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Verkehrschaos im Klöntal

Im Klöntal ist das Verkehrschaos an schönen Wochenenden programmiert. Nun dürfte sich das noch verschärfen, weil Parkplätze fehlen. Auch auf der Suche nach einer Lösung staut es.

Marco
Häusler
14.06.19 - 04:30 Uhr
Tourismus
Das droht diesen Sommer öfter: Im Klöntal werden bei schönem Wetter alle verfügbaren Flächen zuparkiert.
Das droht diesen Sommer öfter: Im Klöntal werden bei schönem Wetter alle verfügbaren Flächen zuparkiert.
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In einem Memorialsantrag wollten Glarner Umweltgruppen 1992 an der Landsgemeinde das Klöntal mehrere Sonntage im Sommer für den Autoverkehr ganz sperren. Damit scheiterten sie. Jetzt, rund 27 Jahre später, könnte das zwangsläufig Realität werden – fast.

Nur «fast», weil die Strasse für Autos jeweils erst gesperrt wird, wenn es für diese keinen Platz mehr hat. Immerhin «fast», weil das diesen Sommer viel häufiger und schneller der Fall sein dürfte. Denn nun fehlt die Wiese auf dem Land der Gemeinde Glarus, die der Pächter Walter Schnyder bei Grossandrang gegen Entschädigung bisher jeweils zum Abstellen von rund 400 Autos freigegeben hatte.

Damit ist Schluss. Denn dafür will Schnyder das Land nicht mehr zur Verfügung stellen. Einziger Grund dafür sei, dass die überbelastete Wiese mindestens ein Jahr Pause brauche. Danach schaue er weiter.

Situation seit 2013 verfahren

Dass die fehlenden Parkplätze zu Verkehrsproblemen führen könnten, sei ihm bewusst, hielt Schnyder weiter fest. Sie zu lösen, sei aber Aufgabe der Gemeinde.

Das findet man auch beim Kanton. «Die Strasse ins Klöntal bis hinter das ‘Richisau’ ist zwar eine Kantonsstrasse», sagt der Vorsteher des Departementes Bau und Umwelt, Kaspar Becker. Dazu gehörten die Parkplätze «oder sonstigen Plätze und Räume im Klöntal» aber nicht. «Wieso die Gemeinde auf die Idee kommt, dass der Kanton dieses Problem lösen muss, entzieht sich beim besten Willen meiner Kenntnis.»

Erklären kann das dem Regierungsrat der Glarner Gemeindepräsident Christian Marti. So habe der Gemeinderat dem Kanton bereits im Rahmen der Richtplanung 2013 vorgeschlagen, mit dem Energiekonzern Axpo als private Eigentümerin des Stausees im Klöntal für dieses zu dritt ein Verkehrskonzept zu erarbeiten. «Im Rahmen dieser Arbeiten wären auch Zufahrtsbeschränkungen an Spitzentagen zu prüfen gewesen.» In Verbindung mit einem «Park and Ride»-Angebot sollte dafür der Betrieb mit Postautos ins Klöntal ausgebaut werden, wie auf einem «Objektblatt» vorgeschlagen wurde.

«Wegen zu geschlossen»

Dieses Objektblatt nahm der Regierungsrat dann aber von der Bewilligung des Gemeinderichtplans aus, weil es übergeordnetem Recht widerspreche – da die Strasse ins Klöntal Kantonsstrasse sei, womit die Gemeinde Glarus nicht zu solchen Massnahmen befugt sei.

Und somit dreht sich jetzt alles im Kreis. Aus Sicht der Gemeinde «liegt der Ball für die Erarbeitung eines Verkehrskonzeptes zur nachhaltigen Lösung der Situation – auch an Spitzentagen – klar beim Kanton», findet Marti.

Becker sieht dagegen keinen Handlungsbedarf. Die Kantonspolizei habe die Strasse schon früher gesperrt, wenn das Klöntal mit Autos «überfüllt» gewesen sei – auch aus Sicherheitsgründen, zum Beispiel um Fahrten der Blaulichtorganisationen gewährleisten zu können. Geschehen sei das jeweils an wenigen Tagen im Jahr, und dann sei jeweils auch das Angebot des öffentlichen Verkehrs ausgebaut worden: «Wo nötig wurden Busse doppelt geführt.»

Zumindest hier sind sich Becker und Marti mehr oder weniger einig. Für die Bewältigung der Verkehrsspitzen im Klöntal setze sich die Gemeinde seit Jahren ein, sagt Marti. Sie regle dort «Sommer für Sommer ohne Kostenbeteiligung von Axpo und Kanton an Spitzentagen den Verkehr» – bis die Park-Kapazität erschöpft sei. Das könne die Gemeinde dann nur noch dem Kanton melden. «Für weitere Massnahmen ist sie unter den heutigen Rahmenbedingungen weder befugt noch zuständig.»

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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