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Abgerechnet wird Ende Monat – Orlik als überragender Trumpf?!

Ist die lange Vorherrschaft der Berner Schwinger zu Ende? Können die Alten gegen die Jungen in Zukunft noch etwas ausrichten? Das Thema Wachablösung wird in der Schwingergemeinde dauernd diskutiert.

Agentur
sda
02.08.18 - 09:15 Uhr
Schwingen
Wird der Thurgauer Modellathlet Samuel Giger die Dominanz der Berner beenden?
Wird der Thurgauer Modellathlet Samuel Giger die Dominanz der Berner beenden?
KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Es wird noch eine Zeitlang dauern, bis alle schlauer sind. Erst am Sonntagabend des 25. August wird man es sagen können, nach dem Schlussgang des Eidgenössischen Festes in Zug.

Der Brünig-Schwinget vom letzten Sonntag hat die Diskussionen weiter angeheizt. Am prestigeträchtigsten der sechs Bergkranzfeste stellten die Berner erstmals seit acht Jahren nicht den Sieger. Die Berner, die seit 2008 sechs von sieben Festen mit eidgenössischem Charakter für sich entschieden und dabei oft mit einer übermächtigen Mannschaft antraten. Matthias Sempach und Christian Stucki gewannen je zwei dieser Topanlässe, Kilian Wenger und Matthias Glarner je einen. Nur der St. Galler Daniel Bösch unterbrach die Serie, indem er 2011 am überraschungsreichen Unspunnenfest siegte.

Als der Berner Verband vor 15, 20 Jahren in einer Baisse steckte, kümmerte sich unter anderen Niklaus «Chlöisu» Gasser über die Grenzen der Gauverbände hinweg um junge Talente. Aus den Bemühungen entstand die Goldene Generation der Berner Schwinger mit den Jahrgängen 1984 bis 1986. Stucki, Sempach und Glarner bilden zusammen mit Thomas Sempach, Willy Graber und Simon Anderegg noch heute eine breite Phalanx. Nur Matthias Siegenthaler hat, von Verletzungen geplagt, aufgehört. Weitere Schwinger mit ausserordentlichen Fähigkeiten stiessen später dazu: Florian Gnägi mit Jahrgang 1988, Kilian Wenger mit Jahrgang 1990.

Die Berner werden ihre Dominanz des letzten Jahrzehnts verlieren. Vielleicht werden sie danach etwas schwächer, vielleicht aber gleich gut sein wie andere Verbände. Den gültigen Aufschluss wird man erst am nächsten Eidgenössischen Ende August 2019 in Zug bekommen. Werden die Berner ein weiteres Mal den König stellen? Werden sie als Mannschaft noch einmal so überlegen auftreten, dass das Einteilungskampfgericht nicht umhin kann, am zweiten Wettkampftag die besten Berner gegeneinander antreten zu lassen - damit sie sich gegenseitig zurückbinden? Zu dieser ausserordentlichen und unschönen Massnahme musste am Eidgenössischen 2013 in Burgdorf gegriffen werden, aber auch am Kilchberger Schwinget 2014.

Die ganz bösen Jungen

Die Wachablösung unter den Verbänden ist ein Dauerthema, genau wie die Wachablösung unter den Generationen. Die jungen Supertalente sind fast an einer Hand abzuzählen. Umso stärker sind sie schon jetzt, und umso grössere Versprechen sind sie für das nächste Jahrzehnt. Die Jungspunde Armon Orlik, Samuel Giger und Joel Wicki gewinnen in dieser Saison ein Fest um das andere. Sie sind kaum noch in die Schranken zu weisen. Orlik und Giger könnten für den Nordostschweizer Verband überragende Trümpfe werden, wie sie einst Jörg Abderhalden und der immer noch aktive Arnold Forrer waren. Die Innerschweizer haben seit den besten Zeiten von Martin Grab lange auf einen ganz Bösen gewartet. Wicki ist daran, sie zu erlösen.

Die Berner führen Remo Käser ins Feld. Der Sohn von Schwingerkönig Adrian Käser bringt in Bezug auf Körpermasse, Talent und Technik alles mit. Nach einer auch von Verletzungen verursachten längeren Baisse wird er derzeit von Woche zu Woche besser. Die Nordwestschweizer mit Nick Alpiger und die Südwestschweizer mit Lario Kramer haben ebenfalls je einen Youngster in ihren Reihen, den man sich im Schlussgang in Zug 2019 vorstellen könnte.

Werden die Alten den Jungen also weiterhin etwas entgegenhalten können? Auch hier wird erst das nächstjährige Eidgenössische die Antwort liefern. Alle, die sich schon jetzt für die Jungen entschieden haben, könnten sich täuschen. Die Könige Matthias Glarner und Matthias Sempach beispielsweise kommen in dieser Saison nur deshalb nicht voran, weil sie nach Verletzungen weit von ihrer besten Form entfernt sind. Aber sie haben noch gut ein Jahr Zeit. Sie kennen sich und ihren Körper sehr gut. Und sie können schwingen.

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