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Ackern – auch auf anderen Äckern

Ob Futtergetreide oder Gemüse – Franz Schuler kennt sich im Ackerbau aus. Seit vielen Jahren bestellt er nebst seinen eigenen Äckern auch solche von anderen Landwirten. Aktuell pröbelt der Benkner an einem Soja-Ersatzfutter für Kühe.

Südostschweiz
21.04.18 - 22:55 Uhr
Wirtschaft
Nischenbetrieb Ackerbau: Franz Schuler senior (rechts) bestellt zahlreiche Äcker in der Region.
Nischenbetrieb Ackerbau: Franz Schuler senior (rechts) bestellt zahlreiche Äcker in der Region.
MARKUS TIMO RÜEGG

von Barbara Schirmer

Sobald die Böden aus der Winterruhe erwacht und abgetrocknet sind, geht für Franz Schuler aus Benken die Arbeit los. Mit Pflug, Egge oder Sämaschine ausgestattet, sieht man den Meisterlandwirt in dieser Zeit oft auf dem Traktor sitzend die Äcker bestellen. Ist er am Pflügen, riecht es nach frisch aufgebrochenem Boden – wird gesät, folgt ihm eine Schar Vögel.

«Ich fahre gerne mit den Landmaschinen», versichert Schuler. Daher entschied er sich vor vielen Jahren, ein Lohnunternehmen zu gründen und im Auftrag von anderen Landwirten solche Arbeiten auszuführen. Das hat den grossen Vorteil, dass seine Maschinen besser ausgelastet sind. Auf anderen Betrieben wiederum müssen keine solche angeschafft werden. Denn der Ackerbau ist in der Linthebene eine Nische, die nur wenige betreiben.

Schuler weiss wieso. Er erklärt: «Die Böden in der Linthebene sind nur bedingt für den Ackerbau geeignet.» Lediglich die Böden entlang der Autobahn seien kieshaltig und somit mit Ackergeräten überhaupt zu bearbeiten. Einige 100 Meter daneben befinden sich bereits die Torfböden. Diese könnten kaum für etwas anderes genutzt werden als für Grasland. Im Linthgebiet falle aber auch relativ viel Regen. Das erschwere die Bedingungen für das Wachstum der Pflanzen erheblich.

Pröbeln mit Futtergetreide

Während des Zweiten Weltkrieges sei der Grundstein für den Ackerbau in der Linth- ebene gelegt worden, weiss Schuler. Der Bund habe veranlasst, die feuchten Streuwiesen zu entwässern. Dies, um die Bevölkerung zu beschäftigen und den Hunger zu stillen. Anschliessend habe das grosse Ausprobieren begonnen. Dabei zeigten Testsaaten, welche Kulturen am prächtigsten gediehen. Heute, über 70 Jahre später, wird in der Linthebene immer noch getüftelt. Längst ist klar, welche Kartoffeln und Bohnen oder welcher Mais dem regenreichen Klima trotzen. Aktuell gilt vor allem dem Futtergetreide grosse Aufmerksamkeit.

Soja als Eiweissträger bei der Kuhnahrung ist umstritten, Alternativen sind gesucht. Schon seit einigen Jahren probiert Franz Schuler daher, Gräser und Getreide, die als Eiweisslieferanten bekannt sind, anzubauen. Das sei gar nicht so einfach. Insbesondere die Kleeart Luzerne hätte Potenzial, das Soja zu ersetzen – doch seien unsere Böden für deren optimales Gedeihen viel zu feucht. An den Anbau von Luzerne sei daher nicht zu denken.

Doch Schuler freut sich: Es scheint, als habe er mit einer speziellen Getreidemischung ein vielversprechendes Produkt gefunden: GPS heisst es und besteht aus Weizen, Hafer, Eiweisserbsen und Ackerbohnen. Nebst dem Korn werden dabei die ganzen Stängel geschrotet und alles zusammen als Silage den Kühen verfüttert.

Schulers 25 Braunviehdamen geniessen GPS als Ergänzung zum herkömmlichen Gras und Heu. Sie sehen wohlgenährt aus, die Milchleistung stimmt den Betriebsleiter zufrieden – das Projekt scheint Erfolg versprechend. Dank GPS konnte der Sojaeinsatz reduziert werden, ganz darauf verzichtet Schuler aber noch nicht. Dieses Jahr hat er GPS bereits zum dritten Mal in der Linthebene angesät. Bilder vom letzten Sommer verraten, wie hübsch diese Äcker blühen und mit ihrer Farbenpracht auch Spaziergänger erfreuen werden.

