärmequellen versuchten sie in den Nächten, die Temperatur bei den Reben um einige wenige Grade zu erhöhen und damit die jungen Austriebe und die spätere Ernte zu retten.

Aus diesem Grund haben im April dieses Jahres Tests mit Frostkerzen stattgefunden, so genannte Befeuerungsversuche. In einer Nacht wurde die Wirkung von 600 Frostkerzen pro Hektare ermittelt, ein anderes Mal mit halb so vielen Kerzen, und ein weiterer Versuch erfolgte mit dem Gebläse Frostguard. Ein letzter Versuch mit 600 angezündeten Holzbriketts pro Hektare fehlt noch. Dafür sei der April zu mild gewesen, so Jüstrich. Falls der Versuch im laufenden Monat noch nachgeholt werden kann, werden die Daten anschliessend vom kantonalen Amt für Natur und Umwelt ausgewertet.

Grössere Auswirkungen scheinen die Frostnächte der vergangenen Jahre nicht gehabt zu haben: «Jeder Zweig hat zwei, drei Träublein dran. Der Traubenschuss ist gut. Er scheint keine Nachwirkungen der vergangenen zwei Jahre zu geben», sagt Jüstrich.

Was bringen die Eisheiligen?

Trotzdem hinterliessen die Frostnächte des letzten und vorletzten Jahres ihre Spuren. Viele Winzer liessen bei jedem Rebstock eine sogenannte Frostrute stehen; sie banden eine Rute an die Drahtanlage und eine liessen sie als Reserve senkrecht stehen. Diese hätte im Falle von weiteren Frostnächten möglicherweise Triebe und später Trauben gebildet.

Nun haben erste Winzer begonnen, diese Frostrute abzuschneiden. Wann sie idealerweise weggeschnitten werden soll, sei schwierig zu sagen, so Jüstrich. Einerseits störe sie schon bald einmal die gebundene Route. Weiter entziehe sie eben dieser Wasser und Energie.

Auf der anderen Seite stehen vom 11. bis 15. Mai die Eisheiligen bevor. «Wettervorhersagen sagten noch am Donnerstag Temperaturen unter null Grad voraus. Am Freitag zeigten die Langzeitprognosen aber Temperaturen um die Nullgradgrenze», so Jüstrich. «Von daher ist es heikel, wann der ideale Zeitpunkt gekommen ist, um die Frostruten zu entfernen.»

Philipp Wyss ist Chefredaktor der gemeinsamen Redaktion der Zeitung «Südostschweiz» und der Internetseite «suedostschweiz.ch». Damit zeichnet er für das Team und für den Inhalt dieser Produkte verantwortlich. Mehr Infos

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