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Kroate glaubt an den WM-Titel

Die Spannung steigt. Die Kroaten im Linthgebiet fiebern dem WM-Final entgegen. Einer von ihnen ist Igor Zajc aus Rapperswil-Jona. Auf den Match wird sich der Doppelbürger mit einem Töffrennen einstimmen.

Milena
Caderas
14.07.18 - 04:30 Uhr
Fussball
Igor Zajc aus Rapperswil-Jona hat den WM-Kalender sorgfältig nachgeführt.
Igor Zajc aus Rapperswil-Jona hat den WM-Kalender sorgfältig nachgeführt.
MILENA CADERAS

Igor Zajc trägt ein weiss-blau-rotes T-Shirt. Auf der Brust prangt auf Kroatisch der Spruch «Das Spiel hört nie auf», auf dem Rücken die Zahl 98. Am Sonntag wird es für die kroatische Mannschaft die Retourkutsche für die Niederlage der Kroaten im WM-Halbfinal 1998. Daran glaubt Igor fest.

Er ist ein Secondo. Einer seiner beiden Pässe ist ein kroatischer. Aufgewachsen ist Igor am Zürichsee. Die Sommerferien hat der 38-Jährige jeweils bei den Verwandten in Dalmatien verbracht. Er erinnert sich gerne ans Baden im Meer.

Kroatien: Eine Sportnation

Fussball hat er damals auch gerne gespielt. Kroatien sei eine Sportnation, sagt Igor über das Heimatland seiner Eltern. Schliesslich sei es schon erstaunlich, dass ein Land mit nur gerade vier Millionen Einwohnern, also knapp halb so viel wie die Schweiz, so viele Weltklassespieler hervorbringt. Wobei Kroatien auch über eine grosse Diaspora auf der ganzen Welt verfügt. In der Schweiz bestens bekannt ist Mittelfeldspieler Ivan Rakitic, der im Aargau aufwuchs. Rund 30 000 Kroaten leben in der Schweiz – Doppelbürger wie Igor nicht eingerechnet.

Heute gehört neben dem Sport das Reisen zu seinen Hobbys. Mittlerweile hat er entfernte Gegenden besucht – etwa China, Kolumbien oder Australien. Das Entdecken fremder Kulturen macht ihm grosse Freude. «Ich gehe mit offenen Augen durchs Leben.»

Die WM in Russland hat er intensiv verfolgt. Die Spiele der kroatischen und Schweizer Mannschaft hat er natürlich alle gesehen. «Den Schweizern hat leider der Elan gefehlt», kommentiert Igor. Die Luft sei leider ziemlich bald draussen gewesen. Deutlich mehr Gefallen hat er am Spiel der Kroaten gefunden. Besonders imponiert hat ihm deren Kampfgeist. Nur wer alles gebe, schaffe es, in einem Turnier dreimal eine Verlängerung für sich zu entscheiden, wie es Kroatien gelungen ist.

Der Einsatz wurde mit dem ersten Finaleinzug bei einer Weltmeisterschaft belohnt. Nach dem Sieg im Halbfinal gegen England ist ausgiebig gefeiert worden. Sein Cousin habe ihm von sehr langen und sehr lauten Feiern auf den Strassen Zagrebs erzählt. In der kroatischen Hauptstadt müsse die Nacht zum Tag geworden sein. Auch in der Schweiz wurde gefeiert. «Am nächsten Morgen habe ich verschlafen», gesteht Igor.

Herzblut für Motorsport

Die grosse Leidenschaft des gelernten Maschinenmechanikers neben dem Fussball ist der Motorsport, insbesondere Moto GP-Rennen der Motorradweltmeisterschaft. Im Februar hat er zusammen mit Freunden den Mugello Club Rapperswil-Jona gegründet. Zu den neun Mitgliedern des Vereins gehören unter anderem ein Sarde, ein Argentinier, ein Spanier, ein Serbe und ein Ungar. «Wir sind eine gute Truppe», sagt Igor und versichert, dass beim Moskauer Final alle mit Kroatien mitfiebern werden. Gemeinsam verfolgen sie regelmässig die Rennen ihres Stars Valentino Rossi – meistens am TV. Sie sind aber auch schon beim Grossen Preis von Italien in Mugello live dabei gewesen. Auf der Hinfahrt haben sie dabei auf einer italienischen Raststätte den Berner Rennfahrer Tom Lüthi kennengelernt. «Ein sehr sympathischer Sportler.» Die Gruppe hat sich gar einen kleinen Spass daraus gemacht, herauszufinden, wer zuerst am Rennort ankommt: Profi oder Fans?

Prognose: ein knapper Sieg

In diesen Wochen rückt der Motorsport in den Hintergrund. Mit dem Endspiel Frankreich–Kroatien steht der Turnierhöhepunkt bevor. «Die Franzosen spielen sehr gut», sagt der schweizerisch-kroatische Doppelbürger in seiner Wohnung in der Nähe des Zeughausareals. Objektiv betrachtet sieht er sie als Favoriten. Sein Herz aber schlägt selbstverständlich für den Adria-Anrainer. «Beides wären würdige Weltmeister», so Igor.

Schon fünfmal hätten die beiden Nationalmannschaften gegeneinander gespielt. Bislang habe Kroatien noch nie gewinnen können. «Da muss am Sonntag das Glück doch auf unserer Seite sein», sagt er und schmunzelt. Sein Tipp: ein knapper Sieg für Kroatien.

Am Sonntag treffen sich die Freunde vom Mugello Club in ihrem Clubraum, einer umgebauten Garage. Auf einer Grossleinwand werden sie zuerst das Motorennen am Sachsenring verfolgen und dann auf Fussball umschalten. Vielleicht schaffen sie es auch, am See ein kleines Zelt aufzustellen. Bei schönem Wetter könnte das ein unvergesslicher Sommerabend am Zürichseeufer werden. Grilliert wird auf jeden Fall. Das Bier liegt auch schon mal im Kühlschrank bereit – entweder zum Trost oder für die grosse Weltmeister-Party.

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