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Merkel: Wirtschaft hat Menschen zu dienen - nicht umgekehrt

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat in Genf ein Plädoyer für menschenwürdige Arbeitsbedingungen gehalten. Menschen dürften nicht nur als Produktionsfaktoren gesehen werden, sondern müssten sich verwirklichen und ihre Talente entfalten können.

Agentur
sda
11.06.19 - 14:22 Uhr
Politik

«Die Wirtschaft hat den Menschen zu dienen, und nicht umgekehrt», sagte sagte Merkel am Dienstag bei der Jubiläumstagung zum 100-jährigen Bestehen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).

Nach Merkel sprach Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron. Ein bilaterales Treffen, etwa zu dem Gerangel um EU-Spitzenposten, war aber nicht geplant. Merkel unterstützt den CSU-Politiker Manfred Weber als neuen EU-Kommissionspräsidenten, Macron ist dagegen.

Für allgemeine Standards

Die ILO wurde 1919 gegründet, um den Weltfrieden durch eine Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen zu sichern. Sie ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Die Länder sind durch Regierungen, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände vertreten.

Sie erarbeitet möglichst weltweit anerkannte Arbeits- und Sozialstandards, die verhindern sollen, «dass sich einzelne Teilnehmer am internationalen Handel durch Abbau von Arbeitnehmerrechten und Verschlechterung der Arbeitsbedingungen Vorteile verschaffen», so die ILO.

Sozialer Fortschritt aus Wachstum

Merkel lobte die Arbeit der ILO zu den Herausforderungen durch den digitalen Wandel. Die Frage sei, wie sich menschliche und künstliche Intelligenz ergänzen könnten. Viele Menschen hätten Angst um ihre Arbeitsplätze.

«Wir müssen in unserer eng vernetzten Welt deutlich besser darin werden, aus Wirtschaftswachstum tatsächlich sozialen Fortschritt zu machen», sagte Merkel.

«Da dieses internationale System der multilateralen Zusammenarbeit im Augenblick ja in Gefahr ist, da es viele gibt, die sagen: Wir kommen alleine besser zurecht, will ich ausdrücklich sagen: Der Kompromiss ist Teil der internationalen Kooperation», sagte Merkel.

Der französische Präsident Emanuel Macron forderte einen Umbau des Kapitalismus, um die Ungleichheiten abzubauen. Die Globalisierung müsse sozialer daherkommen. Die aktuell existierende Marktwirtschaft werde immer unsozialer. Etwas funktioniere nicht mehr im Kapitalismus. Die Politik müsse angesichts einer Situation, von der nur wenige profitierten, reagieren.

Die ILO-Mitglieder wollen an ihrer Versammlung eine «Jahrhunderterklärung» verabschieden, welche die Zukunft der Arbeit im digitalen Zeitalter definieren soll.

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