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Schweizer Slalom-Fahrer vor dem letzten Schritt

Die Schweizer Slalom-Fahrer wollen auch im WM-Winter ein Faktor sein. Der stete Fortschritt soll nun ganz nach oben führen. Den längst fälligen ersten Sieg hat auch Wendy Holdener im Visier.

Agentur
sda
15.11.18 - 06:05 Uhr
Ski alpin

Trotz anhaltender Aufbruchstimmung herrschen vor der am Wochenende in Levi in Finnland beginnenden Weltcup-Saison im Slalom bei den Verantwortlichen von Swiss-Ski Klarsicht und Realität vor. Anlass zu Veränderungen besteht nicht. Die Richtung, die nach der von Wendy Holdener angeführten Frauen-Equipe auch das Team der Männer eingeschlagen hat, stimmt. Der Slalom ist in unserem Land salonfähig geworden. Die langjährige Aufbauarbeit beginnt Früchte zu tragen.

Die Initialzündung

Die schrittweise Annäherung der Schweizer Slalom-Fahrer an die Spitze lässt sich anhand der Ergebnislisten dokumentieren. Erste positive Signale hatte die Equipe vor knapp fünf Jahren gesendet. Luca Aerni und Daniel Yule bestätigten im Januar 2014 mit den Plätzen 5 beziehungsweise 7 in Kitzbühel mit Nachdruck die Fortschritte in der einstigen Kummer-Disziplin.

Klassierungen in den ersten zehn waren fortan keine Seltenheit mehr, doch bis zum Vordringen aufs Podium sollte es bis zur letzten Saison dauern. In Madonna di Campiglio war es schliesslich soweit. Aerni wurde Zweiter und sorgte für den ersten Schweizer Podestplatz seit beinahe acht Jahren. Die Leistung des Berners schien für seine Kollegen wie eine Initialzündung zu wirken. Yule wurde danach in Kitzbühel und in Schladming Dritter, genauso wie Ramon Zenhäusern, der zehn Tage nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille in Kranjska Gora auch in einem Weltcup-Slalom erstmals unter die ersten drei fuhr.

Der steinige Weg

Die Stufe von den Top-Ten-Klassierungen aufs Podest war hoch, der Weg ganz nach vorne wird nicht minder steinig sein - allein schon wegen des zuletzt übermächtigen Spitzenduos Marcel Hirscher/Henrik Kristoffersen. Will einer der Fahrer von Swiss-Ski Marc Gini als letzten Schweizer Slalom-Gewinner im Weltcup ablösen, bedarf es einer weiteren Steigerung. Der Bündner hatte vor elf Jahren überraschend auf der Reiteralm unweit von Schladming seinen einzigen Sieg auf höchster Ebene errungen.

Die Bedingungen für die erforderliche Verbesserung dürften gegeben sein. In der Schweizer Equipe hat sich eine Eigendynamik entwickelt, die jeden einzelnen zu Höchstleistungen antreibt. Wettkampf findet schon im Training statt. Vergleichswerte gibt es dank Fahrern wie Zenhäusern, Yule, Aerni und Loïc Meillard zur Genüge. Daneben sorgen Athleten wie Reto Schmidiger oder Marc Rochat für eine noch nie dagewesene Breite im Slalom-Kader.

Zumindest die nominell besten vier Fahrer sind für Spitzenklassierungen gut, was den Druck auf jeden einzelnen minimiert. Dass es sich auf diese Weite befreiter antreten lässt, ist in einer risikobehafteten Disziplin wie dem Slalom ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Der überfällige Sieg

Das Slalom-Team der Frauen ist nicht derart breit abgestützt. Wendy Holdener ist die uneingeschränkte Leaderin, umso mehr Mélanie Meillard in der kommenden Saison keine Rennen wird bestreiten können. Die jüngere Schwester von Loïc Meillard musste sich nach ihrem im Februar im Training auf der Olympia-Piste in Yongpyong erlittenen Kreuzbandriss im linken Knie einer weiteren Operation unterziehen. Dazu hat Denise Feierabend, in der Weltcup-Startliste als zweitbeste Schweizerin die Nummer 9, ihre Karriere beendet. Wie Kombinations-Olympiasiegerin Michelle Gisin den ständigen Wechsel zwischen Slalom und den Speed-Disziplinen verkraftet, wird sich zeigen.

Wendy Holdeners Vorgabe ist unmissverständlich. Die Schwyzerin will endlich ihren ersten Sieg in einem Weltcup-Slalom erringen. Für eine Fahrerin, die schon neunmal Zweite und achtmal Dritte und zudem Zweite im WM- und im Olympia-Slalom war, ist Platz 1 längst überfällig.

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