×

Feuerstelle und Steg sind für Naturliebhaber zu viel

Um den Partnunsee sind befestigte Grillplätze, Sitzbänke und ein neuer Steg installiert. Damit ist der See für einige übermöbliert.

Ursina
Straub
10.07.18 - 04:30 Uhr
Tourismus
Kleinod im Prättigau: der Partnunsee bei St. Antönien.
Kleinod im Prättigau: der Partnunsee bei St. Antönien.
JANN LAMPERT/NATURPRACHT.CH

Der idyllische Partnunsee werde schleichend verschandelt, befürchtet Jann Lampert. Der im Prättigau aufgewachsene Naturfotograf hat deshalb in der aktuellen Ausgabe des «Prättigauer und Herrschäftler» einen Leserbrief platziert. Aus Sicht des Bergsees schreibt er: «Für einen Iglubau wurde ich kürzlich missbraucht. Einen überdimensionierten Bootssteg hat man mir mittlerweile aufgebürdet.» Das Ufer würde immer mehr mit Sitzbänken und Grillstellen zugepflastert, heisst es unter dem Titel «Hilferuf des Partnunsees» weiter. Das belaste das Erscheinungsbild.

Lampert appelliert deshalb an die Entscheidungsträger, das Ufer des Bergsees nicht zu einer Seepromenade zu machen. Gegenüber dieser Zeitung sagt er: «Es ist einfach schade um den Partnunsee. Solche Bauten braucht er nicht. Erholungsoasen wie diese verschwinden ohnehin je länger, je mehr.»

Um den Partnunsee sorgt sich auch Ursula Luginbühl aus Schiers, die seit Jahren immer wieder gerne zum See wandert. «Er ist ein Kleinod, das nicht verkommerzialisiert werden sollte», sagt sie. «Es gibt doch viele Gäste, die das Ursprüngliche suchen.» Es sei schade, wenn dies verloren gehe.

See verliert seinen Zauber

Franco Jenal – für den die Gegend um den Partnunsee wie eine zweite Heimat ist – vermisst eine weitsichtige Tourismusstrategie. Über den Bergsee-Bungalow, der im vergangenen Sommer auf dem Partnunsee installiert wurde, schüttelt Jenal nur den Kopf. «Ein solches Instant-Projekt, bewohnt von sogenannten Influencern, ist nicht nachhaltig», findet er.

Und Jenal fügt an: «Der Bergsee wird mit immer mehr Infrastruktur ausgerüstet. Er verliert dadurch seinen Zauber.»

Tatsächlich ist der kristallklare Partnunsee unter der Sulzfluh auf 1869 Metern über Meer beliebt bei Gästen. Zwei Boote sind am Anlegeplatz vertäut, und die Gemeinde Luzein stellt am Wegrand gratis Holz zum Feuern bereit. Am vergangenen Wochenende seien jedenfalls sehr viele Gäste zum See gewandert, sagt Gemeindepräsident Christian Kasper. «Die öffentlichen Parkplätze waren voll.» Und auch der Bus Alpin, der bis zum Gasthaus «Alpenrösli» in Partnun fährt, habe Ausflügler ins Tal gebracht.

Die Kritik an den befestigten Feuerstellen und den instandgestellten Sitzbänken um den See kann Kasper aber nicht nachvollziehen. «Die Feuerstellen wurden eingerichtet, damit Gäste eben gerade nicht an offenen Feuern ihre Würste grillieren. Das würde die Alpweiden um den See zu stark belasten.» Und eingezäunt habe man die Grillstellen, um zu vermeiden, dass das Alpvieh an den Grillplätzen Schäden anrichtet, wie Kasper erklärt.

Erfolg nicht messbar

Wie nachhaltig der Bergsee-Bungalow von vergangenem Sommer gewesen sei, lasse sich nicht messen, so Kasper. «Für Gaststätten in Partnun und St. Antönien war das Projekt aber bestimmt eine gute Sache.» Kasper ist überzeugt, dass die Grillplätze, der Steg und die Boote von Familien geschätzt werden. Und auch der kinderwagentaugliche Weg zum See werde geschätzt. «Ich erhalte jedenfalls sehr viele positive Rückmeldungen», sagt er.

Ursina Straub schreibt als Redaktorin der «Südostschweiz» für den Regionalteil der Zeitung und für Online. Ihre Themenschwerpunkte sind Landwirtschaft, Alp, Jagd, Grossraubtiere, Natur; zudem berichtet sie regelmässig aus dem Grossen Rat. Die gelernte Journalistin, diplomierte Landwirtin und Korrektorin EFA ist auch Leiterin Qualität. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Diese ewigen Jammeris und Chienis nerven. Diese kleine Infrastruktur ist kaum wahrnehmbar, bietet aber Touristen einen angenehmen Aufenthalt. Nur von ein paar Extremisten, die die absolute unberürte Natur geniessen wollen, können wir langfristig nicht leben. Wir sind ein Tourismusgebiet, werden es auch bleiben. Darum, über den Nasenspitz hinausgedacht, eine gute Sache. Dank an die Gemeinde.

Christian Boner, Ihre Art Tourismus-Ideal hat doch gerade in die chronische Torismus-Krise geführt. Dass Sie die Ursache der Krankheit als "Therapie" angewandt noch verstärken wollen, tja, was würde dazu ein guter Arzt sagen? Dass man einem Alkoholiker subjektiv mit mehr Alkohol Wohlbefinden schafft, objekt jedoch mit weniger bzw. Entzug?

Christian Boner, Ihre Art Tourismus-Ideal hat doch gerade in die chronische Tourismus-Krise geführt. Dass Sie die Ursache der Krankheit als "Therapie" angewandt noch verstärken wollen, tja, was würde dazu ein guter Arzt sagen? Dass man einem Alkoholiker subjektiv mit mehr Alkohol Wohlbefinden schafft, objektiv jedoch mit weniger bzw. Entzug?

Mehr Kommentare anzeigen
Mehr zu Tourismus MEHR