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Ein modellhaftes Projekt der Gemeinde Ilanz/Glion

2014 schlossen sich 13 Gemeinden zur Grossgemeinde Ilanz/Glion zusammen. Durch die Fusion verstärkte sich der Trend, dass sich Menschen vom Dorfleben ins Private zurückziehen. Nun startet die Gemeinde ein neues Projekt, um dem Trend entgegenzuwirken.

Südostschweiz
24.05.20 - 04:30 Uhr
Politik
Ilanz
Die Fusion von 13 Gemeinden zu der Gemeinde Ilanz/Glion brachte neben Gewinnen auch Schattenseiten.
PHILIPP BAER

Sechs Jahre nach der Fusion hat die Gemeinde Ilanz/Glion eine gut funktionierende Verwaltung und einen bunten Strauss an Projekten im Kocher. Wie in vielen Orten schwindet die bisherige dörfliche Identität in Ilanz. Dies aber ohne, dass eine neue Identität und Zugehörigkeit zur neuen Gemeinde schon da wäre, heisst es in einer Mitteilung. Ein erster Samen ist am 21. und 22. Juni 2019 am Abschlussfest von «refo500» gesät worden. Dieses stand unter dem Motto «Reuniun – einander begegnen und gemeinsam feiern» und war zugleich auch ein Schulfest von allen Schulstandorten, ein Volksfest und ein Fraktionenmarkt.

Unter dem Titel «Reuniun – Nus essan / Wir sind Glion/Ilanz» will die Gemeinde nun daran anknüpfen. Wie es weiter heisst, sollen dadurch die Entwicklungsmöglichkeiten von der dörflichen Nachbarschaft und der lokaler Identität langfristig gestärkt werden. Denn nachbarschaftliches Zusammenleben, soziale Integration und zivilgesellschaftliches Engagement bilden wichtige Faktoren der Wohnortattraktivität und Lebensqualität. Gerade die Corona-Krise habe dies deutlich gezeigt.

Eine neue Identität mit «Nahen» und «Fernen»

Mit dem Modellvorhaben will die Gemeinde Ilanz/Glion dem Potenzial des lokalen und gesellschaftlichen Lebens und den Bedürfnissen nachgehen. Dabei wird auch dem Umstand Rechnung getragen, dass es immer wieder die gleichen Akteure der Zivilgesellschaft sind, die das öffentliche soziale Leben mitgestalten, während die Sichtweisen der weniger Aktiven unbekannt bleiben. Das Projekt will beide Gruppen – die «Nahen» und die «Fernen» – einbinden, ihre Bedürfnisse erheben und sie zur sozialen Interaktion animieren.

Laut den Verantwortlichen soll so ein gegenseitiges Kennenlernen über dörfliche, kulturelle oder soziale Grenzen hinweg in Gang kommen. Dieser Prozess soll auch Erfahrungen der verschiedenen Traditionen, der gesellschaftlichen Strukturen und des Vereinslebens aufnehmen.

Modellhafter Ansatz

Da das Projekt ein Thema berührt, dass vor allem Fusionsgemeinden betrifft und es einen neuartigen Ansatz verfolgt, haben auch Kanton und Bund Interesse daran, wie es weiter heisst. Das Projekt gehört darum zu den 31 Vorhaben in der ganzen Schweiz, die der Bund im Rahmen des Programms «Modellvorhaben nachhaltige Raumentwicklung 2020 – 2024» ausgewählt hat. Diese 31 Projekte unterstützt der Bund in den genannten Jahren mit rund 3,9 Millionen Franken. Auch erarbeitet der Kanton Graubünden, in Zusammenarbeit mit Vertretern des Amts für Gemeinde, des Amts für Raumentwicklung und des Amts für Wirtschaft und Tourismus, Möglichkeiten, um Erkenntnisse des Projekts für andere Bereiche und Gebiete nutzbar zu machen.

Unterstützung einer Zürcher Hochschule

Das Projekt startet im Juni in einer ersten Phase mit Interviews in allen Fraktionen. Bei der Durchführung wird die Gemeinde von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften unterstützt. Aus den Antworten der Befragungen sollen in einem zweiten Schritt unter Beteiligung der Bevölkerung Umsetzungsmassnahmen entwickelt und anschliessend daraus Pilotprojekte realisiert werden. (hin)

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