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Die Liga-Konkurrenz schimpft über Bevorzugung von Real Madrid

Im spanischen Titelrennen liegt Real Madrid vier Punkte vor dem FC Barcelona. Trotz VAR tobt eine heftige Schiedsrichter-Diskussion. Dabei trägt Barcelona seinen Teil zu Reals Leaderstellung bei.

Agentur
sda
06.07.20 - 12:51 Uhr
Fussball

Wird Real Madrid von den Unparteiischen begünstigt? Die Meinung von Gerard Piqué, dem Führungsspieler des FC Barcelona, ist gemacht. Als der VAR am Sonntag einen Treffer von Lionel Messi wegen einer vorangegangen Abseitsstellung von Arturo Vidal zu Recht aberkannte, drückte Piqué mit einer Geste seine Haltung aus. Er tippte mit den Fingern auf eine imaginäre Tastatur und zeichnete eine Abseitslinie in die Luft - als wolle er sagen, dass die Linie nach Lust und Laune kalibriert wird, wie es eben gerade passt.

Am Abseits gab es keine Zweifel. Doch das Misstrauen gegenüber den Referees und dem VAR, der Verdacht einer Begünstigung Real Madrids, besteht seit einigen Wochen nicht nur in Barcelona. Beim 1:0 von Real in Bilbao am Sonntag erhielten die Verschwörungstheoretiker weiteres Futter. Während der VAR nach einem Foul an Marcelo korrekterweise eingriff und Real den entscheidenden Penalty zugesprochen bekam, blieb auf der Gegenseite eine ähnliche Intervention von Sergio Ramos ungeahndet.

Bartomeu: «Das ist nicht fair»

Bilbaos Captain Iker Muniain sagte daraufhin: «Wir erleben dieses Thema seit dem Neustart. Je nachdem, welches Team betroffen ist, werden bestimmte Entscheide gefällt. Jeder kann seine eigenen Schlüsse daraus ziehen.» Das Madrider Fachblatt «AS» hob hervor, dass der VAR bei Ramos' Foul nicht eingegriffen habe, die katalanische Zeitung «Sport» titelte: «Ein weiterer Skandal.» Aus der Ferne monierte Barcelonas Präsident Josep Bartomeu, der VAR werde seit dem Neustart einseitig verwendet. «Es sieht danach aus, als bevorzuge er nur ein Team. Das ist nicht fair.»

Das Blöde ist: Real Madrid hatte zuletzt tatsächlich wiederholt Glück bei strittigen Entscheiden. Auch Spieler anderer Klubs witterten schon eine Bevorzugung Reals. Nach dem 2:1-Sieg von Real bei San Sebastian vor zwei Wochen schrieb der Gegner auf seiner Homepage, «ein fragwürdiger Penalty und ein annullierter Treffer unserer Mannschaft» seien hauptverantwortlich für die Niederlage. Mikel Merino, der Torschütze für das Heimteam, schimpfte: «Wir wurden heute klar benachteiligt, das hat jeder gesehen.» Am vorigen Spieltag hatte sich auch Valencia nach dem 0:3 gegen Real beklagt, und Piqué sagte schon vor Wochen, dass es unter den aktuellen Umständen schwierig sei, die Meisterschaft zu gewinnen.

Beim FC Barcelona täten sie allerdings gut daran, die Gründe für den eingehandelten Rückstand im Zweikampf um den Meistertitel bei sich zu suchen. Als die Liga den Spielbetrieb am 11. Juni nach der Corona-Pause wieder aufnahm, lag die Mannschaft um Lionel Messi zwei Punkte vor Real. Dreimal spielte sie seither unentschieden, aus dem kleinen Vorsprung wurde ein Rückstand von vier Punkten. Unter dem nicht unumstrittenen Trainer Quique Setién verlor Barcelona in dieser Saison gegen Bilbao, Granada, Levante und Valencia. Aus den Clasicos gegen Real holte Barça einen Punkt (0:0, 0:2).

Barcelonas hausgemachte Probleme

An den Interna, die an die Öffentlichkeit gelangen, lässt sich beim FC Barcelona jeweils ablesen, wie es um den Klub gerade bestellt ist. Aktuell gibt es demzufolge Spannungen an verschiedenen Fronten. Mal wird ein Disput zwischen Spielern und Trainer öffentlich, mal sieht sich die Vereinsführung der schweren Anschuldigung ausgesetzt, ehemalige und aktuelle Mitarbeiter gezielt und in professionellem Stil diffamiert zu haben. Ausserdem soll Messi Präsident Bartomeu lieber früher als später entmachtet sehen wollen und - wie so oft, wenn die Dinge nicht nach seinem Gusto laufen - mit einem Abgang kokettieren.

Ideale Bedingungen für sportliche Erfolge sind das nicht. Während Real seit dem Neustart siebenmal gewann, lieferte der FC Barcelona erst am Sonntag beim 4:1 in Villarreal wieder einmal eine richtig überzeugende Vorstellung ab. Selbst Antoine Griezmann, der an der Seite von Messi und Luis Suarez oft wie ein Fremdkörper wirkt, setzte sich positiv in Szene. Sein 3:1 vor dem Halbzeitpfiff, der gefühlvolle Heber von der Strafraumgrenze via Lattenunterkante ins Tor nach Absatz-Ablage von Messi, dürfte es in die Jahres-Highlights schaffen. Der Treffer war noch schöner als Suarez' 2:1 zuvor. Auch der Uruguayer hatte Villarreals Keeper Sergio Asenjo von der Strafraumgrenze überlistet, mit einem herrlichen Schlenzer ins entfernte hohe Eck.

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