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Die Grasshoppers vor dem Saisonstart in der Challenge League

Die Grasshoppers starten in der Challenge League ein neues Kapitel. Aber ist der Klub bereit für den Turnaround? Interims-Präsident Andras Gurovits ist an vielen Fronten gefordert.

Agentur
sda
19.07.19 - 11:55 Uhr
Fussball

Das Worst-Case-Szenario, die Liquidation, konnte abgewendet werden. Aber die Lage bleibt angespannt bei den Grasshoppers. Dank den Millionen-Zuschüssen von Stephan Anliker und Peter Stüber, den beiden Hauptaktionären, ist die Finanzierung für diese Saison gesichert. Wie es danach weitergeht, ist offen. «Das Thema ist nicht neu. Neu ist nur die Liga, in der wir spielen», sagt Andras Gurovits, der sich «eher nicht» als längerfristigen Präsidenten sieht und von einer Übergangsphase spricht.

GC, der Rekordmeister, ist gerade dabei, sich aufzurappeln. Nach dem Abstieg glich der Klub einem Scherbenhaufen. «Es ist ein offenes Geheimnis, dass es Unstimmigkeiten gab», sagt Gurovits mit Verweis auf die Vergangenheitsform in seiner Aussage. Es bedurfte diverser Kraftakte der verbliebenen Führungsfiguren, um zumindest die kurzfristige Zukunft zu sichern und sich für die Challenge League aufzustellen. Vor dem Saisonstart am Samstag gegen Aufsteiger Stade Lausanne-Ouchy steht die Frage: Was ist möglich in der Challenge League mit dieser Mannschaft - nach all den Negativ-Ereignissen der letzten Monate?

Gurovits tut sein Möglichstes. Fast pausenlos ist der Anwalt und passionierte Ruderer derzeit im Einsatz, «sieben Tage die Woche, weil ich ja auch noch einen angestammten Beruf habe», sagt er. Die Situation stellt auch seine Familie auf die Probe und kann deshalb keine Dauerlösung sein. Immerhin: Die dringlichsten Aufgaben im Klub liessen sich so bewältigen. Mit Elio Keller fand man einen Geschäftsführer und Nachfolger für Manuel Huber, mit dem Trio Uli Forte (Trainer), Paul Bollendorff (Chefscout) und Timo Jankowski (Ausbildungschef) konnte die sportliche Leitung geregelt und die Mannschaft zusammengestellt werden, die in der Challenge League für eine Imagekorrektur sorgen soll.

«Wir haben vieles gemacht, aber es gibt auch noch vieles zu tun», sagt Gurovits, wobei die Pendenzen vor allem die Komplettierung des Verwaltungsrats und die Suche nach einem valablen Präsidenten betreffen. Auf sportlicher Ebene sei man bereit. «Der Stamm der neuen Mannschaft steht. Jetzt brennen wir darauf, dass es losgeht und wir sehen, wo wir stehen.»

Gemessen am Budget, das nicht wie ursprünglich geplant 20 Millionen, sondern 13,6 Millionen Franken beträgt, ist GC auch in abgespeckter Form der Krösus der Challenge League. Dennoch will sich Gurovits nicht auf die Äste hinauslassen. «Ich hoffe natürlich, dass wir vorne dabei sind. Aber eine Prognose wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös.» Sein Gefühl sage ihm, dass die Talsohle mit dem Abstieg erreicht sei und man sich jetzt auf einem guten Weg befinde. «Ich spüre, dass etwas wächst», so Gurovits. Nun gelte es, sich den Erfolg hart zu erarbeiten.

Gurovits geht mit gutem Beispiel voran. Seit diesem 5. Juni, als Stephan Rietiker nach nicht einmal zehn Wochen desillusioniert als Präsident demissioniert hat, versucht er den Klub zu kitten. Er ist der Mann in der Not, ins Amt des interimistischen Präsidenten gerutscht, weil er im Zuge des Zerfalls das letzte verbliebene Mitglied im Verwaltungsrat war und er «in dieser Situation schlecht nein sagen» konnte.

Gurovits, im Hauptberuf renommierter Anwalt mit Mandaten unter anderem beim Sportgerichtshof CAS und dem Internationalen Eishockeyverband IIHF, sagt über die schwierigen letzten zehn Wochen: «Es herrschte lange eine grosse Unsicherheit. Auch die Liquidation des Profibetriebs war ein Szenario. Dass eine Lösung gefunden wurde, war eine Erleichterung und gab uns einen Energieschub.»

Jetzt gehe es darum, eine gute Saison zu spielen und jene Tugenden zu zeigen, für die GC stehen will: «Erfolg durch Arbeit - viel und harte Arbeit». Die junge Mannschaft um die routinierten Rückkehrer Veroljub Salatic und Nassim Ben Khalifa soll seinem Beispiel folgen und die Gunst der Fans zurückgewinnen. Zum Auftakt tut sie dies wegen einer Altlast indes ohne Publikum. Mit dem letzten Geisterspiel soll mit der Vergangenheit endgültig abgeschlossen werden.

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