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Ein Sieg als Balsam auf die Wunden

Die SC Rapperswil-Jona Lakers leben noch: Mit einem mutigen und beherzten Auftritt schlagen sie den Leader aus Biel 5:4 (2:1, 1:2, 1:1, 1:0) nach Verlängerung.

Ruedi
Gubser
17.11.18 - 01:45 Uhr
Eishockey
Casey Wellman ist Matchwinner gegen Biel.
Casey Wellman ist Matchwinner gegen Biel.
Keystone

Wer sagt denn, die SCRJ Lakers können keine Tore schiessen? Wer sagt denn, die Lakers können nicht gewinnen? Wer sagt denn, die Lakers seien nur noch ein Schatten der vergangenen Saison? Am Freitagabend wurden diese Kritiker eines Besseren belehrt. Ausgerechnet gegen den Leader aus Biel gelangen den Lakers gleich fünf Tore – so viele in einem Spiel wie noch nie in dieser Saison oder ein Viertel der gesamten Torausbeute in dieser Saison.

Nach der mutlosen und uninspirierten Darbietung am Dienstag in Lausanne (1:6-Niederlage) zeigten die Rapperswil-Joner gegen Biel ein anderes Gesicht, eines, das an das Team der letzten Saison erinnerte. Es trat gegen den Leader ohne (zu) grossen Respekt auf, dafür mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen – woher die Männer das auch immer genommen hatten – und einem riesigen Kämpferherzen.  Einziges Manko war lediglich die Verwaltung  des Vorsprungs. Viermal hatten die Lakers geführt, viermal brauchten die Bieler nicht all zu lange, um den Ausgleich wieder herzustellen.

Standing Ovation für Wellman

Die fünfte Führung konnten die Bieler nicht mehr aufholen, Casey Wellman sorgte mit seinem zweiten Treffer für die Entscheidung. Dieses Tor riss die Lakers-Fans von den Sitzen, eine Standing Ovation war den Spielern gewiss, Wellman musste eine Ehrenrunde nach der anderen absolvieren. Dies alles hatten sich die Lakers verdient – so wie die zwei Punkte.

Dabei war längst nicht alles rund gelaufen. In der ersten Drittelspause streikte die Eismaschine (gut hat die Stadt die Anschaffung einer neuen im Budget), danach geriet der Motor der Lakers ins Stocken, in der Defensive wurden sie fehleranfälliger, und 1:47 Minuten vor Ablauf der 60 Minuten handelten sie sich eine Strafe wegen zu vielen Spielern auf dem Eis ein.

Am Freitag hatten jedoch auch solche Dinge keinen negativen Einfluss auf die Lakers. «Im Angriff haben meine Spieler einen sehr guten Job gemacht», lobte Lakers-Coach Jeff Tomlinson. Diese Leistung und der Sieg habe seinen Spielern gezeigt, dass sie Eishockey spielen und gewinnen können. Das sollte ihnen Auftrieb geben. Wie auch die Feststellung, dass Schlüsselspieler wie Wellman und Kristo langsam in Fahrt kommen.

«Im Angriff haben meine Spieler einen sehr guten Job gemacht»
Jeff Tomlinson, Lakers-Trainer

Wie so oft in den Spielen zuvor schlichen sich ab dem zweiten Drittel aber wiederum vermehrt Unkonzentriertheiten und vermeidbare Fehler ein. Die flüssigen Kombinationen der ersten 20 Minuten waren in der Garderobe geblieben, ebenso der Mut, munter nach vorne zu spielen. «In der Defensive waren wir teilweise überfordert. Biel hatte viel zuviel Puckbesitz in unserer Zone», bemängelte Tomlinson. Trotzdem schafften die Lakers erneut die Führung. 15 Sekunden vor Ablauf der Strafen gegen die Bieler  Rajala und Pedretti schoss Kristo auf Zuspiel von Wellman das 3:2 (32.). Knapp drei Minuten später war der Spielstand aber erneut ausgeglichen.

Allein an den Umstellungen, die Trainer Jeff Tomlinson im Vergleich zur dürftigen Vorstellung seines Teams in Lausanne vornahm – Rizzello und Hüsler auf die Tribüne, dafür Primeau und Lindemann auf dem Eis – konnte es nicht gelegen haben, dass die Lakers gegen Biel eine derart starke Leistung hinlegten. Da muss noch etwas anderes passiert sein in den Köpfen der Lakers. Die Botschaft ihres Trainers, der von seinen Spielern mehr Mut gefordert hatte, schien den Weg von den Ohren zum Hirn gefunden zu haben.

Erinnerungen werden wach

Über weite Strecken des Spiels war bei den Lakers nichts zu sehen von einer Verunsicherung, die nach nur zwei Siegen in 18 Spielen nachvollziehbar gewesen wäre. Die Lakers spielten frisch von der Leber weg, trugen ihre Angriffe gradlinig vor und erinnerten an das Team, das vergangene Saison im Schweizer Cup Lugano, Zug und Davos zerzaust hatten. Da hatten auch die vier Ausgleich der Bieler, der erste nur 70 Sekunden nach der frühen Lakers-Führung keinen negativen Einfluss nehmen können. Die Lakers spielten mutig, beherzt und mit wachem Geist. In der 11. Minute ahnte Kristo einen Pass der Bieler voraus, bediente Wellman, der Hiller zum 2:1 überwand. Die Standing Ovation des Publikums nach den ersten 20 Minuten hatten sich die Rapperswil-Joner tatsächlich verdient. Es sollte nicht die letzte Standing Ovation an diesem Abend gewesen sein.

Rapperswil-Jona – Biel 5:4 (2:1, 1:2, 1:1, 1:0) n.V.
3624 Zuschauer. – SR Eichmann/Fonselius, Pitton/Wolf.
Tore: 1. (0:41) Berger 1:0. 2. (1:51) Rajala (Pouliot, Tschantré/Ausschluss Brem) 1:1. 11. Wellman (Kristo) 2:1. 22. Salmela (Brunner) 2:2. 32. Kristo (Wellman/Ausschlüsse Pedretti, Rajala) 3:2. 35. Brunner (Earl) 3:3. 47. Casutt (Spiller, Knelsen) 4:3. 52. Tschantré (Riat, Diem) 4:4. 64. (63:09) Wellman (Casutt) 5:4.
Strafen: 3mal 2 Minuten gegen Rapperswil-Jona, 4mal 2 plus 10 Minuten (Rajala) gegen Biel.
Rapperswil-Jona: Nyffeler; Gähler, Profico; Gilroy, Berger; Iglesias, Schmuckli; Hächler, Maier; Kristo, Schlagenhauf, Wellman; Mosimann, Mason, Brem; Spiller, Knelsen, Casutt; Primeau, Ness, Lindemann.
Biel: Hiller; Kreis, Salmela; Fey, Sataric; Moser, Maurer; Dufner, Diem; Pouliot, Pedretti, Rajala; Brunner, Fuchs, Earl; Riat, Tschantré, Hügli; Schmutz, Neuenschwander, Lüthi.
Bemerkungen: Rapperswil-Jona ohne Helbling (verletzt) und Aulin (überzähliger Ausländer), Biel ohne Egli, Forster (beide verletzt) und Küenzle (krank). – Brunner scheitert mit Penalty an Nyffeler (40. Minute).

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