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Vom traurigen Ende einer Liebesgeschichte aus Davos

Die neue Stelle des ehemaligen Davoser Kult-Trainers Arno del Curto hat nicht nur die Medien in Aufruhr versetzt. Auch an Eishockey-Fans ist der Wechsel zu den ZSC Lions nicht spurlos vorbeigegangen. Zwei Fans haben gar in die Tasten gehauen - und zwar auf eine ganz spezielle Art. Hier kommt das Ergebnis.

Südostschweiz
16.01.19 - 05:46 Uhr
Eishockey
SCHWEIZ EISHOCKEY ZSC TRAINING
Arno del Curto trainiert neu die ZSC Lions.
MELANIE DUCHENE

Liebe ist manchmal kompliziert. Liebe ist manchmal hart. Und leider hält sie nicht immer an.

Nach mehr als 22 Jahren ging unsere Beziehung zu Ende. 22 Jahre voller toller Momente. Du hast mich aus dem Tief geholt. Mir neues Lebensgefühl gegeben. Mich zu Höchstleistungen getrieben und auch in den schlimmsten Momenten die richtigen Worte gefunden. Wir waren ein Traumpaar. Unzertrennlich. Niemand konnte sich uns ohne den anderen vorstellen. Und doch kam es eines Tages so weit. Wir wussten, dass dieser Moment kommen musste. Wir ahnten, dass es bald sein würde.

Das letzte Jahr war holprig, und das verflixte 22. Jahr gab uns den Rest. Wir haben gekämpft bis zum Schluss, aber es nützte nichts mehr. Du warst der Mutigere von uns beiden und hast den Schritt gewagt, nach unserem schönsten Wochenende seit Langem warst du plötzlich weg. Mich allein gelassen, in der tiefsten Krise der letzten Jahre.

Dich zu verlieren, Arno, war wie meine erste grosse Liebe zu verlieren.

Das ist nun gut zwei Monate her. Ich versuchte nach vorne zu schauen, traf mich mit verschiedenen Personen, lenkte mich ab. Versuchte mit Altbekannten die Flamme wieder zu entfachen, mein Lebensgefühl zurückzuholen. Doch nichts klappte. Ich trauerte Dir nach. Mein ganzes Umfeld trauerte Dir nach.
Dann kam Harijs. Durch seine Ruhe schöpfte ich wieder neue Hoffnung. In der Altjahreswoche lief ich mit Schmetterlingen durch die verschneite Winterlandschaft in Davos, träumte bereits von einem abenteuerlichen Frühling und neuen Erfolgen, beruflich und privat. Alles war neu, alles war spannend, alles war aufregend und doch irgendwie vertraut. Ruhe schien einzukehren.
Was Du wohl machst?
Ich weiss es nicht. Ich höre nichts von Dir, niemand weiss, was Du machst, wo Du bist. Ich kann Dich nicht auf Social Media stalken, ans Telefon gehst Du auch nicht. Ich gewöhne mich an diese neue Situation – ein Leben ohne Dich. Ein Leben mit meinem neuen Partner.

«Ich liebe den ZSC, ich liebe Zürich. Ich glaube, mein Kopf ist frei.» Arno Del Curto am 14.01.2018

Und dann das. Nach zwei Monaten höre ich die Neuigkeiten. Alle scheinen es zu wissen, bevor ich davon erfahre. Die Zeitungen sind voll. Ich bekomme Anrufe, E-Mails, ja sogar altmodische SMS. Du hast eine Neue. Und nicht irgendeine Neue. Nein, Du hast das komplette Gegenstück von mir gewählt. Sie ist städtisch, hat Geld und eine stabile Lebenssituation. Eine alte Flamme von Dir, die Du nie ganz vergessen konntest. Es gab schon immer Gerüchte über Euch beide. Jemand fragt, wie es mir dabei geht. Die Frage ist eigentlich überflüssig.

Erst gerade habe ich sie gesehen. Habe über sie triumphiert, kam mit gutem Gefühl nach Hause. Und dann so was. Die alte Wunde bricht wieder auf. Egal wie jung ich mich gehalten habe, wie interessant und spannend unsere jährlichen winterlichen Höhenflüge waren. Was habe ich falsch gemacht? Was hätte ich anders machen können? Hast Du Deine neue Liebe wirklich erst zwölf Stunden vor Deiner öffentlichen Verkündigung wieder getroffen?

Am 23. Februar treffen wir uns wieder. Bis dahin muss ich lernen, damit umzugehen, dass Du mit einer Anderen in unser Zuhause – in welchem wir 22 Jahre lang glücklich waren – kommen wirst. Du kommst nur als Gast. Und Du wirst als Gast gehen. Wir werden uns drei Küsschen geben und uns gegenseitig das Beste wünschen.

Ich werde mich von meiner besten Seite zeigen, das Wohnzimmer dekorieren. Blau-Gelb. Getränke servieren. On the Rocks. Aber das Rahmenprogramm werden wir bestimmen. An diesem Abend wollen, ja müssen wir die Gewinner sein. Wir werden Euch zur Türe begleiten, verabschieden, vielleicht eine Umarmung, Euch einen guten Nachhauseweg nach Zürich wünschen. Aber die drei Punkte, die bleiben bei uns. Und irgendwo, tief in mir drin, wird etwas Schadenfreude aufkommen. Ich merke, ich bin über Dich hinweg.

Spätestens an diesem Abend beginnt mein neuer Lebensabschnitt. Ein Schritt in die Zukunft, eine Zukunft mit Harijs. Er gibt mir Halt, wo keiner ist. Er gab mir Ruhe, als alles laut war. Und ich träume bereits von den nächsten 22 Jahren.

Nina Meroni, Yannick Kramm

Auch Euch hat der Wechsel berührt, genervt oder vielleicht auch entsetzt? Wir freuen uns über weitere Zuschriften an online@suedostschweiz.ch.

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Gut geschrieben. Wenn man bedenkt, dass sicher 50% der HCD Fans noch nie einen anderen Trainer als ADC erlebt haben. Ich kenne zwar den HCD noch unter Mats Waltin, Lance Nethery, Joshi Golonka, Ron Ivany, Dan Hober, Glen Wiliamsson, Gery Diethelm, Craig Sarner, Ron Wilsson und auch an Paul-André Cadieux mag ich mich noch schwach erinnern. Und dennoch laufen die 22 Jahre wieder an mir vorbei. Man wusste, dass der Tag X ohne Arno kommen würde, irgendwann, irgendwo. Aber jetzt wo es Realität ist, herrscht eine Leere.

Es ist richtig, dass Arno den Job bei den Züri-Chätzli angenommen hat. Die Karriere mit einem solchen Abgang in Davos zu beenden wäre ihm und seinem Lebenswerk unwürdig gewesen. Und als Hockeyverrückter muss er ja wieder etwas machen. Die Frage und gleich Hoffnung für ihn ist jedoch, ob und dass er glücklich bleibt.

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