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Viel Kritik an Streichung des S25-Halts

Die S25 wird ab 2022 nicht mehr in Nieder- und Oberurnen halten. Das bringt einige Landräte auf die Palme.

05.12.19 - 04:30 Uhr
Politik
Viele Nachteile: Bruno Gallati kritisiert das Vorgehen der Baudirektion.
Viele Nachteile: Bruno Gallati kritisiert das Vorgehen der Baudirektion.
DANIEL FISCHLI

Die ÖV-Massnahmen, über welche die Regierung gestern im Rahmen des Strassenprogramms 2020 orientierte, kann der Landrat nur zur Kenntnis nehmen. So entscheidet die Regierung über die Bestellung des ÖV und die Fahrpläne. Das sei ihm bewusst, so Bruno Gallati (CVP, Näfels). Trotzdem begründete er detailreich, warum er über den Beschluss zum sogenannten Eckanschluss Ziegelbrücke nicht glücklich ist. Ab Dezember 2022 wird der Anschluss zwischen der S25 Linthal–Zürich und der S4 Ziegelbrücke–Sargans–St. Gallen realisiert. Dies hat aber Konsequenzen.

Nicht um jeden Preis

Für den Entscheid wäre eine klare Kosten-Nutzen-Analyse nötig gewesen, sagte Gallati. Die S25 werde nun ab Schwanden verlangsamt, der Aufenthalt im Bahnhof Ziegelbrücke deutlich verlängert und als weiterer Nachteil der Halt am Bahnhof Nieder-/Oberurnen wegfallen. Dabei sei die S25 seinerzeit als direkte und schnelle Verbindung nach Zürich eingeführt und auch vermarktet worden.

Er bemängelte weiter, es werde nicht aufgezeigt, wie die wegfallenden Halte in Niederurnen kompensiert würden. Glarus Nord sei nicht zu einer Stellungnahme eingeladen worden, als die Regierung 2016 den Beschluss fasste, der erst diesen Oktober bekannt wurde. Auch die für 2035 geplante Kreuzungsstelle im Grosstal bringe den gestrichenen Halt nicht zurück. Lösungen seien vorausschauend zu suchen, wünschte Lokführer Gallati.

«Die Aufhebung des Haltes am Bahnhof Nieder-/Oberurnen ist ein hoher Preis», betonte auch Thomas Kistler (Niederurnen) für die SP und als Gemeindepräsident von Glarus Nord. Er habe zwar den Eckanschluss gefordert, «aber nicht um jeden Preis». Demnächst müsse der Bahnhof Nieder-/Oberurnen behindertengerecht ausgebaut werden. Zu befürchten sei, dass bei nur noch einem Halt pro Stunde und Richtung darauf verzichtet und der Bahnhof ganz geschlossen werde. Der ÖV sei ein komplexes System. Es gelte, auch die ÖV-Kommission einzubeziehen und die Gemeinde zu involvieren.

Priska Müller Wahl (Grüne, Niederurnen) schloss sich Kistler an. Auch wenn 2016 offenbar nur eine Handvoll Tage Zeit vorhanden gewesen sei, um über den Eckanschluss zu entscheiden, hätte man doch die ÖV-Kommission einbeziehen müssen. Die Grünen seien entschieden der Meinung, dass mehr Köpfe, die über Lösungen nachdenken, bessere Lösungen finden würden. Auch die Gemeinden seien einzubeziehen, wie es das ÖV-Gesetz klar verlange. Die gesetzlich vorgeschriebene Mitwirkung dürfe nicht ausgehebelt werden.

Nicht erfreut sei auch die Eternit AG. Für die Eternit-Mitarbeitenden sei der Halt in Nieder-/Oberurnen wichtig, fügte Eternit-Kadermann Franz Landolt (GLP, Näfels) an. Es bestehe die Gefahr, dass sie sonst wieder auf das Auto umsteigen.

«Es muss für alle stimmen»

Fridolin Staub (SVP, Bilten), Präsident der landrätlichen Kommission Bau, Raumplanung und Verkehr, erklärte, dass der ÖV ja nicht abgeschafft werde. Das Angebot müsse eben für alle stimmen. Der Entscheid sei ausgewogen.

Für den krankheitsbedingt abwesenden Baudirektor Kaspar Becker erklärte Landammann Andrea Bettiga, dass die Regierung die optimale Variante gewählt habe, um den geforderten Eckanschluss zu realisieren. Nieder- und Oberurnen seien auch gut mit dem Bus erschlossen.

Damit war die gestrige «Chropfleerete» beendet. Auswirkungen hat sie keine. Der Zug für den konkreten Entscheid ist längst abgefahren.

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