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Das Hotel «Scuol Palace» startet bald in die Testphase

Gute Neuigkeiten für das Hotel «Scuol Palace» in Nairs: Bereits auf die Sommersaison hin soll es wiedereröffnet werden. Neuer Pächter ist Tourplus, weltweit einer der grössten Reiseveranstalter für koschere Ferien.

23.05.19 - 04:30 Uhr
Tourismus
Das Hotel «Scuol Palace» in Nairs wird wieder mit Leben gefüllt.
Das Hotel «Scuol Palace» in Nairs wird wieder mit Leben gefüllt.
PRESSEBILD, MAYK WENDT

Am Dienstag haben sich Gemeinde- und Tourismusvertreter von Scuol mit den Vertretern von Tourplus zu einem ersten Gespräch getroffen. Die Israelis waren zum ersten Mal überhaupt in Nairs, um das Grandhotel aus dem Jahr 1864 in Augenschein zu nehmen. Seit der weitläufige Gebäudekomplex im Jahr 2013 in die Hände der Nakash Group Scuol Palace Hotel LLC mit Sitz in Delaware USA gelangt ist, wurden Renovationsarbeiten durchgeführt. Ziel war von Anfang an, aus dem «Palace» ein koscheres Hotel der gehobenen Klasse zu machen. Die Eröffnung war ursprünglich für 2016 vorgesehen, nun wird es im Sommer 2019 so weit sein.

Ein koscher geführtes Hotel

Als Überraschung bezeichnet Wirtschaftsförderer Niculin Meyer die baldige Wiedereröffnung des ehemaligen Grandhotels. «Es hat im Vorfeld keinen Kontakt zwischen dem Besitzer oder dem Mieter und der Gemeinde gegeben», sagt er. Die Absicht, bereits auf die Sommersaison hin zu eröffnen, sei sehr kurzfristig. «Jetzt gilt es zu prüfen, was für behördliche Bewilligungen und welche organisatorischen Schritte notwendig sind.»

Das Hotel wird koscher geführt, spricht also vor allem jüdische Gäste an. «Laut Aussagen einer Mitarbeiterin des Touroperators werden es aber nicht nur streng orthodoxe jüdische Gäste sein, sondern auch gemässigte Gäste aus aller Welt», informiert Meyer. Das Hotel hat insgesamt 220 Betten. Zunächst wird aber nur ein Teil des Gebäudes genutzt – der Nachfrage entsprechend. Der Pächter rechnet nicht damit, das Hotel im ersten Sommer komplett auslasten zu können. Meyer spricht daher von einer «Testphase». Anhand der Erfahrungen in der ersten Sommersaison wird dann entschieden, wie es künftig weitergehen soll.

Brachliegendes Potenzial

Auf der Internetseite des Touroperators ist Scuol als Destination jedenfalls bereits zu finden und man kann auch schon Buchungsanfragen auslösen. Für die Gemeinde Scuol bedeutet das, dass innert Monatsfrist die nötigen behördlichen Fragen geklärt sein müssen, damit der Betrieb pünktlich in den Sommer starten kann.

Für Scuol ist die Wiedereröffnung des «Palace» von grosser Bedeutung. «Es ist allgemein wichtig, dass vorhandene und soweit intakte leere Betten gefüllt werden», meint Meyer. Das sei schliesslich Potenzial, welches brachliege. «Ob das Potenzial des ‘Palace’ genutzt werden kann, hängt davon ab, ob es dem Betreiber gelingt, dieses zu kommunizieren und Klientel zu finden.»

Zu kurze Vorlaufzeit

Das «Palace» wurde bereits einmal koscher geführt, der Erfolg blieb jedoch aus und der damalige Besitzer musste das Hotel 2011 schliessen. Seither stand das Gebäude leer. «Tourplus kam durch Kontakte mit den Besitzern zur Chance in der Schweiz ein weiteres Hotel zu führen und ist so auf das ‘Palace’ gestossen», erzählt Meyer. Über die Vertragsdauer zwischen Besitzer und Mieter haben die Gemeindevertreter allerdings keine Kenntnis.

Die kurze Vorlaufzeit bis zur Eröffnung in rund einem Monat bringt einige Schwierigkeiten mit sich. Die Erschliessung mit einem Ortsbus kann beispielsweise nicht mehr gewährleistet werden. «Man hat noch nicht die optimalen Bedingungen, um das Hotel zu betreiben, weil gewisse Faktoren davon abhängen, wie viel Vorarbeit geleistet werden konnte», erläutert Meyer.

Noch ist vieles unklar

Was nicht in der Hand der Gemeinde liegt, sind die Arbeitsbewilligungen für Nichteuropäer. Die Mitarbeiter bringt der Pächter zum Teil mit. Die Zahl der Mitarbeiter wird von der Auslastung abhängen. Die Frage, welche Auslastung sie benötigen, um rentabel zu sein, konnten die Vertreter von Tourplus gegenüber der Gemeinde nicht beantworten, da es noch keine Erfahrungswerte gibt.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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