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Die Bauchef-Frage spaltet die politischen Lager der Stadt

Mitte-Links setzt weiter auf Thomas Furrer als Bauchef von Rapperswil-Jona. SVP und FDP wollen einen Wechsel.

Pascal
Büsser
31.08.20 - 10:45 Uhr
Politik
Wer lacht am Ende? Thomas Furrer (l.) und Christian Leutenegger buhlen ums Bauamt.
Wer lacht am Ende? Thomas Furrer (l.) und Christian Leutenegger buhlen ums Bauamt.
MANUELA MATT/ZVG

Soll Thomas Furrer eine dritte Amtszeit als Bauchef von Rapperswil-Jona antreten? Oder braucht es einen Neuanfang mit Christian Leutenegger? Diese Frage spaltet die politischen Lager in Rapperswil-Jona vor der Wahl vom 27. September. Mitte-links setzt auf Amtsinhaber Furrer. SVP und FDP wollen dagegen Christian Leutenegger ab 2021 im Stadtrat sehen.

CVP hält zu Amtsinhaber

Formell sind beide parteilos. Furrer war vor seiner Zeit in Rapperswil-Jona allerdings in der SP. Auch Leutenegger bekennt sich zu keiner Partei, trat aber von Beginn weg mit Support von FDP und SVP an.

Dass SP und Grüne Furrer unterstützen, überrascht insofern politisch nicht. Weniger erwartet werden konnte das klare politische Bekenntnis der CVP zum Amtsinhaber. Deren Mitglieder haben sich «nach sorgfältiger Abwägung und Diskussion einstimmig für Furrer ausgesprochen», teilt die Partei mit.

Furrer sei der Richtige, um «wichtige Bauprojekte, die verkehrliche Entwicklung oder die Zonenplanrevision in die richtigen Bahnen zu lenken», meint die CVP. Weiter habe Furrer im Hearing mit einer «klaren Positionierung zu Sachfragen und seiner profunden Kenntnis der Rahmenbedingungen und Abläufe in Stadt und Kanton» überzeugt. Dem Herausforderer Christian Leutenegger attestiert die CVP «guten Willen» und eine «integre Persönlichkeit». «Er konnte letztlich aber nicht darlegen, worin sein konkreter Mehrwert besteht», so die CVP. Er sei «in seinen Aussagen insgesamt wenig aussagekräftig und vage» geblieben. Es fehlten ihm zudem Erfahrung in Verwaltung und Politik. Bis er sich eingearbeitet habe, drohe ein Stillstand, den sich die Stadt nicht leisten könne.

FDP-Präsident findets «peinlich»

FDP-Präsident Markus Gisler versteht die Welt nicht mehr. Die Spitzen von FDP, SVP und CVP hatten Leutenegger im Frühling zu sechst angehört. Laut Gisler sei die einhellige Meinung gewesen, dass es im Bauamt einen Wechsel brauche und Leutenegger der richtige Mann sei. Dieser verstehe als diplomierter Baumeister etwas vom Bauen und habe hervorragende Referenzen als Führungsperson.

Die Führung sieht Gisler als grosse Schwäche von Furrer. Das Vertrauen in den Bauchef sei nach den gescheiterten Grossprojekten in dieser Legislatur nicht mehr da. Gleich sieht das die SVP, die Furrer zudem «fehlendes Herzblut für die Stadt» attestiert, wie Präsident Hans Peter Rathgeb meint.

Dass die CVP offiziell nun eine völlige andere Position vertrete als die Parteispitze im Vorfeld der Nominierung, findet FDP-Präsident Gisler «peinlich». CVP-Präsident Ivo Reichenbach dementiert derweil, dass er sich von Beginn weg auf Leutenegger festgelegt habe. «Dass ich mich ohne parteiinterne Absprache für einen Kandidaten ausspreche, ist abwegig.» Bei den gescheiterten Grossprojekten müsse Furrer als Bauchef den Kopf hinhalten. Er sei aber nicht der Alleinverantwortliche.

SP, Grüne und GLP ringen mit sich

Zu keiner Empfehlung durchringen konnte sich die GLP. Furrer zeichne die Expertise in Raumplanungsfragen sowie seine Erfahrung als Stadtrat aus, teilt die Partei mit. Er habe jedoch wichtige Projekte nicht oder nur mit grossen Problemen vorangebracht. «Auch im Klimaschutz, bei Artenvielfalt und nachhaltiger Mobilität hätte sich die Partei mehr sichtbare Erfolge gewünscht», schreibt die GLP. Präsident Andreas Bisig spricht von einer «enttäuschten Liebe». Bei Leutenegger bemängelt die Partei die mangelnde Erfahrung mit politischen Prozessen und das bisher fehlende Engagement in der Stadt. Inhaltlich sei er am Hearing vage geblieben.

Die SP spricht sich derweil für Furrer aus. Aufgrund seiner Ausbildung und Erfahrung als Raumplaner sei er prädestiniert für Leitung der Ortsplanungsrevision, einem der wichtigsten anstehenden Geschäfte. Zudem sei er politisch näher bei der SP als Leutenegger, sagt Co-Präsident Daniel Kamm. Zwar sei man teils enttäuscht von Furrers Leistungen und seiner geringen Selbstkritik. Leutenegger traue man das Amt auf Basis des Hearings aber nicht zu.

Zu einer Empfehlung für Furrer durchringen mussten sich auch die Grünen. «Mit klaren Forderungen im Falle einer weiteren Amtszeit», wie Co-Präsidentin Colette Peisker sagt. Diese werde man noch mitteilen.

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Guet Nacht!

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