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Der Anfang war super, aber dann …

… haben die Kroaten gegen Frankreich mit 4:2 Toren verloren. Im Churer «Edelweiss» war man etwas traurig.

Pierina
Hassler
16.07.18 - 04:30 Uhr
Fussball

Im grossen Stadion in Moskau sassen gestern Nachmittag um 17 Uhr rund 80 000 Zuschauer. Inklusive der kroatischen Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic und Monsieur le Président Emmanuel Macron. Im kleinen Stadion «Edelweiss» in Chur genossen etwa 30 Personen das WM-Finalspiel Frankreich gegen Kroatien. Inklusive dem Wirt des «Edelweiss», Igor Zunic, und einer Dame namens Lilliane, dem einzigen Fan der französischen Equipe vor Ort. Sie war dann am Schluss auch die einzige Siegerin in der voll besetzten Miniarena. Die restlichen 29 Gäste des Restaurants «Edelweiss» waren ganz klar für die Kroaten.

Leise Töne

Rückblende, eine halbe Stunde vor Spielbeginn: Normalerweise ist das «Edelweiss» in der Churer Storchengasse am Sonntag zu. «Aber nicht, wenn die Kroaten im Final stehen», sagt Zunic. Zusammen mit seiner Frau Lisa hat er das Restaurant für das Spiel der Spiele fit gemacht: Den Fernseher hat er vor dem Lokal auf einen Tisch gestellt. Sämtliche Stühle stehen in Reih und Glied. Ein paar Sonnenschirme – und die Stimmung? «Einfach super», sagt Marko, ein kroatisch-schweizerischer Doppelbürger. «Ich schaue viel lieber hier TV als daheim.» Er hat sich einen Stuhl in der zweiten Reihe reserviert. Sein Stuhlnachbar bestellt ein grosses Bier.

Zunic rennt ins Restaurant, holt das Bier, bringt es raus. Dann noch ein Grosses für einen anderen Gast. Zunic rennt. Das Spiel beginnt in ein paar Minuten, und man sieht dem Wirt die leise Ungeduld an. Ja nicht den Anfang des Spiels verpassen!

Endlich, es geht los. Zunic summt bei der kroatischen Nationalhymne leise mit. Niemand will ein Bier. Irgendwie lösen seine leisen Töne Respekt aus. Die Gäste schauen andächtig auf den Bildschirm. Einige drücken die Daumen. Andere reissen aus lauter Nervosität ein paar Witze. Nach sieben Minuten und 30 Sekunden Spielzeit sagt Zunic: «Bis jetzt bin ich sehr zufrieden.»

Erst der Regen, dann der Elfmeter

Nach acht Minuten und 25 Sekunden fallen die ersten Regentropfen. Lilliane, die Frau, die für die Franzosen schwärmt, stört dies nicht gross. Sie sitzt drinnen und schaut den Match auf ihrem Handy. «So habe ich meine Ruhe», sagt sie. Von draussen dringen laute Schreie ins Restaurant: Mario Mandzukic erzielt ein Eigentor, 1: 0 für Frankreich. Gespielt sind 19 Minuten. Zunic schüttelt den Kopf, ist aber nicht beunruhigt.

Zehn Minuten später hallt riesiger Jubel durch die Churer Altstadt. Ivan Perisic gleicht die Partie in der 29. Minute wieder aus. Zunic und seine Gäste sind aus dem Häuschen. Lilliane schmunzelt vor sich hin – als ob sie wüsste, was da noch kommt. Beispielsweise der Elfmeter in der 38. Minute gegen Kroatien: Antoine Griezmann verwertet souverän. Frankreich führt mit 2:1.

Getränke wären für einmal gratis – wenn …

In der Pause servieren Zunic und seine Frau allen Fussballfans Schinkengipfeli und verschiedene Canapés. «Wenn wir gewinnen, sind alle Getränke gratis», sagt Zunic. Nach der Pause gehts dann aber Schlag auf Schlag: In der 59. Minute schiesst Paul Pogba das 3:1 für Frankreich.

Sechs Minuten später trifft Kylian Mbappé zum 4:1 für die Franzosen. Zunic schüttelt den Kopf. Der Kroate Mario Mandzukic trifft in der 69. Minute zwar noch das Tor. Aber das wars, Kroatien hat das WM-Final verloren.

Im «Edelweiss» regt sich niemand auf. Lilliane freut sich zwar ein bisschen mehr als der Rest. Aber Zunic bringt es auf den Punkt: «Enttäuscht bin ich nicht, aber ein bisschen traurig schon. Es wäre schön gewesen.»

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