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Nicole Büchler: «Die Bündner Kinder sind mutig»

Die Schweizer Stabhochspringerin Nicole Büchler ist am Samstag in Chur zu Gast gewesen. In der Sportanlage Sand brachte sie Kindern und Jugendlichen ihre Disziplin näher.

Südostschweiz
11.10.16 - 10:15 Uhr
Sport

Von Simone Zwinggi

«Zeigen Sie uns auch einen Sprung vor?» Diese Frage stammt von einem etwa 12-jährigen Knaben. Die knapp 40 Kinder und Jugendlichen freuen sich auf das Training mit Nicole Büchler, der Olympiasechsten und aktuellen Schweizerrekord-Inhaberin im Stabhochsprung. Eine Disziplin, die in Graubünden nur selten trainiert und wettkampfmässig überhaupt nicht ausgeübt wird. Büchler verneint die Frage. Dazu müsste sie sich – vor allem bei den kühlen Herbsttemperaturen, die an diesem Samstagnachmittag in Chur herrschen - erst sehr gut aufwärmen und vorbereiten. Doch Büchler sorgt dafür, dass trotzdem keiner der Teilnehmer enttäuscht wird.

Dem kalten Wind getrotzt

Für dieses spezielle Training qualifiziert haben sich die Teilnehmer dank guten Leistungen an der Churer Laufparade Mitte Juni. Und sie zeigen sich – trotz kühlem Wind und herbstlichen Temperaturen – topmotiviert für die Trainingseinheit mit der Stabhochspringerin.

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So geht das: Den Stab richtig zu halten will gelernt sein. Bild Olivia Item

Diese hat zur Unterstützung ihren Ehemann und Trainer Mitch Greeley mitgebracht. Während Büchler die eine Hälfte der Kinder ins Sprint- und Wurftraining schickt, erklären sie und Greeley der anderen Hälfte, wie ein solcher Stab überhaupt zu halten ist. Gar nicht so einfach, wie sich herausstellt. Aber die beiden Spitzenleichtathleten sind geduldig – und freuen sich, wenn es klappt.

Rechts, links und hopp

Als klar ist, wie der Stab in der Hand liegen soll, kommt Schritt 2: mit dem Stab laufen. Eifrig springen die Kinder auf dem roten Platz hin und her. Unterschiedlich lang die Stäbe, unterschiedlich gross die Teilnehmer – ein buntes Bild, und warm gibts auch.

Schliesslich auf zur Sprungmatte und in den Sand. Während Greeley den einen Teilnehmern zeigt, wie man anläuft und den Stab einsteckt, dürfen die anderen bei Büchler endlich fliegen. Über ein Gummiband auf rund zwei Metern Höhe.

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Unterstützung vom Profi: Nicole Büchler hilft den Kinder beim Springen. Bild Curdin Bonell

«Ihr steigt hier auf den Schwedenkasten, rechte Hand auf Augenhöhe, linke Hand auf Nasenhöhe am Stab. Dann rechts, links und hopp, auf dem Rücken landen.» Büchler machts vor. Natürlich sieht nichts einfacher aus als das. Die Teilnehmer machens nach. Die einen beherzter, bei den anderen muss Büchler stärker mithelfen, doch alle springen sie – dass es Spass macht, zeigt das Lächeln auf ihren Gesichtern.

«Schweizer Rekord in Amerika war wunderschön»

Noch mehr Freude als sonst hatte Büchler am Stabhochspringen in der eben zu Ende gegangenen Saison. Mit einem neuen Schweizer-Hallenrekord über 4,80 Meter, dem sechsten Rang an den Olympischen Spielen in Rio und dem dritten Rang in der Gesamtwertung des Diamond Race erlebte sie 2016 ihre bislang erfolgreichste Saison.

Als Höhepunkt bezeichnet Büchel im Gespräch mit der «Südostschweiz» das Erreichen des neuen Schweizer Rekordes Mitte März an der Hallen-WM in Portland. Das Überspringen der 4,80 Meter sei wunderschön gewesen, «wahrscheinlich auch, weil der Wettkampf in den USA, in der Heimat meines Ehemanns, stattgefunden hat». Diese Höhe hätte 2012 an den Olympischen Spielen in London für den Sieg gereicht, in Portland allerdings musste Büchler mit dem vierten Platz vorlieb nehmen.

Die Olympischen Spiele in Rio, die sie mit einem Diplom abschloss, waren für Büchel speziell. «Mit der Verletzung im Juni ging ich mit Unsicherheit in die Vorbereitung auf Rio», erklärt Büchler. «Ich wusste nicht, wie es laufen würde.» Doch Büchler zeigte einen guten Wettkampf.

Vom Klettersteig ins Krafttraining mit Marc Gini

Seit dieser Woche trainiert Büchler nach einer vierwöchigen Trainingspause nun wieder. Oder um genau zu sein, seit Samstag. Da stand ein Krafttraining mit Skifahrer Marc Gini auf dem Programm. «Ich kenne Marcs Frau von früher, wir haben zusammen Rhythmische Gymnastik trainiert. So kam dieses Training zustande.» Doch auch zuvor sei sie nicht einfach nur rumgelegen. «Ich war auf Klettersteigen unterwegs, ging wandern und tanzen.»

Zurück auf der Sportanlage Sand in Chur: Büchler hat die Herzen der Bündner Jugendlichen für sich gewonnen. «Mich hat vor allem beeindruckt, wie natürlich und sympathisch sie ist», erklärt ein Teilnehmer.  Auch Büchler ist erfreut: «Die Bündner Kinder sind mutig. Alle sind gesprungen. Das ist nicht selbstverständlich.» Ob sie auch in Zukunft wieder einmal mit dem langen Stab springen werden?


Im Interview mit der «Südostschweiz» erzählt Nicole Büchler von ihrem persönlichen Highlight der vergangenen Saison und weshalb die Zusammenarbeit mit einem Psychologen so wichtig für sie ist.

 

 
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