Einsatz bis in die Morgenstunden

Wie viele Stunden Schuler in seiner bisherigen beruflichen Tätigkeit auf den Maschinen sass, weiss er nicht. Nach einem Blickwechsel mit seiner Frau erklärt er mit einem Lächeln: «Es waren unzählige Einsätze, die oft bis in die frühen Morgenstunden dauerten.» Das hängt vor allem mit seiner Tätigkeit als Lohnunternehmer zusammen. Ist das Wetter optimal, wollen alle einsäen, Siloballen machen oder Heu pressen. Vor allem wenn Regen angekündigt ist, reichen zwei Hände dem Maschinisten meist nicht aus.

Gegenüber technischen Neuerungen war der Meisterlandwirt immer offen. Er gehörte zu den Ersten im Linthgebiet, die eine Siloballenpresse sein Eigen nannte. Gar als Erster besass er eine Maschine für die Streifenfrässaat. Diese hat den grossen Vorteil, dass nicht mehr ganze Äcker umgepflügt und geeggt werden müssen, sondern nur noch jene Streifen, die im selben Ablauf auch eingesät werden.

Den Hofladen im Fokus

Dieses Lohnunternehmen, das Schuler viele Jahre mit Engagement als Betriebszweig führte, hat er nun reduziert. Grund: Die Hofnachfolge steht und Franz Schuler junior möchte den Fokus auf die Tierhaltung und den Hofladen setzen. Für den Senior ist das kein Problem. «Ich freue mich, dass die nächste Generation auf dem Ludihof in den Startlöchern steht.»

Schritt um Schritt übergibt Schuler nun Teile des Lohnunternehmens seinem Nachbarn. Dieser hat sich bereits im Vorfeld als treue Hilfe in hektischen Zeiten erwiesen. Mit Ackerbaugeräten sieht man Schuler aber trotzdem noch auf den Feldern. Das eigene Futtergetreide für die Kühe baut er auch künftig selbst an, ebenso das Gemüse für den Hofladen.

Franz Schuler zeigt auf eine Maschine, mit der Kartoffeln gesteckt werden – eine weitere ist zum Ernten gedacht. Aber auch Buschbohnen, Kürbisse, Zwiebeln und viele andere Gemüsesorten finden den Weg von Schulers Acker direkt in den Hofladen. Für die Tomaten steht das Zelt bereit: Sobald die Tage wärmer werden, schillert dort das sonnengereifte Rot zwischen den grünen Stauden hervor.

Der Boden vergisst nicht

«Um mit den grossen Gemüselandwirten mithalten zu können, müssten wir maschinentechnisch allerdings aufrüsten», betont Schuler. Doch das ist nicht das Ziel des Meisterlandwirts. «Je grösser der Preisdruck, je grösser ist die Gefahr, fahrlässig mit den Ackerböden umzugehen», gibt er zu bedenken. Der Scholle (Landstück), die er bearbeitet, Sorge zu tragen, das ist ihm wichtig.

Bei Schulers wird dem Regenmesser grosse Aufmerksamkeit geschenkt: In nasse Äcker fährt er – wenn irgendwie möglich – nicht. Seine Traktoren rüstet er mit einer breiten Bereifung aus, damit sich der Druck auf der Erde verteilt und so der Bodenverdichtung entgegengewirkt werden kann. Schuler versichert: «Der Boden vergisst viele Jahre nicht.»

So setzt er, zusammen mit seiner Familie, lieber auf die Direktvermarktung und garantiert dem Kunden, dass dieses Angebot unter grosser Einhaltung der Sorgfaltspflicht direkt vor Ort produziert wurde. Zwar seien einige wenige Produkte zugekauft, doch diese stammten allesamt von anderen Hofläden der Region, die nach gleichen Richtlinien produzieren würden, betont er.

Demnächst werden die Produktionsräumlichkeiten und der Laden in Benken umgebaut. Über die Jahre stets gewachsen, stosse man heute an die Kapazitätsgrenzen. Jetzt gelte es, die Räume zu optimieren. Dann können bald wieder selber gemachte Teigwaren, eingelegte Tomaten, gedörrte Bohnen, Eier oder Würste vom selbst produziertem Fleisch und viele weitere Produkte direkt von da, wo sie gewachsen und veredelt worden sind, zum Konsumenten gelangen.

Die Arbeit der Landwirte in der Region ist oft stark mit der jeweiligen Jahreszeit verbunden. Einmal im Monat gewährt die «Südostschweiz» Einblick in einen Landwirtschaftsbetrieb, der sich spezifisch mit einer saisonal bedingten Arbeit beschäftigt. Im April ist das die Bestellung der Äcker – aufgezeigt anhand des Beispiels von Franz Schuler aus Benken.

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