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Mit der EM endet für Nationaltrainer Lippuner ein grosses Kapitel

Timo Lippuner gilt als Baumeister des erfolgreichen Schweizer Volleyball-Nationalteams der Frauen. Für den Nationaltrainer wird die EM zur Abschiedsvorstellung.

Agentur
sda
23.08.19 - 08:00 Uhr
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Timo Lippuner, der Baumeister des erfolgreichen Schweizer Volleyball-Nationalteams der Frauen, tritt nach der EM von seinem Posten als Nationaltrainer zurück
Timo Lippuner, der Baumeister des erfolgreichen Schweizer Volleyball-Nationalteams der Frauen, tritt nach der EM von seinem Posten als Nationaltrainer zurück
KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

Während Spielerinnen gekommen und gegangen sind, war Timo Lippuner in den letzten 13 Jahren eine der wenigen Konstanten im Schweizer Frauen-Nationalteam. Der 39-Jährige, der erst mit 18 Jahren zum Volleyball gefunden hat und kurz darauf ins Trainermetier eingestiegen ist, hat für sein junges «Trainer-Alter» bereits einen beachtlichen Leistungsausweis vorzuweisen.

2007 begann er als Assistent beim Frauen-Nationalteam, gleichzeitig stieg er in gleicher Funktion bei Volero Zürich ein. Sieben Jahre später folgte sowohl auf Klubebene wie auch beim Verband der Aufstieg zum Cheftrainer. In dreieinhalb Jahren formte Lippuner Aesch-Pfeffingen vom Abstiegskandidaten zum NLA-Spitzenteam. Danach folgte 2017 der nächste Karrieresprung, ein Wechsel nach Deutschland, wo er sich beim bayrischen Bundesligisten Rote Raben Vilsbiburg für mehrere Jahre verpflichtete.

Lippuner gilt als besonders zielstrebig. «Er ist ein unermüdlicher Schaffer, der jedes kleinste Detail der Gegner in Erfahrung bringen will», beschreibt ihn Laura Künzler, Captain des Nationalteams. Seine akribische Art habe sehr viel zum Erfolg beigetragen. «Timo gibt immer vollen Einsatz fürs Volleyball und fürs Nationalteam.»

Nach der EM zieht Lippuner aber einen Schlussstrich unter das Kapitel Nationalteam. Seit Mai steht fest, dass er Swiss Volley verlassen wird, um sich künftig voll auf seine Arbeit als Klubtrainer in der Bundesliga zu konzentrieren. Bis es aber soweit ist, stehen Lippuner mit der Nati nochmals intensive Tage bevor.

Das beste Nationalteam aus 13 Jahren

Seit sich die Schweizerinnen im letzten Januar zum ersten Mal aus eigener Kraft für eine EM-Endrunde qualifiziert haben, ist über ein halbes Jahr vergangen. «Eine gefühlte Ewigkeit», wie Lippuner findet. Er ist deshalb froh, wenn es am Freitag nach einer langen Vorbereitungsphase endlich losgeht.

Dass ausgerechnet Deutschland, wo er seit zwei Jahren arbeitet, der Schweizer EM-Auftaktgegner ist, sei «nichts Spezielles» für ihn. Auch wenn mit Andreas Vollmer sein direkter Nachfolger als Chefcoach bei Aesch-Pfeffingen bei den klar favorisierten Deutschen als Assistenztrainer an der Seitenlinie steht.

Obwohl die Schweiz in der Gruppe D hinter Rekordweltmeister Russland, Deutschland, Weissrussland, Spanien und CO-Gastgeber Slowakei als Aussenseiter gilt, hat sich Lippuner mit seinem Team vorgenommen, «das eine oder andere Ausrufezeichen zu setzen».

Im Vergleich zu seinen Spielerinnen erlebte er vor sechs Jahren die Heim-EM in Zürich hautnah mit. Das Nationalteam von heute habe «qualitativ und spielerisch mehr Möglichkeiten als damals», findet Lippuner. Er ist sich sogar sicher: «Das ist die beste Volleyball-Nati, seit ich 2007 beim Verband angefangen habe.»

Grosser Aufwand und Bereitschaft

Gleichwohl schaut er manchmal neidisch über die Landesgrenzen, wenn er sieht, wie beispielsweise ein EM-Teilnehmer wie Frankreich sein 14-köpfiges Kader aus 26 Kandidatinnen zusammenstellen kann. «Wir verfügen hier in der Schweiz leider nicht über genügend Spielerinnen, die bereit sind, den Aufwand zu betreiben oder die Chance zu nutzen», sagt Lippuner. In der NLA gebe es mindestens zehn Kandidatinnen, die - wenn sie voll auf Volleyball setzen würden - ein Thema für die Nationalmannschaft wären. «Wer sich aber fürs Nationalteam entscheidet, muss im Sommer ein, zwei oder sogar drei Monate verfügbar sein, was gerade für Arbeitende schwierig ist.»

Die 14 EM-Spielerinnen, welche die Schweiz in Bratislava vertreten, hätten einen riesigen Aufwand betrieben, nicht nur während der Qualifikation, sondern auch schon das Jahr zuvor, sagt Lippuner. Als Abschiedsgeschenk wünscht er sich, «die Achtelfinals zu erreichen». Damit müssten die Schweizerinnen in der Sechsergruppe zwei Gegner hinter sich lassen. «Das Geschenk wäre für alle gross, vor allem für die Spielerinnen, aber auch für mich.»

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