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Die Datenautobahn soll auch ins Glarnerland abbiegen

Der Kanton Glarus will in Sachen Digitalisierung vorwärts machen. Er hat darum eine entsprechende Vision, ein Strategiepapier und einen Massnahmenplan erarbeitet. Dieser soll 2020 in den Landrat gehen und schliesslich der Landsgemeinde zur Abstimmung vorgelegt werden.

Südostschweiz
19.11.19 - 14:55 Uhr
Politik
Die Digitalisierung soll im Kanton Glarus mit einem Massnahmenplan vorangetrieben werden.
Die Digitalisierung soll im Kanton Glarus mit einem Massnahmenplan vorangetrieben werden.
KANTON GLARUS/ISTOCK

Die Autobahn A13 - und damit die grosse Masse des Strassenverkehrs - streift den Kanton Glarus nur am Rande und braust sonst Richtung Liechtenstein und Graubünden daran vorbei. Damit das mit der Datenautobahn nicht ebenso geschieht, hat der Glarner Regierungsrat die Digitalstrategie für den Kanton und den damit verbundenen Massnahmenplan genehmigt, wie es in einer Mitteilung am Dienstag heisst. Konkret wurden 40 Massnahmen zur Umsetzung der Digitalisierungsstrategie vorgeschlagen.

In einer Analyse des Ist-Zustands wurden sieben Themenfelder und dazugehöriger Handlungsbedarf bestimmt:

Infrastruktur der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT)

Eine zukunftsfähige IKT-Infrastruktur ist eine zentrale Voraussetzung für sämtliche Bestrebungen der vorliegenden Strategie. Der Bedarf nach flexibler und von überall zugänglicher, technologischer Infrastruktur ist hoch.

Neue Technologien

Das Tempo, mit welchem neue Technologien die Marktreife erlangen, steigt zunehmend. Dazu gehören Technologien wie Blockchain, künstliche Intelligenz oder das Internet der Dinge (Internet of Things). Hier gilt es, die Auswirkungen und Potenziale stets im Auge zu behalten.

Kundenbedürfnisse

Die Ausrichtung auf die «Kunden» nimmt in der Digitalisierung einen zentralen Stellenwert ein und wird als Erfolgsfaktor für die zukünftige strategische Ausrichtung betrachtet. Es entstehen laufend neue Kundenbedürfnisse, die es zu identifizieren und zu bedienen gilt. Dies kann durch neue technische Möglichkeiten unterstützt und auch im Angebot beachtet werden.

Neue Strategien und Geschäftsmodelle

Der technologische Wandel und die veränderten Kundenbedürfnisse konfrontieren Unternehmen und Institutionen damit, ihre Kompetenzen und das Leistungsangebot zu hinterfragen. Dabei geht es auch darum, neue Kanäle und allfällige Kooperationen mit Externen zu prüfen.

Organisation, Kultur und Formen der Zusammenarbeit

Der digitale Wandel löst einen Veränderungsprozess aus, der auch die Art der Zusammenarbeit in Unternehmen und Institutionen erfasst. Dazu gehören das mobile Arbeiten sowie neue und agile Organisationsformen, die einen Fokus auf die Kollaboration und die Weitergabe von Wissen legen. Zusätzlich sind meist unterschiedliche oder geringe Kenntnisse und Fähigkeiten bezüglich der Nutzung von Geräten und Software vorhanden, welche hier adressiert werden müssen.

Marketing: Plattformen und Kanäle

Durch die steigende Datenmenge, die von Kunden, Leistungen und weiteren geschäftsrelevanten Bereichen gesammelt werden, liegt unter anderem auch eine Basis für zielgerichtetere Marketingaktivitäten vor. Zu den Möglichkeiten im Digital Marketing gehören (mobile) Plattformen, Kommunikationskanäle, Social Media und Community-Gemeinschaften, welche oft als Kontaktpunkt zum Kunden dienen und daher auf seine Bedürfnisse ausgerichtet werden sollen.

Prozesse und Automation

Insellösungen und fehlende systematische Zusammenarbeit über verschiedene Stellen führen zu langsamen und fehleranfälligen Prozessen sowie Medienbrüchen. Prozesse sollen mit Hilfe digitaler Technologien automatisiert und vernetzt und so standardisierter, schneller und effizienter gestaltet werden. Es gilt, nicht nur bestehende Prozesse zu automatisieren, sondern die Berechtigung dieser Prozesse kritisch und aus Kundensicht zu hinterfragen.

Zusätzlich führte der Kanton auch eine Umfrage unter Branchenvertretern durch, um Erwartungen und Befürchtungen kennenzulernen. Dabei habe sich gezeigt, heisst es in der Mitteilung, dass die Chancen klar überwiegen, die jüngere Generation skeptischer als die ältere sei und dass eine aktive Rolle des Kantons gewünscht werde. Er soll die Menschen für das Thema sensibilisieren, auf die Chancen hinweisen und vorhandene Ängste ernst nehmen. Dabei soll er namentlich in der Aus- und Weiterbildung und in der Anwendung von neuen Technologien eine Vorbildfunktion ausüben. Ausserdem sind digitale Weiterbildungsangebote gewünscht und auch eine flächendeckende Infrastruktur für den Transfer von Hochleistungsdaten.

Schliesslich wurden eine Vision und eine Strategie definiert:

Vision DIGLA

  • Der Kanton Glarus verfügt über schlagkräftige Strukturen, um schnell, flexibel und zielgerichtet die Herausforderungen des digitalen Wandels zu meistern.
  • Die Bevölkerung im Kanton Glarus verfügt über die notwendigen Fähigkeiten, um sich in der digitalen Welt zu bewegen.
  • Die kantonale Verwaltung nutzt die Digitalisierung und gestaltet diese nach dem Grundsatz «Digital First» aktiv mit. Die Menschen und Unternehmen nutzen digitale Dienstleistungen einfach und effizient.

Strategie DIGLA

  1. Schaffen von zukunftsfähigen Rahmenbedingungen und Prozessen zur Umsetzung der Strategie.
  2. Höhere Orientierung an Kundenbedürfnissen und Schaffen einer Kultur der Offenheit gegenüber dem digitalen Wandel.
  3. Schaffen attraktiver politischer und finanzieller Rahmenbedingungen für Wirtschaft, Bildung und Forschung.
  4. Bürger-/innen und Arbeitnehmende für den digitalen Wandel befähigen und zur Ausschöpfung von entstehenden Potenzialen aus- und weiterbilden.
  5. Schaffen einer zukunftsfähigen IKT-Infrastruktur.
  6. E-Government digital und kundengerecht ausbauen.

Auf der Kostenseite rechnet der Kanton mit einmaligen Investitionskosten von 2,75 Millionen und wiederkehrenden Kosten von 2,1 Millionen Franken. Punktuell seine Kosten für bestimmte Massnahmen aber bereits heute Bestandteil von Budgets und Finanzplänen oder in Rückstellungen enthalten. Die Zahlen seien darum noch im Detail zu verifizieren.

Die weitere Umsetzung der Strategie erfordert eine Landsgemeindevorlage, wie es weiter heisst. Die Vorlage wird voraussichtlich ein Digitalisierungsgesetz, eine Rahmenkreditvorlage, die Schaffung einer Fachstelle Digitalisierung sowie die Klärung der Frage, ob und wie die Informatik des Kantons und der Gemeinden zusammengelegt werden, beinhalten. Diese Vorlage soll bis Ende November 2020 erarbeitet- und anschliessend dem Landrat unterbreitet werden. (ofi)

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