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«Wir mussten die Hütte erst regelrecht ausgraben»

Weiss, so weit das Auge reicht: Die höher gelegenen Hütten haben im Glarnerland – noch immer – gegen die gewaltigen, bis zu vier Meter hohen Schneemassen anzukämpfen.

Martin
Meier
13.06.19 - 04:30 Uhr
Tourismus
Der Zustieg zur Kistenpasshütte ist noch metertief eingeschneit.
Der Zustieg zur Kistenpasshütte ist noch metertief eingeschneit.
PRESSEBILD, MARUICE CAVIEZEL

Anita Gubler nimmt es locker-flockig, auch wenn das Schneeweiss nicht in lockeren Flocken vom Himmel schneit, sondern als Graupelregen. Draussen ist es nasskalt, 2501 Meter über Meer, vor der Muttseehütte, die noch immer in eine geschlossene weisse Decke eingebettet ist. «Schneehöhe – drei Meter», verrät die Hüttenwartin. Und diese Menge ist nur ein Hauch dessen, was die Linthalerin hier oben vor zwei Wochen angetroffen hat. «Wir mussten die Hütte regelrecht ausgraben», sagt Gubler.

Ja – ausgraben sei das richtige Wort. Und dafür musste statt Pickel und Schaufel schweres Geschütz aufgefahren werden. «Der Heli brachte uns zwei Fräsen und einen kleinen Bagger», erzählt Gubler. «Damit wir einen Tunnel zur Haupttür graben konnten. Der Schnee reichte bis übers Dach hinaus.» Einen Tunnel graben? Als ob es dort oben nicht schon genug Stollen gäbe.

Zwei bis drei Wochen später

«Wir sind zwei bis drei Wochen verspätet», meint Gubler. Geplant sei aber, die Hütte am 21. oder 22. Juni zu öffnen. «Die Gemeinde Glarus Süd muss allerdings erst noch die Wanderwege freigeben. Dann kann auch die neue Seilbahn aufs Kalktrittli ihren Betrieb aufnehmen.»

Noch vier Meter Schnee

Hüttenwechsel: Nur eine wie Alpinistin Evelyne Binsack könnte derzeit den Aufstieg von der Muttsee- auf die Kistenpasshütte schaffen. Diese klebt wie ein Adlerhorst am Felsen, hoch über dem Limmernsee, auf 2714 Meter über Meer. «Das letzte mit Fix-Seilen gesicherte Wegstück zeigt sich als eine einzige Flanke. «50 Grad steil», versichert Hüttenwart Maurice Caviezel. «60 Grad wären senkrecht.»

Kein Durchkommen also für Normalsterbliche. Auch Caviezel wagt sich nur von der Bündner Seite, von Brigels, an «seine» Hütte heran, das letzte Mal vor einer Woche – mit Tourenskis. «Da liegt, von der Alp Rubi Sura, von der Abzweigung zur Bifertenhütte an, noch hundert Prozent Schnee.» Vier Meter hoch seien die Massen rund um die Unterkunft. «Vor Juli läuft bei mir in der Hütte gar nichts.»

Früher, ab dem 22. Juni, ist das am höchsten gelegene Haus im Kanton, die Planurahütte offen: 2947 Meter über Meer, inmitten des mächtigsten Eismeers der Glarner Alpen, am Rand des grössten Windkolks von Europa.

Hütten haben bereits offen

Die Leglerhütte hat bereits offen. Ebenso die Martinsmad- und Glärnischhütte. «Die ersten Alpinisten waren am Schwandergrat – der Gletscher ist gut tragfähig», schreibt das Hüttenteam auf Facebook.

An Wochenenden auf Anfrage offen hat auch die Fridolinshütte, die ab Juli durchgehend bewartet ist. Die Claridenhütte ist bis 20. Juni unbewartet. Der Winterraum ist allerdings für maximal zwölf Personen offen.

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