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Zu Besuch bei einer Joner Legende

In diesem Jahrhundert sind die Stärkeverhältnisse zwischen den Volleyball-Klubs aus Jona und Näfels klar: Die Glarner dominieren. Es gab aber auch schon andere Zeiten. Ein Schlüsselspieler damals: Andrzej Skorupa.

Linth-Zeitung
15.02.19 - 09:27 Uhr
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Leibchentausch: Stolz präsentiert Andrzej Skorupa dem Ex-Näfelser Reto Giger seine alten Jona-Trikots – und überredet ihn auch gleich, eines anzuziehen.
Leibchentausch: Stolz präsentiert Andrzej Skorupa dem Ex-Näfelser Reto Giger seine alten Jona-Trikots – und überredet ihn auch gleich, eines anzuziehen.
ANDREAS EISENRING

Als Trainer Jean-Pierre Bongard den TSV Jona 1986 auf schnellstem Weg aus der 1. Liga ins Oberhaus führte, spielte Näfels noch jahrelang in der zweithöchsten Spielklasse. Erst 1991, nach acht Jahren Nationalliga B, gelang den Glarnern der Wiederaufstieg. In dieser Phase erlebte Jona seine Blütezeit, mit zwei Cupfinal-Teilnahmen und dem zweimaligen Einzug in den Play-off-Final. Danach gewann Näfels wieder (und bis heute) die Oberhand, gewann ab 1998 je neunmal Meisterschaft und Cup.

Am letzten Sonntag verlor Jona gegen die Glarner auch das dritte Derby der Saison – Gesamtskore: 1:9-Sätze. Tags darauf wurde die Geschichte dieser Rivalität um eine hübsche Episode reicher, aber diesmal gut 1000 Kilometer von Jona entfernt, in Radom, einer ehemaligen Industriehochburg südlich von Warschau. Der Hintergrund: Der letztjährige Näfels-Passeur Reto Giger spielt diese Saison in der polnischen Eliteliga bei Czernj Radom. Es ist höchst aussergewöhnlich, dass ein Schweizer einen Profivertrag im Land des alten und neuen Weltmeisters erhält, wo Volleyball gleich hinter Fussball die Sportart Nummer 2 ist. Giger ist zweiter Passeur Nummer, kommt aber immer wieder zu Teileinsätzen.

Nach den Heimspielen sind die Spieler von Radom jeweils in den VIP-Bereich geladen. Und da ist es am Montag zu einem speziellen Zusammentreffen mit historischem Hintergrund gekommen. Bei Radom ist ein gewisser Andrzej Skorupa eine Klublegende. Der ehemalige Nationalmannschafts-Passeur, der an der Europameisterschaft in Stockholm 1989 mit Polen den Halbfinal um einen einzigen Satz verpasste, hat eine erfolgreiche Schweizer Vergangenheit: Der TSV Jona hat Skorupa nämlich die beiden grössten Erfolge der Vereinsgeschichte zu verdanken, den Einzug in den Play-off-Final 1992 und 1993, der aber beide Male gegen Lausanne UC verloren ging.

Näfelser im Jona-Trikot

Skorupa, der heute als Supervisor in der Plusliga amtet, weihte den Schweizer Nationalmannschafts-Zuspieler Reto Giger anhand historischer Fotos in die Klubgeschichte von Radom ein. Und danach liess es sich der 60-jährige Pole nicht nehmen, voller Stolz seine Joner Spieltrikots von vor 25 Jahren zu präsentieren, wobei auch der Ex-Näfelser Giger in eines dieser Leibchen schlüpfte. Dies wäre früher, angesichts der damaligen Rivalität der beiden Klubs, einem Sakrileg gleich gekommen. Doch am Montag war dies nichts mehr anderes als ein herzlicher Volleyball-Austausch in Rot-Weiss über die Alters-und Ländergrenzen hinweg.

Und auch die Farben hätten nicht passender sein können: Die damaligen Jona-Leibchen waren rot-weiss. Und das sind ja bekanntlich auch die Nationalfarben der Schweiz (Weltrangliste Nummer 54) und von Polen (Weltmeister).

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