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Ashleigh Barty - dank Cricket zum Tenniserfolg

Keine andere Nation wartet schon so lange auf einen Erfolg beim Heimturnier wie die Australier. Die Hoffnung heisst nun Ashleigh Barty. Das Erfolgsgeheimnis der Nummer 15 der Welt: Cricket.

Agentur
sda
22.01.19 - 02:15 Uhr
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Neuer Liebling der australischen Nation: Premierminister Scott Morrison gratuliert Ashleigh Barty zum Viertelfinal-Einzug am Australian Open
Neuer Liebling der australischen Nation: Premierminister Scott Morrison gratuliert Ashleigh Barty zum Viertelfinal-Einzug am Australian Open
KEYSTONE/EPA AAP/LUKAS COCH

Immer wieder sagt Ashleigh Barty bei den Interviews auf dem Platz, sie werde jetzt nach Hause gehen und Fernsehen schauen. Es ist jedoch nicht wie bei den meisten anderen Tennis, das die 22-Jährige so begeistert verfolgt. Vielmehr sind es die Brisbane Heat, die sie vor das TV-Gerät locken. Schliesslich hat sie noch vor drei Jahren selber für das Profi-Cricketteam gespielt.

Barty war bereits in jungen Jahren ein grosses Tennistalent und triumphierte 2011 im Juniorenturnier in Wimbledon. In der Schweiz machte sie Eindruck, als sie noch vor ihrem 17. Geburtstag in Chiasso ihr Fed-Cup-Debüt gab und im Einzel in zwei Sätzen gegen Stefanie Vögele gewann. Der Weg führte allerdings nicht so steil aufwärts, wie man dies in Australien gehofft hatte. Über Platz 200 in der Weltrangliste kam die nur 1,68 m grosse «Ash» Barty vorerst nicht hinaus.

Sie brauchte einen Tapetenwechsel. Nachdem sie bereits hobbymässig Cricket gespielt hatte, kehrte sie 2014 dem Tennis vorübergehend den Rücken. Barty spielte für ein Amateurteam in ihrem Bundesstaat Queensland so erfolgreich, dass sie eine Einladung der Brisbane Heat erhielt, die in der «Big Bash League» - der höchsten australischen Liga - spielen. «Ich brauchte diese Zeit weg vom Tennis», erklärte sie nach ihrem beeindruckenden Sieg gegen Maria Scharapowa, mit dem sie erstmals in ihrer Karriere die Viertelfinals eines Grand-Slam-Turniers erreichte. Diese 18 Monate seien «vital» gewesen. «Ich bin als besserer Mensch zurückgekommen, auf und neben dem Platz. Und vor allem als bessere Tennisspielerin.»

Nachdem sie 2016 ihr Comeback im Tenniscircuit gegeben hatte, hob «Barty 2.0» ein Jahr später richtig ab. Mit konstant guten Resultaten verbesserte sie sich sowohl im Einzel- wie auch im Doppelranking in die Top 20. Am letzten US Open gewann sie an der Seite von Coco Vandeweghe, der ehemaligen Partnerin von Martina Hingis, den Doppeltitel.

So laut, dass die Ohren rauschen

In Melbourne liegt aber der Fokus auf dem Einzel. Um sich zu schonen, gab sie für das Doppel Forfait. Sie kann nämlich für die nach Erfolg lechzende Tennisnation Australien als erste Frau seit Kerry Melville im Dezember 1977 in die Halbfinals einziehen. Dafür braucht Barty in der Night-Session am Dienstag einen weiteren Exploit gegen die Bencic-Bezwingerin Petra Kvitova. Vor zehn Tagen verlor sie gegen die tschechische Linkshänderin im Final von Sydney im Tiebreak des dritten Satzes.

Barty zählt dabei auf die Unterstützung der Fans. «Ich habe noch nie in der Rod Laver Arena gespielt, wenn sie so voll war», schwärmte sie nach dem Sieg gegen Scharapowa. «Die Atmosphäre war unbeschreiblich. Als ich Matchball hatte, rauschte es in meinen Ohren, so laut war es.» Barty hat auch alles, was es für einen Publikumsliebling braucht. Sie spielt ein sehr attraktives Tennis und ist auch in der Lage, ihre Taktik zu ändern. Vor allem die Slice-Rückhand und der Kick-Aufschlag sind für viele Frauen ungewohnt und tückisch.

Mit der zweifachen Wimbledonsiegerin Kvitova trifft sie aber auf eine weitere sehr erfahrene Gegnerin, die in diesem Jahr bisher gross aufspielt. Dennoch sind die Hoffnungen der Australier gross. Auf einen Sieger - bei Männern und Frauen - warten sie beim Heimturnier noch ein Jahr länger als auf eine Halbfinalistin. Barty wäre es wohl auch egal, wenn sie für den Final am Samstag ein wichtiges Spiel der Brisbane Heat verpassen würde. Wenn sie vorher verliert, dürfte sie dann wieder Cricket statt Tennis schauen.

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