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Corinne Suters langer Tag endet mit kurzer Feier

Corinne Suter feiert im House of Switzerland in Are ihren Medaillengewinn im WM-Super-G. Schon um 21.30 Uhr begibt sie sich zurück ins Hotel - am Mittwochmorgen steht ein weiteres Abfahrtstraining an.

Agentur
sda
05.02.19 - 23:44 Uhr
Ski alpin
Bronze-Gewinnerin Corinne Suter beim Abendessen im House of Switzerland
Bronze-Gewinnerin Corinne Suter beim Abendessen im House of Switzerland
KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Im Interview spricht die 24-jährige Schwyzerin über den Gewinn von Super-G-Bronze, ihr verändertes Start-Prozedere und die WM-Abfahrt vom Sonntag.

Corinne Suter, in den letzten Wochen belegten Sie in den Abfahrten in Cortina und Garmisch den vierten Rang. Ihren ersten Weltcup-Podestplatz verpassten Sie dabei nur knapp. Weshalb klappte es nun auf der grossen Bühne in Are?

«Ich fühlte mich schon lange parat fürs Podest, aber irgendetwas kam immer dazwischen. Doch im Leben kommt alles einmal auch wieder zurück, nun sogar an einer WM. Das Hundertstel-Pech, das ich noch in Cortina und Garmisch hatte, wurde für mich in Are zum Glück. Doch ich hatte mich auch über die vierten Plätze gefreut. Diese waren sehr wichtig fürs Selbstvertrauen. Danach wusste ich, dass ich wirklich mit den Schnellsten mithalten kann.»

Wann begannen Sie in Are daran zu glauben, dass Sie Super-G-Bronze auf sicher haben?

«Das war erst nach der Startnummer dreissig. Aber auch da war ich immer noch vorsichtig. Ich bin eine, die wartet, bis es ganz klar ist.»

Sie hatten die Startnummer vier. Wie viel haben Sie vom Rennen gesehen?

«Ich getraute mich fast nicht zu schauen, wie die anderen fuhren. Ich war extrem nervös, sogar nervöser als oben am Start. Zum Glück gab es ein Zelt, wo mich nicht jeder sehen konnte. Unabhängig von der Medaille war ich mit meiner Leistung sehr zufrieden.»

Was empfanden Sie während der Fahrt?

«Ich hatte das Gefühl, dass ich sehr schnell unterwegs bin. Im Ziel war ich deshalb zuerst enttäuscht, dass ich nur Zweite war. Aber dann wurde mir bewusst, dass ich hinter Sofia Goggia bin, die zuletzt in Garmisch nach ihrer Verletzung ein ganz starkes Comeback gegeben hatte.»

Sie haben in den letzten Wochen Ihr Prozedere beim Start angepasst. Wie genau?

«Nach der Besichtigung gehe ich den Lauf im Kopf nur noch einmal und nicht drei- oder viermal durch. Das ist gar nicht nötig, denn nach dem Besichtigen weiss ich ja genau, was wo steht. Darauf vertraue ich jetzt stärker. Statt übers Skifahren nachzudenken, lese ich dafür in einem Buch oder höre ich Musik. Rund zehn Minuten vor dem Start schaue ich dann, dass ich wieder voll da bin. Das frühere Prozedere nahm mir teilweise so viel Energie, dass ich im Kopf schon beim Start ausgelaugt war.»

Was läuft in den letzten Minuten vor dem Start ab?

«Da bin ich mit meinem Servicemann und der Physiotherapeutin zusammen. Meistens reden wir noch ein bisschen über ein Thema, das gar nicht mit dem Sport zu tun hat. Ich finde es auch sehr gut, wenn mir jemand noch einen Witz erzählt. Ich bin keine, die sich zu diesem Zeitpunkt schon voll im Tunnel befindet und nichts mehr hören will. Mir kann man auch zehn Sekunden vor dem Start noch sagen, dass ich bei einem bestimmten Tor aufpassen soll.»

Welcher Witz wurde Ihnen vor dem Super-G-Start erzählt?

«Keiner. Vor dem Rennen war alles sehr hektisch, weil wegen des Windes im obersten Teil auf den tiefer gelegenen Reservestart gewechselt wurde. Danach ging alles so schnell. Es blieb mir kaum Zeit zum Aufwärmen, zum Schwatzen schon gar nicht. Und dann musste ich auch schon los.»

Ihnen waren auch in den Stunden nach dem Rennen die Emotionen deutlich anzusehen. Was bedeutet Ihnen diese Medaille?

«Die Freude ist riesig. Die Medaille ist eine Erleichterung für mich, denn ich habe mir wohl den grössten Druck selber gemacht. Nun ging es mir gerade an der Weltmeisterschaft auf. Auf dem WM-Podest neben Mikaela Shiffrin und Sofia Goggia zu stehen, ist ein unbeschreibliches Gefühl. So richtig werde ich das wohl erst später fassen können. Toll war auch, dass meine Familie, also die Eltern und zwei Brüder, erstmals an einem Grossanlass auf der Tribüne dabei waren. Nun müssen sie wohl immer kommen.»

Am besten schon am kommenden Sonntag wieder.

«Ja. Sie bleiben bis nach der Abfahrt in Are.»

Dann wird mit Ihnen erneut zu rechnen sein.

«Das erste Abfahrts-Training lief ja schon mal gut. Die Medaille verleiht zusätzlich Auftrieb. Zudem passt mir auch der Schnee hier in Are wirklich gut. Ich hatte noch selten ein so gutes Ski-Gefühl. Ich weiss genau, was der Ski macht. Ich freue mich auf die kommenden Tage.»

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